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Klimaklage





EnergiewendeStahlindustrie fordert Milliardenhilfen für klimafreundliche Produktion

Stahlarbeiter am Hochofen
Um die Klimaziele zu erreichen, muss die Stahlindustrie ihre Produktion klimafreundlich umstellen. (Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F079044-0020 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE)

Zum Erreichen der Klimaziele scheint der Umstieg von Kohle auf Wasserstoff in der Stahlproduktion unumgänglich. Die Industrie fordert finanzstarke Unterstützung für den Umbau. Die Politik verspricht nun auch Subventionen in Milliardenhöhe.

06.05.2021 – Die Stahlindustrie fährt nach einem schwierigen Corona-Jahr wieder Gewinne ein. Nachdem der Preis für die Tonne Stahl im vergangenen Jahr stark gesunken war, geht der Marktwert nun wieder steil nach oben. Jetzt kommt es zu Lieferengpässen, denn die Nachfrage übertrifft das Angebot.

Die nächste große Herausforderung steht allerdings erst an, denn die EU-Klimaziele verlangen eine enorme Veränderung in der Stahlindustrie – wenn die EU bis 2050 klimaneutral sein will.

Deutschland hatte 2019 laut Statista einen Pro-Kopf-Stahlverbrauch von rund 418 Kilogramm, im Vergleich dazu sind es in China 633 Kilogramm. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland rund 40 Millionen Tonnen Rohstahl produziert – für Infrastruktur, Bau- und Automobilindustrie, Maschinenbau, Hersteller von Metallwaren und Rohren. Auch im Kontext der Energiewende wird viel Stahl benötigt, für Erneuerbare-Energien-Kraftwerke und Stromnetze sowie den Ausbau einer klimafreundlicheren Verkehrsinfrastruktur.

Die Stahlindustrie steht als eine der energiereichsten Branchen im Fokus und ist laut Bundesumweltministerium für mehr als 30 Prozent der Industrie- und rund acht Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier kündigte nun nach einem Treffen mit Vertretern der deutschen Hersteller und der IG Metall eine milliardenschwere Unterstützung für den klimafreundlichen Umbau der Stahlindustrie an. In den Jahren 2022 bis 2024 sollten zusätzlich mindestens fünf Milliarden Euro mobilisiert werden, so Altmaier gegenüber tagesschau.de.

Als klimafreundlichere Alternative zum stark kohlenstoffhaltigen Brennstoff Koks zum Beheizen der Hochöfen kommt bislang nur grüner Wasserstoff in Frage, der mittels Elektrolyse aus Ökostrom produziert wurde. Die Umstellung von Kohle auf Wasserstoff als Energieträger ist ein großer Schritt. Denn die Produktionstechnik muss dabei komplett umgestellt und zudem eine neue Infrastruktur aufgebaut werden.

Im Zuge der nationalen Wasserstoffstrategie, die 2020 von der Bundesregierung beschlossen wurde, spielt die Transformation der Stahlindustrie eine entscheidende Rolle. Für eine Dekarbonisierung der Stahlindustrie rechnet der Bundeswirtschaftsminister nun mit einer Summe von 35 Milliarden Euro, etwa zehn bis zwölf Milliarden Euro könnten in den nächsten 30 Jahren aus öffentlichen Hilfen kommen. Vor dem Treffen hatten die fünf großen Stahlkonzerne Subventionen in Höhe von 15 bis 30 Milliarden Euro gefordert, um bis 2030 rund ein Drittel der Primärstahlproduktion auf eine klimafreundliche Erzeugung umzustellen. Allein der große Stahlhersteller Thyssen Krupp rechnet mit einem Kostenaufwand von etwa zehn Milliarden Euro.

In einem geförderten Pilotprojekt erprobt Thyssenkrupp einen wasserstofftauglichen Hochofen in Duisburg. Fast alle Wasserstoff-Pilotprojekte sind bislang von Bund oder Ländern gefördert worden, wie etwa die Wasserstoffbusse vieler Nahverkehrsunternehmen bundesweit. Neben der Anschub-Finanzierung sollten die Mehrkosten für die Produktion von grünem Stahl zumindest vorübergehend ausgeglichen werden – damit der in Deutschland produzierte Stahl konkurrenzfähig bleibe, so eine weitere Forderung der Stahlkonzerne.

