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IndustriestrompreisKeine Brücke in eine nachhaltige Zukunft

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Ein Industriestrompreis ist kein geeignetes Instrument, um die deutsche Wirtschaft und die grüne Transformation zu unterstützen (Bild: 652234 / Pixabay).

Seit Monaten wird diskutiert, Industriestrom günstiger anzubieten, um Deutschland wettbewerbsfähig zu halten. Für Wirtschaft und Klima wäre ein Industriestrompreis jedoch wohl wenig zielführend. Sparen statt subventionieren, fordern NGOs.

21.09.2023 – Bereits im Mai legte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ein Arbeitspapier vor, in dem er vorschlug, Strom für die Grundstoffindustrie für einen begrenzten Zeitraum zu subventionieren.

Hintergrund sind die seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine und der Gaskrise in Europa deutlich gestiegenen Strompreise. Als Industrieland fuße Deutschlands Wohlstand auch auf der Herstellung und diese benötige teils große Mengen an Strom. Bis dieser in ausreichenden Mengen aus grünen Energieträgern hergestellt werden könne, soll deshalb Industriestrom subventioniert werden.

Konkret schlug das Ministerium einen Brückenstrompreis für die Industrie von 6 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Verbrauchs bis 2030 vor. Die Subvention soll an Transformationsverpflichtungen und Standortgarantie gekoppelt werden. In einer Kurzstudie untersucht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Auswirkungen.

Brücke stützt nicht an den richtigen Stellen

In der Studie simulierten Wissenschaftler des DIW, wie sich ein deutlich höherer Strompreis auf die Industrie auswirkt. Anschließend verglichen sie dies mit dem Folgen eines zeitlich begrenzten Industriestrompreises von sechs Cent je Kilowattstunde.

Das DIW kommt zu dem Schluss, dass ein Brückenstrompreis die deutsche Industrie und Klimaziele nicht zielführend unterstützen würde. Durch einen deutlich höheren Strompreis werden nur Teile des Sektors stark belastet. Diese hätten zwar einen sehr hohen Energieverbrauch und nutzen bis zu einem Viertel des Industriestroms in Deutschland. Ihr Anteil an der industriellen Wertschöpfung sei jedoch ungleich geringer.

Ein Brückenstrompreis könne den Effekt zudem lediglich dämpfen, aber nicht auffangen. Trotz deutlich gestiegener Strompreise liegt Deutschland zudem im europäischen Durchschnitt lediglich im oberen Mittelfeld. „Eine größere Abwanderungswelle von Unternehmen aufgrund der aktuellen Strompreise erscheint daher unwahrscheinlich“, folgert einer der Autoren, Robin Sogalla.

Anreize zum Stromsparen setzen

Die Regierung steht vergünstigtem Industriestrom gespalten gegenüber. Habeck erhält Rückendeckung von den Ministerpräsidenten der Länder. Bundeskanzler Olaf Scholz sowie Finanzminister Christian Lindner lehnen einen speziellen Stromtarif für die Industrie hingegen ab. Auch Vertreter der EU-Kommission zweifeln an der Idee.

NGOs wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisieren die klimapolitischen Konsequenzen des Vorschlags. In einem Positionspapier gibt der BUND zu bedenken, dass Strompreissubventionen einen hohen Stromverbrauch begünstigen. Stattdessen sei es jedoch notwendig, gezielte Anreize für die Industrie zum Energiesparen zu setzen. Eine Untersuchung der Hochschule Niederrhein schätze das Einsparungspotenzial des Endenergieverbrauchs der Industrie auf rund 44 Prozent.

Ein Brückenstrompreis liefe den Klima- und Emissionszielen folglich zuwider. Ein weit besseres Instrument, um die Transformation der Industrie zu unterstützen seien Klimaschutzverträge, die gezielt auf Dekarbonisierung hinwirkten und Kostendifferenzen durch höhere Strompreise ausgleichen könnten. jb


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