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Klimaklage





Global Coal Exit ListJapanische Banken treiben den Bau von Kohlekraftwerken voran

Ein im Bau befindlliches Kohlekraftwerk.
Auch in Deutschland wurde bis vor kurzem ein neues Kohlekraftwerk gebaut. Datteln 4 soll trotz versprochenem Kohleausstieg 2020 in Betrieb gehen. Japanische Banken waren ebenfalls am Bau beteiligt. (Foto: Arnoldius/WikiCommons, CC BY-SA 3.0)

Auf japanische Banken kann sich die Kohleindustrie verlassen. Knapp ein Drittel der weltweiten Kredite für neue Kohlekraftwerke stammen aus Japan. Auch Europäische Banken mischen kräftig mit. Über 1.000 neue Kraftwerke stehen in der Pipeline.

09.12.2019 – Die „Global Coal Exit List“, herausgegeben von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald, BankTrack und weiteren 30 internationalen NGOs, soll eigentlich Banken und Investoren die Informationen liefern, um verantwortungsvolle Klimaakteure zu werden. Die Liste zeigt unter anderem auf, welche Unternehmen weltweit die „Big Player“ im Kohlegeschäft sind und nach wie vor neue Kohlekraftwerke bauen. Das sollte Banken davon abhalten Kredite an genau diese Unternehmen zu vergeben. Doch vor allem japanische und europäische Banken lassen sich davon nicht beeindrucken.

Allen voran japanische Banken vergeben noch immer Milliardenkredite an Kohleunternehmen für den Bau neuer Kraftwerke. Das zeigen ebenfalls Recherchen von urgewald und Co. Die Top drei der globalen Kreditgeber sind die japanischen Banken Mizuho, Mitsubishi UFJ Financial Group und Sumitomo Mitsui Banking Corporation. Seit Januar 2017 vergaben diese drei Banken direkte Kredite in Höhe von 39,3 Milliarden US-Dollar. Gemeinsam mit anderen japanischen Banken sind sie seitdem für 32 Prozent aller entsprechenden Darlehen verantwortlich. Insgesamt flossen in dem Zeitraum weltweit Kredite im Wert von 159 Milliarden US-Dollar für den Bau neuer Kraftwerke. Sollten alle in Planung und Bau befindlichen Projekte realisiert werden, die Welt müsste mit über 1.000 neuen Kohlekraftwerken mit einer Leistung von 570 Gigawatt rechnen. Eine Steigerung von 28 Prozent Leistung gegenüber heute.

Die Klimakrise macht auch vor Japan nicht halt

Die meisten Finanzinstitute sind auf den Ohren immer noch taub.Angesichts der Klimakrise eine gefährliche Entwicklung, wie auch Heffa Schücking, Direktorin von urgewald, deutlich macht: „Der UN-Generalsekretär, das IPCC und Klimaforscher rufen immer wieder zu einem schnellen Ausstieg aus der kohlebasierten Energieproduktion auf, doch die meisten Finanzinstitute sind auf den Ohren immer noch taub.“ Dabei müssten die japanischen Investoren nur vor ihre eigene Haustür gucken. Laut Klima-Risiko-Index von Germanwatch war Japan 2018 am stärksten von Extremwetterereignissen betroffen. 1.282 Todesopfer und Schäden in Höhe von 35,8 Milliarden Euro sind direkt auf verheerende Niederschläge, eine langanhaltende Hitzewelle und den stärksten Taifun seit 25 Jahren zurückzuführen.

Dabei investieren Japaner auch in Erneuerbare Energien. Das Mitsubishi Konsortium etwa, zu dem die Mitsubishi UFJ Financial Group gehört, realisiert mit europäischen Partnern seit Jahren regenerative Energieprojekte, vor allem im Bereich der Offshore Windkraft. Für vier Milliarden Euro will das Konsortium nun den niederländischen Kommunalversorger Eneco übernehmen, der auch Alleineigentümer des deutschen Ökostromanbieters Lichtblick ist.

Japans Banken trüben ihre ReputationSolange jedoch Mitsubishi gleichzeitig die Kohleindustrie fördert, bleibt das Konsortium seiner Verantwortung schuldig, wie auch Shin Furuno von 350.org Japan mit Blick auf die Kreditvergaben deutlich macht: „Japans Banken in den Top3 untergraben das Pariser Abkommen und trüben ihre Reputationen als weltgrößte Kreditgeber für Kohlekraftwerksbauträger.“ Stattdessen müssten Banken weltweit die Finanzierung von Kohle beenden und sich aktiv auf die Transformation zu einer klimaneutralen Zukunft konzentrieren.

Geld für Kohlekraftwerke und den UN-Klimagipfel

Verantwortung, die auch europäische Banken übernehmen müssten. Doch mit 26 Prozent aller weltweiten Bankkredite an neue Kohlraftwerke reihen sich europäische Banken direkt hinter den Japanern ein. Dabei haben große europäische Geldinstitute wie BNP Paribas, Barclays und Santander inzwischen direkte Finanzierungen neuer Kohlekraftwerke ausgeschlossen. über Kreditvergaben jedoch werden auch in Europa neue Kohlekraftwerke geplant und gebaut. So vergab Santander in den letzten beiden Jahren Firmenkredite von 665 Millionen US-Dollar an Firmen, die neue Kohlekraftwerke in Polen mit einer Kapazität von 5,7 Gigawatt planen. Gleichzeitig ist Santander einer der Hauptsponsoren des UN-Klimagipfels in Madrid. mf