Bereits heute kommt massenweise billiger Stahl aus China auf den europäischen Markt. Daher wird auf EU-Ebene aktuell über eine Grenzsteuer bzw. „Klimaabgabe“ diskutiert. Wie schon früher bei den Solarzöllen könnte das jedoch Handelskonflikte auslösen. Ein Gegenvorschlag des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium sieht daher den Aufbau eines „internationalen Klimaclubs“ vor. Darin einigen sich die Mitglieder auf einen Mindestpreis für CO2-Emissionen und sichern sich somit gegenseitig ab.

Deutschland solle bei grünem Wasserstoff weltweit führend werden, wünscht sich der Wirtschaftsminister. Sieben Milliarden Euro will die Bundesregierung in den kommenden Jahren zur Verfügung stellen, um die Wasserstoffnutzung voranzubringen. Hinzu kommen Programme von Seiten der EU. Angestrebt werde eine Vervielfachung der grünen Wasserstoffproduktion bis 2030– dann solle die Elektrolysekapazität auf eine Leistung von rund fünf Gigawatt steigen, das wäre etwa Faktor 200 zur derzeitigen Produktion.

Um grünen Wasserstoff im großen Stil zu produzieren, braucht es jedoch große zusätzliche Mengen an Ökostrom. Der Ausbau von Solar- und Windenergie müsste viel schneller vorangehen, Doch statt den Ausbau Erneuerbarer Energien hierzulande voranzutreiben, liebäugelt die deutsche Politik mit dem Import von Wasserstoff und Energiepartnerschaften, etwa mit den Golfstaaten oder Russland mit bereits bestehenden Pipelines nach Deutschland. In Russland wird Wasserstoff allerdings aus Erdgas gewonnen und ist daher nicht grün, sondern wird als blauer Wasserstoff bezeichnet. Für den Klimaschutz brächte das also keinerlei Vorteil. na

Kommentare

Rudolf Lohmann am 07.05.2021

+114 Gut Antworten

Ich habe schon vor 50 Jahren von einem klugen Lehrer gelernt das man Produkte dort herstellen sollte wo möglichst viele Vorprodukte im Land vorhanden sind. Daraus folgt das Hochöfen und auch Aluminiumhütten in Deutschland nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Der mechanische Webstuhl hat einfach ausgedient. In Nordschweden, Kiruna wird seid Ewigkeiten Eisenerz abgebaut und wird auch weiterhin abgebaut. Den Strom für die Wasserstoffgewinnung bekommt man aus Norwegen gewonnen aus uralter Wasserkraft für 0,5 Cent/Kwh. Hierzulande sind Industriepreise aus erneuerbaren Energie unter 4 Cent/kwh kaum denkbar. Übrigens am Hochofen von Thyssen In Duisburg arbeiten gerade mal 30 Personen. Ähnlich ist das bei Aluminium. Allein die 3 Aluminiumhütten verbrauchen den Strom wie alle Bürger Berlins. Also genauso viel wie das Kraftwerk Neurath 2, Leistung 2,4GW erzeugt. Den Rest kann man sich denken.

Rudolf Lohmann 0211 497169

Rudolf Lohmann am 07.05.2021

+115 Gut Antworten

Übrigens, ich habe mal überschlagen gerechnet: Wen die 3 Alühütten nach Norwegen gehen kann man wahrscheinlich alle Braun- Und Steinkohlekraftwerke direkt nach Umsiedlung der Hütten, abschalten oder auch morgen. Aluminiumhütten mit besseren Bedingungen gibt es zu hauf auf unserem Gastplaneten. Herr Altmeyer hat Null Ahnung. Wie soll er auch? Mit einem Jurastudium. Er vertritt das was man ihm zuflüstert.

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