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Klimaklage





WärmepumpenmarktUS-Konzern übernimmt Klimasparte von Viessmann

Rote Fahnen mit Schriftzug Viessmann
Der Heizungsbauer Viessmann hat seine Klimasparte und damit das lukrative Wärmepumpengeschäft an ein amerikanisches Unternehmen verkauft. (Foto: Viessmann Climate Solutions SE)

Das traditionsreiche deutsche Unternehmen Viessmann verkauft seine Klimatechniksparte an den US-amerikanischen Konzern Carrier Global. Die milliardenschwere Transaktion schafft einen starken globalen Player im Wärmepumpenmarkt.

05.05.2023 – Am 25. April hat das Unternehmen Viessmann den Verkauf seiner Klimatechniksparte an den amerikanischen Konzern Carrier Global bekannt gegeben. Ein Paukenschlag, denn es geht um genau den Markt, der in den nächsten Jahren ein rasantes Wachstum hinlegen wird: Klimalösungen für Gebäude und damit ganz besonders um Wärmepumpen. Die geplante Transaktion hat nicht nur wegen ihrer Größe für Aufmerksamkeit gesorgt, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Viessmann als erfolgreiches Familienunternehmen als Sinnbild für den Mittelstand gilt, der das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet.

Das im hessischen Allendorf ansässige Unternehmen will seinen Geschäftsbereich Viessmann Climate Solutions mit Carrier zusammenführen. Carrier mit Hauptsitz in Florida (USA) bietet Klimalösungen im Wohn- und Gewerbesegment in Nordamerika sowie im europäischen großen Gewerbemarkt. Viessmann ist Marktführer im europäischen Premium-Wohnsegment. Somit entsteht ein großer Player im Wohn- und Gewerbesegment, der sich sowohl in Nordamerika als auch in Europa einen großen Marktanteil sichern will. Darüber hinaus hat Carrier über seine lokale Marke Toshiba Carrier eine starke Präsenz in Asien.  

Das Volumen der Transaktion beträgt laut Angaben von Carrier 12 Milliarden Euro. Gemeinsam sollen zukünftig rund 45.000 Mitarbeitende einen Gesamtumsatz von mehr als 17 Milliarden US-Dollar erwirtschaften.

Breitere Produktpalette und kürzere Lieferzeiten

Max Viessmann, CEO der Viessmann Group, begründete den Schritt so: „Wir können die weltweite Energiewende nur dann erfolgreich meistern, wenn Unternehmen global denken, handeln und zusammenarbeiten.“ Durch die Partnerschaft würde ein zukunftssicherer globaler Klima-Champion geschaffen, ein Innovationsführer in einem hart umkämpften Markt.

Die Transaktion soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Den Kunden und Installationspartnern beider Unternehmen wird ein breiteres Produkt- und Serviceportfolio versprochen, außerdem höhere Produktionskapazitäten und kürzere Lieferzeiten Das Angebot an Wärmepumpen, Batteriespeichern, Photovoltaik- und Klima- und Lüftungslösungen wird laut Viessmann erheblich erweitert.

Beschäftigungs- und Standortgarantien

Beide Unternehmen haben sich auf langfristige Garantien geeinigt: für drei Jahren sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen, es wird eine fünfjährige Garantie für die wichtigsten Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstandorte gegeben sowie der Hauptsitz mindestens für 10 Jahre in Allendorf bleiben.

Die Viessmann Group bleibt ein eigenständiges Familienunternehmen im vollständigen Besitz der Unternehmerfamilie Viessmann. Sie will sich auf CO2-Vermeidung, CO2-Reduktion und CO2-Speicherung fokussieren.

Ausverkauf oder Chance

Der milliardenschwere Verkauf hat auch Befürchtungen geweckt. Nach dem Niedergang der Solarindustrie könnte Deutschland bei einer weiteren Zukunftstechnologie abgehängt werden. Dem widerspricht der Energiewirtschaftsexperte Tim Meyer. Nicht nur in Asien und den USA, auch in vielen europäischen Ländern wurde längst auf die Wärmepumpe als tatsächlich klimaschonende und günstige Alternative gesetzt. Er verweist auf Zahlen des europäischen Wärmepumpenverbandes ehpa, wonach Deutschland 2022 europäisches Schlusslicht bei den Wärmepumpenverkäufen pro Kopf war.

Vor diesem Hintergrund scheint für Meyer der Verkauf der Klimasparte von Viessmann an Carrier einer nachvollziehbaren Industrielogik zu folgen. Gegen die großen Player bei Wärmepumpen insbesondere aus Asien und den USA, gegen deren deutlich größere Stückzahlen und geringeren Fertigungskosten käme Viessmann alleine nicht an. „Ich lese das nicht als Verspielen einer vermeintlichen Vorreiterrolle. Vielmehr ist es ein weiteres Zeichen dafür, dass sich echte Vorreiterrollen lohnen und wir uns Chancen verbauen, wenn wir zu lange an Liebgewonnenem festhalten. Ganz egal ob Gas-Therme oder Verbrennungsmotor.“

Wirtschaftsminister Robert Habeck kündigte an, sich das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anzuschauen. Das Projekt solle der Wirtschaft und dem Standort Deutschland dienen. Welche kontrollrechtlichen Verfahren jetzt anstehen bzw. in Frage kommen, erläutert die auf Kartellrecht spezialisierte Rechtsanwältin Michaela Westrup im Interview mit energiezukunft.  Petra Franke

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