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Internationale EnergieagenturStärker diversifizierte Lieferketten für Erneuerbare nötig

Freiflächensolarpark
Die globale Wende in der Energiewirtschaft bringt weitreichende Veränderungen mit sich. (Foto: Raoul RIVES auf Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Eine Lanze für die Chancen der Erneuerbaren Energien bricht die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Report Energy Technology Perspectives 2023. Gleichzeitig weist sie auf die Notwendigkeit stärker diversifizierter Lieferketten hin.

19.01.2023 – „Die Energiewelt steht am Beginn eines neuen Industriezeitalters – dem Zeitalter der Herstellung sauberer Energietechnologien –, das große neue Märkte und Millionen von Arbeitsplätzen schafft“, unterstreicht die IEA in ihrem neuen Bericht. Gleichzeitig berge dies jedoch auch neue Risiken bei der Importabhängigkeit von Lieferketten, die Länder auf der ganzen Welt dazu veranlassen, Industriestrategien zu entwickeln, um ihren Platz in der neuen globalen Energiewirtschaft zu sichern.

Rapides Wachstum der Klimaschutzmärkte

Genauer unter die Lupe nimmt die IEA die globale Produktion sowie die Wertschöpfungs- und Lieferketten von Energietechnologien wie Solarmodulen, Windturbinen, Batterien für Elektrofahrzeuge, Elektrolyseure für Wasserstoff und Wärmepumpen. Die Analyse zeigt, dass der Weltmarkt für die wichtigsten hergestellten sauberen Energietechnologien bis 2030 ein Volumen von rund 650 Milliarden Dollar pro Jahr haben wird – mehr als das Dreifache des heutigen Wertes. Die Zahl der Arbeitsplätze in dem Sektor wird sich bis 2030 mehr als verdoppeln, erwartet die IEA.

Gleichzeitig bergen die derzeitigen Lieferketten für saubere Energietechnologien Risiken in Form von hohen geografischen Konzentrationen beim Abbau und der Verarbeitung von Ressourcen sowie bei der Herstellung von Technologien. Bei Solarmodulen, Windkraftanlagen, Batterien für Elektrofahrzeuge, Elektrolyseuren und Wärmepumpen entfallen mindestens 70 Prozent der Produktionskapazitäten auf die drei größten Herstellerländer, wobei China in allen diesen Bereichen dominiert.

Ein Großteil des Abbaus kritischer Mineralien konzentriert sich auf eine kleine Anzahl von Ländern. So werden beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 70 Prozent des weltweiten Kobalts gefördert. Auf nur drei Länder - Australien, Chile und China - entfallen mehr als 90 Prozent der weltweiten Lithiumproduktion.

Lieferengpässe führen bereits zu Preiserhöhungen

Die Welt sehe bereits die Risiken von Lieferengpässen, die die Preise in den letzten Jahren in die Höhe getrieben haben und die Transformation erschwerten und verteuerten, heißt es in dem Bericht. Steigende Preise für Kobalt, Lithium und Nickel führten zum ersten Anstieg der Preise für Elektroauto-Batterien überhaupt, die 2022 weltweit um fast 10 Prozent nach oben kletterten. Auch die Kosten für Windturbinen außerhalb Chinas seien nach Jahren des Rückgangs wieder gestiegen, und ähnliche Trends seien bei der Photovoltaik zu beobachten.

„Die IEA wies bereits vor fast zwei Jahren darauf hin, dass sich eine neue globale Energiewirtschaft rasch entwickelt. Heute ist sie zu einer zentralen Säule der Wirtschaftsstrategie geworden, und jedes Land muss herausfinden, wie es die Chancen nutzen und die Herausforderungen meistern kann. Wir sprechen von neuen Märkten für saubere Energietechnologien, die hunderte von Milliarden Dollar wert sind, und von Millionen neuer Arbeitsplätze", sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol.  Die ermutigende Nachricht sei, dass die globale Projektpipeline für grüne Energietechnologien groß ist und weiterwachse.

Zu starke Importabhängigkeiten rächen sich

Wenn alles, was heute angekündigt wurde, gebaut wird, würden die Investitionen zwei Drittel dessen ausmachen, was auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen nötig sei. „Die derzeitige Dynamik bringt uns der Erreichung unserer internationalen Energie- und Klimaziele näher - und es wird mit Sicherheit noch mehr kommen“, sagte der IEA-Chef.

„Gleichzeitig würde die Welt von stärker diversifizierten Lieferketten für saubere Technologien profitieren“, unterstreicht Birol. Wie sich bei der Abhängigkeit Europas von russischem Gas erwiesen habe, bestehe die Gefahr, dass man einen hohen Preis zahlen müsse, wenn man zu sehr von einem Unternehmen, einem Land oder einer Handelsroute abhängig sei.

Internationale Zusammenarbeit jedoch unverzichtbar

„Ich freue mich daher, dass viele Volkswirtschaften in der ganzen Welt heute darum wetteifern, in der neuen Energiewirtschaft führend zu sein und den Ausbau der Produktion sauberer Technologien voranzutreiben, um den Netto-Nullverbrauch zu erreichen“, so Birol. Es sei jedoch wichtig, dass dieser Wettbewerb fair ist und dass es ein gesundes Maß an internationaler Zusammenarbeit gibt, da kein Land eine Energieinsel sei und die Energiewende kostspieliger und langsamer sein werde, wenn die Länder nicht zusammenarbeiteten.

Der Bericht stellt fest, dass die großen Volkswirtschaften ihre Klima-, Energiesicherheits- und Industriepolitik in umfassendere Strategien für ihre Volkswirtschaften einbinden. Der Inflation Reduction Act in den Vereinigten Staaten sei ein klares Beispiel dafür. Aber auch das Fit for 55-Paket und der REPowerEU-Plan in der Europäischen Union, Japans Green Transformation-Programm und das Production Linked Incentive-Programm in Indien, das die Herstellung von Solaranlagen und Batterien fördert. Auch China arbeite daran, die Ziele seines jüngsten Fünfjahresplans zu erreichen und sogar zu übertreffen.

60 Prozent der PV-Module grenzüberschreitend gehandelt

Vor dem Hintergrund der regionalen Bestrebungen, die Produktion auszubauen, unterstreicht die IEA die wichtige Rolle des internationalen Handels in den Lieferketten für saubere Energietechnologien. Fast 60 Prozent der weltweit produzierten PV-Module würden grenzüberschreitend gehandelt. Auch für Batterien von E-Fahrzeugen und Windturbinenkomponenten sei der Handel trotz ihres großen Volumens wichtig, wobei China heute der größte Nettoexporteur sei.

Der Bericht hebt auch die besonderen Herausforderungen im Zusammenhang mit den für viele saubere Energietechnologien benötigten Mineralien hervor und weist auf die langen Vorlaufzeiten für die Erschließung neuer Minen und die Notwendigkeit strenger Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards hin. Angesichts der ungleichmäßigen geografischen Verteilung kritischer Mineralien seien internationale Zusammenarbeit und strategische Partnerschaften für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit von entscheidender Bedeutung. Hans-Christoph Neidlein


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