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Fossile EnergieViele Kohlekraftwerke werden 2020 Verluste machen

Ein Kohlekraftwerk im Hintergrund, mit Kohletransportern auf Schienen im Vordergrund.
Kohlekraftwerke waren einmal ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch diese Zeiten sind vorbei. (Bild: Michael Gaida / pixabay, Public Domain)

Stellt man Einnahmen und Ausgaben gegenüber, kommen Experten zu einer eindeutigen Prognose: 46 Prozent aller Kohlekraftwerke weltweit werden 2020 Verluste machen. Vor allem in China und Europa ist Kohle in diesem Jahr meist nicht mehr profitabel.

16.04.2020 – In einer breit angelegten Analyse untersuchten Experten des britischen Think Tanks Carbon Tracker die Einnahmen und Ausgaben 6.696 existierender Kohlekraftwerke und 1.046 in der Pipeline. Das sind 95 Prozent aller weltweiten Kohlekraftwerke. Das Ergebnis: Der zu erwartende Cashflow für 2020 – die Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben für dieses Jahr – wird bei 46 Prozent aller laufenden Kohlekraftwerke negativ ausfallen. Fast die Hälfte alle Kohlekraftwerke weltweit wird also in diesem Jahr Verluste machen.

Die Analysen basieren dabei auf geschätzten Einnahmen aus dem Strompreishandel, Zusatz- und Ausgleichszahlungen und Erträgen aus dem Kapitalmarkt. Ausgaben wiederum ergeben sich aus laufenden Kosten für den Betrieb sowie zusätzliche Ausgaben für CO2-Bepreisungssysteme, wie der Emissionshandel und Richtlinien zur Luftverschmutzung. Weltweit stiegen CO2-Bepreisungssysteme 2019 um 45 Prozent. Auch wenn der europäische Emissionshandel in der Coronakrise kollabiert und der CO2-Preis in den vergangenen Wochen von 23 Euro auf 15,45 Euro pro Tonne fiel, müsste der Preis laut Analysten von Carbon Tracker dauerhaft auf neun Euro sinken, um ein Revival der Kohlekraft in Europa einzuläuten.

Vor allem in Europa und China rechnet sich Kohle nicht mehr

In Europa werden nach Berechnungen von Carbon Tracker sogar 62 Prozent aller Kohlekraftwerke 2020 Verluste machen. Neben Großbritannien, Spanien und Tschechien, gehört Deutschland zu den Staaten mit den meisten unprofitablen Kohlekraftwerken innerhalb Europas. 90 Prozent aller Kohlekraftwerke werden voraussichtlich Verluste einfahren. Im Durchschnitt machen die Kohlekraftwerke hierzulande ein Defizit von 9 US-Dollar pro Megawattstunde.

Auch in China wird der überwiegende Teil der Kohlekraftwerke voraussichtlich ohne Gewinne das Jahr 2020 abschließen. Für 59 Prozent der chinesischen Kohlekraftwerke prognostizieren die Analysten von Carbon Tracker in diesem Jahr Verluste. Ungeachtet dessen plant die chinesische Regierung den Bau vieler weiterer Kohlemeiler, auch um die Wirtschaft nach der Coronakrise wieder anzukurbeln. Doch Carbon Tracker warnt: Auch 61 Prozent der neuen Kraftwerke werden mit Verlusten in den Markt einsteigen.

Angesichts der anstehenden Wirtschaftskrise durch die Corona-Pandemie sagte Matt Gray von Carbon Tracker: „Der Bau neuer Kohlekraftwerke und Unterstützung existierender Kraftwerke durch Subventionen bedeutet eine enorme Geldverschwendung. Angesichts der erforderlichen Milliarden Investitionen in die Wirtschaft und der Schaffung neuer Jobs sollten Regierungen einen nachhaltigen Wiederaufbau der Wirtschaft anstreben, indem sie Kohlekraftwerke schließen und die Mittel für Erneuerbare Energien einsetzen.“

Neue regenerative Energieprojekte sind meist günstiger

Denn eine weitere Analyse zeigt, dass in allen großen Märkten die Installation regenerativer Energieanlagen günstiger ist als der Weiterbetrieb von Kohlemeilern. In China kostet 71 Prozent der Kraftwerksleistung mehr als der Bau neuer regenerativer Energieprojekte. In Europa liegt dieser Wert sogar bei 96 Prozent.

Und Kohlekraftwerke wären weltweit noch weitaus unrentabler, wenn sie in vielen Staaten nicht weiterhin feste Vergütungssätze oder Subventionen für ihren Betrieb erhalten würden. Auch die in Deutschland geplanten Entschädigungsleistungen für deutsche Braun- und Steinkohlekraftwerke im Zuge des vereinbarten Kohleausstiegs sind aufgrund ihres fehlenden Profits kritikwürdig. So erhalten die Kraftwerksbetreiber in den folgenden 15 Jahren über vier Milliarden Euro Kompensationsleistungen. Für die Energiekonzerne von RWE bis Leag ein lohnendes Geschäft. mf


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