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Klimaklage





Klimakrise – DivestmentKein echter Kohleausstieg bei Blackrock

Zeche Zollverein, ehemalige Kohlezeche in Essen, heute Weltkulturerbe
Von der Kohlezeche zum Weltkulturerbe: Die Zeche Zollverein war ein von 1851 bis 1986 aktives Steinkohlebergwerk in Essen und ist heute ein gut besuchtes Industriedenkmal. Doch leider ist die Kohleindustrie weltweit noch längst nicht Geschichte. Besonders paradox in Deutschland: Während der Kohleausstieg beschlossen wurde, soll das neue Steinkohlekraftwerk Datteln 4 noch ans Netz. (Foto: Pixabay / Freie Lizenz)

Der weltweit mächtigste Finanzverwalter Blackrock hat angekündigt, Investitionen aus dem Kohlegeschäft zu ziehen. Doch die CO2-intensivsten Kohlekonzerne sind vom Divestment des Finanzriesen ausgeschlossen, kritisiert die Umweltorganisation urgewald.

31.01.2020 – Viele Finanzverwalter sehen in der Klimakrise mittlerweile eine wirtschaftliche Bedrohung. Blackrock-Chef Larry Fink hatte anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos in einem Brandbrief Topmanager weltweit dazu aufgerufen, ihre Konzerne verstärkt nach Klimaschutzkriterien auszurichten. Der mächtige Finanzverwalter Blackrock hatte dann angekündigt, Unternehmen in Zukunft auch nach Klimarisiken zu bewerten. Eine dieser Risikobranchen ist die Kohleproduktion – extrem CO2-intensiv und wirtschaftlich zunehmend unrentabel

Laut der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald hält Blackrock derzeit Anleihen und Aktien von über 17 Milliarden US-Dollar an 86 Kohlekraftwerksentwicklern und gilt damit als der der weltweit größte institutionelle Investor in Unternehmen, die neue Kohlekraftwerke bauen. Blackrock versprach nun einen Verzicht auf ein Engagement bei Kohleproduzenten.

Der Verzicht ist allerdings allzu bescheiden. Denn im Schreiben an seine Anleger hatte der Investment-Riese lediglich erklärt, bis Mitte 2020 Anleihen und Aktien von Unternehmen, die „mehr als 25 Prozent ihrer Umsätze aus der Kohleproduktion erwirtschaften“, aus den „diskretionären aktiven Anlageportfolios zu eliminieren“. Ebenso wolle man keine Direktanlagen mehr in Unternehmen tätigen, die mehr als 25 Prozent ihres Umsatzes mit der Kohleförderung erwirtschaften.

Doch die neue Richtlinie betrifft lediglich Unternehmen, die geförderte Kohle verkaufen und nicht jene, die hauptsächlich Kohle verbrennen, kritisiert urgewald. Damit betreffe die neue Richtlinie lediglich 20 Prozent der Kohleindustrie. Einige der weltweit größten CO2-Emittenten, bspw. RWE, werden damit von der neuen Richtlinie nicht erfasst. Denn mehr als 80 Millionen Tonnen Kohle, die RWE jedes Jahr fördert, werden direkt in den firmeneigenen Kraftwerken verbrannt.

„Das größte Problem an Blackrocks neuer Strategie ist, dass sie den emissionsreichsten Teil der Industrie ignoriert, und zwar die Kraftwerksbetreiber“, erläutert Katrin Ganswindt, Energie und Umwelt-Kampaignerin bei urgewald. „Solange Energieunternehmen, die wie RWE, PGE oder Adani große Mengen Kohle verbrennen, in BlackRocks Portfolio bleiben können, hat Larry Fink seine Hausaufgaben in Sachen Nachhaltigkeit einfach nicht gemacht."

Positiv bewertet urgewald den ersten Schritt zu einer Kohlerichtline des Finanztrust überhaupt – wenn der auch noch einen sehr eingeschränkten Geltungsbereich habe. Die Kohle-Richtlinie gelte nur für aktiv verwaltetes Geld. Blackrock verwalte die meisten Vermögenswerte jedoch passiv und für Dritte. So wissen nur wenige Anleger, die ihr Geld bspw. in Fonds oder Versicherungen investieren, dass damit Kohle verbrannt wird. Deshalb fordert ugewald, Blackrock solle „alle Kohlekraftwerks- und Kohlebergbauentwickler sofort aus seinem Portfolio ausschließen“, wie es etwa der französische Versicherungskonzern Axa getan habe.

Zudem müssten absolute Schwellenwerte beim Kohleumsatz gelten. Denn solange es bei dem bislang festgelegten Anteil von 25 Prozent bleibe, blieben einige der weltweit größten Kohlebergbauunternehmen, die jährlich mehrere zehn Millionen Tonnen fördern, im Portfolio. Dazu zählen bspw. BHP Billiton aus Australien oder die US-amerikanische XCEL Energy –sie handeln auch mit Metallen und Erzen, der Kohleanteil am gesamten Umsatz liegt unter 25 Prozent liegt. Das Beispiel mache deutlich, warum Umsatzkriterien allein nicht ausreichend sind, um die gesamte Kohleindustrie abzudecken. Für einen effektiven Kohleaustritt brauche es absolute Grenzen, die sich auf den Umfang des gesamten Kohlegeschäftes eines Unternehmens beziehen.

„Wir hoffen, dass Larry Finks Ankündigung den Rest der Branche veranlasst, weitere dringend notwendige Kohlerichtlinien auf den Weg zu bringen“, sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald. „Allerdings raten wir anderen Investoren nachdrücklich, es besser zu machen, und BlackRocks Richtlinie nicht bloß zu kopieren.“ Derzeit befinden sich laut urgewald 746 Unternehmen auf der Global Coal Exit List. „Die Richtlinie von BlackRock betrifft weniger als 20 Prozent von ihnen“, so Schücking weiter. „Solange der weltweit größte Vermögensverwalter die weltweite Kohleindustrie mehrheitlich unterstützt, ist das Problem nicht gelöst. Larry Fink muss ein Datum für einen vollständigen Kohleausstieg festlegen.“ na