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Fossile EnergienGaskraftwerke werden unrentabel

Huntington Beach mit Gaskraftwerk im Hintergrund
Gaskraftwerke sind kein lohnendes Investment, sagen Analysten. (Foto: Ian D. Keating auf Pxhere)

Schon heute arbeiten viele Gaskraftwerke in der Verlustzone. Zukünftig könnten es noch weitaus mehr werden. Analysten richten eine eindeutige Botschaft an Investoren: Teure Fehlinvestitionen in neue Gaskraftwerke gelte es zu vermeiden.

22.10.2021 – Mehr als ein Fünftel der europäischen Gaskraftwerke und fast ein Drittel der US-amerikanischen Anlagen arbeiten mit Verlusten. Bei steigenden Brennstoffpreisen besteht die Gefahr, dass noch mehr Anlagen in die Verlustzone geraten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Non-Profit-Organisation Carbon Tracker. Aber die Analyse verweist auf noch mehr Faktoren, die Gaskraftwerke zu Fehlinvestitionen machen.

Die meisten der gerade in Bau befindlichen Gaskraftwerke würden laut dem Bericht „Put Gas On Standby“ nie die Gewinnschwelle erreichen. In den USA könnten Anlagen im Wert von mehr als 24 Milliarden Dollar und in Großbritannien Anlagen für fast 3,5 Milliarden Dollar als Stranded Assets enden, selbst wenn sie über ihre gesamte geplante Lebensdauer laufen. Letzteres sei jedoch mehr als unsicher, da mit der Verpflichtung zur Netto-Null viele Gaskraftwerke weltweit vorzeitig geschlossen werden müssen.

„Investoren, die weiterhin auf Gas statt auf erneuerbare Energien setzen, setzen sich nicht nur dem Risiko von Stranded Assets aus, sondern verpassen möglicherweise auch höhere Renditen im Sektor der sauberen Energien", so das Fazit des Analysten Jonathan Sims von Carbon Tracker.

Gas ist dem Bericht zufolge mit 34 Prozent die größte Einzelquelle für die Emissionen des Stromsektors in Europa und für 44 Prozent der Emissionen des US-Stromsektors verantwortlich. Dabei spielt Gas nur eine Nebenrolle bei der Stromgewinnung. Zudem ist Strom aus Gaskraftwerken schon heute teurer als Strom aus Photovoltaik und Windkraft.

Mehr Erneuerbare lassen Auslastung von Gaskraftwerken sinken

Mit dem Ausbau von Wind- und Solarenergie werden Gaskraftwerke zunehmend geringer ausgelastet. Die Analysten erwarten, dass in den nächsten zehn Jahren deshalb immer mehr Anlagen unrentabel werden, zudem die CO2-Preise steigen und andere Maßnahmen zum Klimaschutz die fossilen Energien zurückdrängen.

Die Analysten warnen, dass die Wirtschaftlichkeit von Gaskraftwerken zunehmend gefährdet sei und die Marge außerdem stark von den schwankenden Gaspreisen abhängt. Von den derzeit 89 geplanten neuen Gaskraftwerken in den USA mit einer Gesamtleistung von 28 Gigawatt könnte voraussichtlich kein einziges rentabel arbeiten. In Europa träfe das auf zwei Drittel der geplanten Kapazitäten zu, insgesamt knapp 24 Gigawatt. Sie laufen Gefahr, ihre Anfangsinvestitionen nicht amortisieren zu können.

Batteriespeicher bringen weitere Kostenvorteile für Erneuerbare

Ein weiterer Trend verstärkt diesen Kurs. Die Kosten für Batteriespeicher werden in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter stark sinken. Damit erlangt Strom aus Erneuerbaren Energien und dessen Zwischenspeicherung zusätzliche Preisvorteile gegenüber Gaskraftwerken. Bis 2025 werden Solaranlagen mit Speicher billiger sein als Gas, so die Vorhersage der Analysten. Bis 2023 werde praktisch die Hälfte der in Europa betriebenen Gaskraftwerkskapazitäten teurer sein als der Bau neuer Wind- oder Solarkraftwerke mit Batteriespeichern. Bis 2030 werde der Anteil auf über 85 Prozent steigen.

Wer jetzt denkt, die flexible Last von Gaskraftwerken würde vom Markt so hoch honoriert, dass sich ihr Betrieb zumindest teilweise weiterhin lohnt, wird ebenfalls eines Besseren belehrt. Saubere Technologien seien zunehmend in der Lage, zuverlässige Netzdienstleistungen zu Spitzenzeiten zu erbringen. Die Politik sollte abwägen, ob sie weiter potenziell unrentable Gasprojekte mit Steuergeldern unterstützen will, zumal diese Projekte langfristigen Klimazielen entgegenstehen.

Dieses Fazit wurde auch in einem Hintergrundpapier des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung geteilt und mit faktenreichen Analysen hinterlegt. Für Erdgas brauche es ein klares Ausstiegsszenario, ähnlich wie für die Kohle, war das Fazit der Autoren.

Sondierungspapier mit verstörender Aussage

Angesichts dieser Argumente ist eine Aussage der angehenden Ampelkoalition verstörend. In ihrem Sondierungspapier haben SPD, Bündnis-Grüne und FDP formuliert, dass der Klimaschutz neue moderne Gaskraftwerke verlange, die den steigenden Strombedarf zu wettbewerbsfähigen Preisen decken – hier tut sich eine gehörige Schere auf zwischen Wissenschaft und Politik. pf


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Kommentare

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Jürgen Schöttle 22.10.2021, 08:11:54

durch die Vorgaben im EE Gesetz, dass die Erneuerbaren Energien einen „Einspeisevorrang“ haben und auch bei Abschaltung noch eine Einspeisevergütung bekommen, sich letztlich alle thermischen Kraftwerke unrentabel.

Auch in diesem Artikel, immer wieder dieser unsinnige Vergleich von Grundlastkraftwerken mit volatiler Stromerzeugung, um diesen Vergleich zu machen, müssen bei volatiler Stromerzeugung die Kosten der Speicher dazugerechnet werden.

Mit Batterien lässt sich keine Dunkelflaute überbrücken, diese sind auch bei weiterer Kostenreduktion unbezahlbar.


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