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KlimaschutzindexLändervergleich beim Klimaschutz

Windkraftanlagen in Dänemark
Dänemark nimmt bei Klimaschutz eine Vorreiterrolle ein. (Foto: CGP Grey auf Wikimedia / CC BY 2.0)

Im diesjährigen Klimaschutzindex ist Deutschland um drei Plätze nach hinten gerutscht – eine Folge der schwachen Klimapolitik der letzten Regierung. Im internationalen Vergleich von 60 Ländern werden Vorreiter und Schlusslichter sichtbar.

15.11.2022 – Der Klimaschutzindex (CCPI) vergleicht 60 Länder in Bezug auf ihre Klimaschutzbemühungen. Vier Kategorien betrachten dafür die Herausgeber Germanwatch und New Climate Institute: tatsächliche Treibhausgasemissionen, Ausbau Erneuerbarer Energien, Energieverbrauch und Effizienz sowie die Klimapolitik des jeweiligen Landes.

Chile, Marokko und Indien (Plätze 6 bis 8) zeigen in den letzten Jahren konstant gute Ergebnisse und nähern sich den Spitzenreitern Dänemark und Schweden (Plätze 4 und 5). Die ersten drei Plätze bleiben auch in diesem Jahr unbesetzt, weil noch kein Staat auf einem Pfad zum 1,5-Grad-Ziel ist.

Der große Vorreiter in Sachen Klimaschutz ist nach wie vor Dänemark. In allen Einzelkategorien schneidet das Land gut ab und betreibt als einziges Land eine gute nationale und sogar sehr gute internationale Klimapolitik. Allerdings – und das ist bei allen Ländern der Fall – hat auch Dänemark Nachholbedarf im Bereich Energieeffizienz und läuft Gefahr, seine Klimaziele für 2025 zu verfehlen.

Indien hat sich in der oberen Gruppe etabliert und noch um zwei Plätze auf Rang 8 verbessert. Das Land verdankt die gute Platzierung vor allem den noch immer geringen Pro-Kopf-Emissionen und vergleichsweise geringem Energieverbrauch. Auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien erhält gute Noten. Jedoch wurde in der Pressekonferenz darauf verwiesen, dass der Emissionsanstieg des Landes groß ist und Indien die gute Platzierung nicht halten kann, wenn das Land keine transformative Politik verfolgt.

Europa verfehlt Kategorie „gut“

Die EU als Ganzes klettert drei Plätze nach oben und verfehlt mit Rang 19 nur knapp die Kategorie „gut“. Hauptgrund für den Aufstieg ist eine bessere Bewertung in der Kategorie Klimapolitik, die auf die nachgeschärfte Zielerhöhung im Rahmen des Fit for 55-Pakets zurückzuführen ist.

Die einzelnen Mitgliedstaaten schneiden sehr unterschiedlich ab: Neun in der Kategorie „gut“, sieben in „schlecht“ und zwei gar in „sehr schlecht“. Dänemark und Schweden sowie Aufsteiger Niederlande (sechs Plätze verbessert, jetzt auf Rang 13) rangieren weit oben, während Polen und Ungarn (Plätz 54 und 53) weit hinten platziert sind. Die Schlusslichtposition ist unter anderem auf die Bewertung der Klimapolitik zurückzuführen.

Bemerkenswert ist die Leistung Spaniens, das sich im Vergleich zum Vorjahr in allen vier CCPI-Kategorien verbessert und um elf Plätze auf Rang 23 klettert („mäßig“). Frankreich hingegen fällt um elf Ränge auf Platz 28 zurück, was vor allem auf seine schlechtere Platzierung in der Kategorie Klimapolitik im Vergleich zum Vorjahr sowie eine nur schwache Bewertung bei den Erneuerbaren Energien zurückzuführen ist.

