Menü öffnen

Finanzierung fossiler EnergienFehlender Klimaschutz bei deutschen Banken

Blick von einem Straßenzug in Frankfurt am Main auf Drei Hochhäuser im Hintergrund.
In der Finanzmetropole Frankfurt am Main thronen die Firmenzentralen der größten deutschen Banken über der Stadt. Im rechten Hochhaus befindet sich die Zentrale der Deutschen Bank. Das mittlere Hochhaus beherbergt die Commerzbank. (Bild: Zairon, Public Domain)   

Es tut sich etwas, aber zu wenig. Trotz Klimaschutzrichtlinien investieren Deutsche Bank und Commerzbank weiterhin Milliarden in fossile Energien. Vor allem die Öl- und Gasförderung in der Arktis freuts.

19.03.2020 – Weltweit wächst die Finanzierung von Banken für fossile Energieträger – trotz Klimakrise. Wie ein internationales Netzwerk von Umweltorganisationen nun ermittelt hat, stellten Banken seit dem Pariser Klimaabkommen 2,7 Billionen US-Dollar für die 2.100 führenden Kohle-, Öl- und Gasunternehmen zur Verfügung. In der Studie „Banking on Climate Change 2020“ analysierten Experten, unter anderem vom Rainforest Action Network aus den USA und Bank Track aus den Niederlanden, die Kreditsummen und Investmentdienstleistungen der 35 global führenden privatwirtschaftlichen Banken aus Kanada, China, Europa, Japan und den USA. Jährlich gab es mehr Geld für die Fossilindustrie. Waren es 2016 insgesamt 640 Milliarden US-Dollar, lag der Finanzierungsrahmen 2019 bei 736 Milliarden.

Die Deutsche Bank bleibt wichtiger Geldgeber der Öl- und Gasindustrie

Dabei führen immer mehr Banken Klimaschutzrichtlinien ein, die vor allem auf Einschränkungen für Kohlefirmen und ihre Projekte zielen. Und tatsächlich geht die Finanzierung für Kohle langsam zurück. Gleichzeitig steigt jedoch das Finanzierungsvolumen für die Öl- und Gasindustrie. Auch die Deutsche Bank ist wichtiger Geldgeber der Öl- und Gasförderung, vor allem in der Arktis. Insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar gingen in den vergangenen vier Jahren an entsprechende Unternehmen. Und im letzten Jahr steigerte die Deutsche Bank in der Arktis ihr Finanzierungsvolumen sogar. Bei ihren Investments schreckt die Bank auch nicht davor zurück, dass die fossilen Projekte Menschen vertreiben.

Mit einer Gesamtsumme von 68,9 Mrd. US-Dollar in den letzten vier Jahren liegt die Deutsche Bank im internationalen Vergleich auf Rang 19 der größten fossilen Geldgeber. Erfreulich ist dabei, dass die Deutsche Bank die fossile Finanzierung permanent reduziert und fast halbiert hat – auf 11, 9 Milliarden US-Dollar 2019. Vor allem Kohlekraftwerksbetreiber und der LNG-Bereich erhalten weniger Geld. Das hält auch Katrin Ganswind von urgewald für ein positives Zeichen. Urgewald hat die internationale Studie durch seine Kohledatenbank Global Coal Exit List maßgeblich unterstützt.

Zugleich macht Ganswind deutlich, dass die Deutsche Bank weiterhin fünftgrößte fossile Bank in Europa ist. „Noch immer schließt sie im Kohlebereich nur die Finanzierung konkreter Projekte aus, nicht aber die Finanzierung der verantwortlichen Unternehmen. So finden sich selbst umstrittene Kohleriesen wie die indische Adani-Gruppe, der Skandalkunde von Siemens, unter den Kunden der Deutschen Bank“, so Ganswind.

Die Commerzbank expandiert, wenn auch auf geringem Niveau

Bei der Commerzbank sind die Verhältnisse anders. Zwar vergibt die Bank von allen 35 untersuchten Banken weltweit am wenigsten Gelder an fossile Unternehmen, gleichzeitig hat sich ihr Finanzierungsvolumen in den vergangenen vier Jahren mehr als verdreifacht, von 1,1 Mrd. US-Dollar im Jahr 2016 auf 3,8 Mrd. im Jahr 2019. Auch die Commerzbank investiert vermehrt in die Öl- und Gasförderung in der Arktis und unterstützt die Fracking-Industrie.

Zwar hat sich auch die Commerzbank schärfere Klimaschutzrichtlinien vor allem in Bezug auf die Kohleindustrie auferlegt, doch Ganswind kritisiert, dass einige deutsche Firmen Privilegien genießen. „Für deutsche Firmen gilt ein Schwellenwert von 30 Prozent Kohle bei der Stromproduktion. Für Bestandskunden, wie Deutschlands wichtigste Kohlefirmen RWE und Uniper, gibt es aber eine Übergangsfrist bis 2021. Einen Fahrplan, wie sie den Kohleanteil bis 2030 gegen Null sinken lässt, fehlt der Commerzbank bisher“, sagte Ganswind.

Eine weitere Analyse des WWF sieht Commerzbank und Deutsche Bank auch auf die Klimakrise selbst ungenügend vorbereitet. Es fehle eine ausreichende Strategie sich auf strukturelle Veränderungen in Industrien, die finanziellen Risiken aus sich entwertenden Vermögensgütern durch Wetterextreme und der sich abrupt wandelnden Wirtschaft zu erfassen. Die Integration von Nachhaltigkeit im Risikomanagement und bei der Produktgestaltung müsse daher dringend nachgebessert werden. mf


Mehr zum Thema


energiezukunft