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GreenwashingFossile tricksen mit CO2-Zertifikaten

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Fossiles Greenwashing (Bild: djedj / Pixabay)

Fossile Unternehmen tricksen mit CO2-Gutschriften und vermarkten sich als nachhaltig. Ihre Behauptungen offenbaren die Schwächen des Zertifikatehandels. Fossile Brennstoffe bleiben unvereinbar mit echtem Klimaschutz.

29.10.2021 – Die Debatte um CO2-Neutralität hat mitunter bizarre Auswüchse. Dazu gehört, dass immer mehr fossile Unternehmen für sich beanspruchen, CO2-neutral werden zu wollen und sogar bestimmte Produkte oder Dienstleistungen als bereits CO2-neutral bezeichnen.

Der gemeinnützige Verein Carbon Market Watch hat 18 Produkte fossiler Firmen unter die Lupe genommen, die als CO2-neutral beworben werden. Es handelt sich bei den Produkten größtenteils um LNG, also Flüssigerdgas.

Demnach bezeichnen sich immer mehr fossile Firmen als nachhaltig und bewerben ihre Produkte als CO2-neutral. Laut Carbon Market Watch tricksen die Unternehmen und missbrauchen Klimaschutzinstrumente, um ihre braun-schwarze Weste grün zu färben. Ihre Behauptungen untermauern sie mit fadenscheinigen Emissionsgutschriften, deren Herkunft und Wert zweifelhaft ist.

Grün gewaschen

Laut Carbon Market Watch legten die fossilen Unternehmen größtenteils weder offen, auf welcher Basis der CO2-Ausstoß berechnet wurde, noch lieferten sie Details zu Herkunft und Preis der Zertifikate, die diesen ausgleichen sollen. Ein Großteil der von fossilen Unternehmen gekauften Gutschriften umfassen zudem weder alle Emissionsbereiche noch kompensieren sie langfristig.

Transparenz fehlt also an allen Ecken und Enden. Fossile Produkte, die als CO2-neutral beworben werden, zeigen jedoch auch Probleme des Emissionshandels auf. Die meisten der von den fossilen Unternehmen erworbenen Zertifikate basieren auf sogenannten nature-based credits. Diese umfassen Projekte, die Kohlenstoffemissionen in natürlichen CO2-Senken wie Wäldern speichern. Seriöse Zertifikate berücksichtigen, dass natürliche CO2-Senken anfällig sind für äußere Einflüsse. Die Folgen des Klimawandels, Brände und Überschwemmungen gefährden natürliche Senken zunehmend. Da selbst bei optimalen Bedingungen natürliche Senken keine langfristige Speicherung garantieren, können sie durch fossile Verbrennung freigesetztes CO2 nicht nachhaltig ausgleichen. Sind keine Details zu den konkreten Projekten bekannt, ist deren Wert also äußerst zweifelhaft.

Auch der finanzielle Beitrag zum Klimaschutz scheint fadenscheinig. Während bestimmte technologiebasierte Zertifikate 400 bis 900 Dollar pro Gutschrift kosten, werden die meisten Zertifikate für unter 5 Dollar erworben. Laut Carbon Market Watch werben auch viele Zertifizierungsstellen aus diesen Gründen dafür, die Bezeichnung CO2-Ausgleich durch die Formulierung finanziellen Beitrag zur Kohlenstoffreduzierung zu ersetzen.

Emissionen ausgleichen

Man fragt sich also mit recht, wie um alles in der Welt ein fossiler Brennstoff CO2-neutral werden kann. Die Antwort bleibt einfach: Gar nicht. Natürlich nicht. Neben dem Mangel an Transparenz und dem zweifelhaften Wert der Gutschriften ist bereits die Grundannahme, Kohlenstoffzertifikate könnten den Schaden der weiteren Nutzung fossiler Brennstoffe ausgleichen, fehlerhaft. Die Aktivitäten keines einzigen fossilen Unternehmens sind mit der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad oder sogar 2 Grad vereinbar. Ihre Behauptungen sind vor allem eins: Greenwashing par excellence. jb

 


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