Deutschlands Schwächen: Emissionen im Verkehr und wenig Windkraftausbau an Land

Deutschland hat sich im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze verschlechtert (Rang 16, noch knapp im Bereich „gut“). Die neue Bundesregierung erhält bessere Noten als die vorherige und die im 5-Jahres-Vergleich (2017 zu 2021) rückläufigen Pro-Kopf-Emissionen sorgen für gute Bewertungen beim Emissionstrend. Dagegen rächt sich jetzt die schwache Klimapolitik der vergangenen Jahre. Der seit 2020 stark gebremste Ausbau der Erneuerbaren und die nach Corona wieder sprunghaft gestiegenen Emissionen insbesondere im Verkehrssektor schlagen stark ins Kontor. Die schlechteste Teilplatzierung erhält Deutschland mit Rang 34 bei den Erneuerbaren Energien (nochmal fünf Plätze verschlechtert). Unter der letzten Regierung war insbesondere der Ausbau der Windenergie massiv eingebrochen. Wenn die Beschleunigungspakete der neuen Bundesregierung wirken, könnte es die nächsten Jahre wieder aufwärts gehen. Die beste Teilplatzierung Deutschlands ist Rang 12 bei der Bewertung der deutschen Klimapolitik der neuen Regierung (um sieben Plätze verbessert).

„Die Verschlechterung in der Gesamtplatzierung Deutschlands im Vergleich zum Vorjahr ist einerseits eine Folge des stark erlahmten Erneuerbaren-Ausbaus an Land bis 2020. Andererseits ist er Konsequenz der massiven Verfehlung der Klimaziele insbesondere im Verkehrs-, aber auch im Gebäudesektor“, erklärt Jan Burck von Germanwatch, einer der Autoren des Index. „Die Pläne zur Beschleunigung des Erneuerbaren-Ausbaus, die angekündigte Energieeffizienz-Offensive und das konstruktive Auftreten Deutschlands bei Klimaverhandlungen schlägt bei der Bewertung der Klimapolitik positiv zu Buche. Negativ wirkt sich hingegen zum einen die Fixierung von Kanzler Scholz auf den überdimensionierten Ausbau von Flüssiggas-Importen und das Hochfahren von Kohlekraftwerken infolge der Energiepreiskrise aus. Zum anderen drückt auch die Arbeitsverweigerung des Ministers Wissing bei der Umsetzung der Klimaziele im Verkehr auf Deutschlands Bewertung.“

China und USA im letzten Drittel

China – in absoluten Zahlen der größte Emittent – fällt stark zurück und landet 13 Ränge hinter die Vorjahresplatzierung und mittlerweile in der Gruppe „sehr schlecht“. Auch die USA finden sich trotz einiger Verbesserungen in der Klimapolitik in dieser Schlusslicht-Gruppe, auf Platz 52 hinter China.

China baut zwar sehr viele Erneuerbare Energieerzeugungsanlagen im eigenen Land, schneidet aber insbesondere beim Emissionstrend (2016 bis 201) sehr schlecht ab. „China schafft es bisher nicht, die steigenden Emissionen zu drosseln und den Trend nachhaltig umzukehren. Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ist das Land zwar gut, aber das reicht nicht. Wenn dem Ausbau der Erneuerbaren jetzt auch ein Rückbau von Kohlekraftwerken folgt, kann China auch im CCPI wieder aufsteigen“, bilanziert Niklas Höhne vom NewClimate Intitute.

Der Aufstieg der USA, wenn auch immer noch weit hinten im Feld, ist vorallem Joe Bidens progressiver Klimapolitik zu verdanken. Auch der Trend bei Emissionen und Energieverbrauch zeige in die richtige Richtung. Die Pro-Kopf-Emissionen sind im internationalen Vergleich immer noch sehr hoch. Das von Präsident Biden gestartete Investitionsprogramm gegen die Inflation setzt beim Ausbau der Erneuerbaren Enrgien an. Das sei auch dringen dnötig, denn in dieser Kategorie erreichen die USA nur Platz 59.

Die Schlusslichter im Gesamt-Index sind die ölreichen Länder Iran (Rang 63), Saudi-Arabien (Rang 62) und Kasachstan (61). Bei der Klimapolitik-Bewertung sticht Russland negativ hervor: Es liegt mit 0,0 Punkten auf dem letzten Platz und löst damit Australien ab, das nach dem Regierungswechsel in der Klimapolitik um über 20 Plätze und in der Gesamtwertung um immerhin vier Plätze auf Rang 55 geklettert ist.

Hier geht’s zum Klimaschutzindex


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