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Nordrhein-WestfalenWasserstoffimporte sind nicht zukunftsfähig

Wasserstoffzug
Zum Beispiel im Zugverkehr, aber vor allem in der Industrie, könnte Wasserstoff zukünftig der Schlüssel zur vollständigen Klimaneutralität sein. (Foto: Erich Westendarp auf Pixabay)

Die Bedeutung von Wasserstoff wächst, in die Technologie fließen Milliarden. Zur Deckung der steigenden Nachfrage setzt NRW den Fokus auf Importe – und nicht auf den Aufbau einer eigenen grünen Wasserstoffherstellung. Eine Gefahr für die Wirtschaft.

11.02.2021 – Hamburg macht es vor: Auf dem Gelände des stillgelegten Steinkohlekraftwerks Moorburg könnte bereits ab 2025 grüner Wasserstoff im großen Stil produziert werden. Dafür beantragen die Projektpartner Fördermittel im Rahmen des EU-Programms „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI). Geplant ist ein Elektrolyseur mit mindestens 100 Megawatt Leistung, der zukünftig Strom in Wasserstoff umwandelt. Gespeist wird die Anlage dann mit Erneuerbaren Energien wie etwa Offshore-Windstrom, man will den Fokus auf eine eigene grüne Wasserstoffproduktion setzen.

Ganz anders Nordrhein-Westfalen: Die Landesregierung unterstützt zwar die Ansiedlung eines Technologie- und Innovationszentrems für Wasserstofftechnologien in Duisburg, setzt jedoch bei der eigentlichen Wasserstoffproduktion fast vollständig den Fokus auf Importe aus dem Ausland. Das geht aus einer Untersuchung von Wuppertal Institut und DIW Econ hervor, die der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) beauftragt hat.

Potenzial von grünem Wasserstoff wird unterschätzt

Das Potenzial einer höheren Erneuerbare-Energien-Produktion werde für eine heimische grüne Wasserstoffwirtschaft in NRW in der schwarz-gelben Wasserstoffstrategie nicht beachtet, findet Reiner Priggen, Vorsitzender des LEE NRW. „Grüner Wasserstoff wird mehr und mehr zum Standortfaktor. Nur dort, wo grüner Wasserstoff für die Industrie zur Verfügung steht, wird auch investiert.“

Dabei war NRW einst ein führendes Energie- und Industrieland. Faktisch bedeute die aktuelle Entwicklung eine Verlagerung der Wertschöpfung hin nach Norddeutschland. „Dabei hätten wir unter den richtigen Rahmenbedingungen auch hier bei uns mehr als genug Potenzial, um sowohl Erneuerbare Energie als auch Grünen Wasserstoff im großen Maßstab zu produzieren“, so Priggen.

Wasserstoffimporte gefährden Wertschöpfung und Arbeitsplätze

In ihrer Studie haben das Wuppertal Institut und DIW Econ die Wertschöpfung aus der Wasserstoffproduktion in Deutschland mit Importen aus Marokko und Norwegen verglichen. Das Ergebnis: Die regionale Herstellung von grünem Wasserstoff schafft eine Wertschöpfung von mehreren Milliarden Euro und tausende Arbeitsplätze. Durch die hohe Importquote der Wasserstoff-Roadmap der NRW-Landesregierung könnte diese Chance jedoch unwiederbringlich verloren gehen und Risiken bei der Versorgungssicherheit eingegangen werden.

Der Import von Wasserstoff könnte aus Kostengründen wohl vor allem über Pipelines erfolgen, so die Wissenschaftler. Schiffstransporte seien demnach zu teuer und lohnen sich erst ab einer Entfernung von rund 4.000 Kilometern. Dieser Umstand grenzt den Radius möglicher Partnerländer ein. Gerade zu Beginn könnten Schiffsimporte jedoch noch eine Rolle spielen, da der Aufbau eines internationalen Pipelinesystems komplex ist.

Wie günstig und grün ist der Wasserstoff aus Nordafrika?

Aufgrund der hohen Importkosten könne eine heimische Wasserstoffherstellung sogar zu den gleichen Kosten produzieren. Der Bezug von grünem Wasserstoff aus den vieldiskutierten Regionen wie Nordafrika sei nicht zwingend kostengünstiger, so die Forscher. Außerdem sollten die enormen volkswirtschaftlichen Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte einer regionalen Produktion berücksichtigt werden.

Ein weiterer Punkt, der in der politischen Diskussion derzeit gerne ausgeblendet wird: Viele der derzeit für den Wasserstoffexport diskutierten Länder sind noch immer stark von fossilen Energieträgern abhängig – eine grüne Wasserstoffproduktion sieht anders aus. Und das wird sich bis zum Jahr 2030 auch nicht grundlegend ändern. So wächst der Anteil Erneuerbarer Energien beispielsweise in Marokko zwar deutlich, liegt derzeit aber immer noch bei nur zehn Prozent am Primärenergiemix.

Neben den Kostenfaktoren und Risiken bei der Versorgungssicherheit muss also auch hinterfragt werden, wie grün der importierte Wasserstoff tatsächlich ist. Die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte einer heimischen Wasserstoffproduktion sollten ebenfalls in die Abwägung integriert werden. Für eine lokale Erzeugung von Wasserstoff in NRW könnte gleichzeitig neuer Schwung in die Energiewende des Landes gebracht werden – die in den letzten Monaten und Jahren sowieso eher abgewürgt als angefacht wurde. jk


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Kommentare

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Klaus Hesse 22.02.2021, 19:50:03

Auch in NRW könnte man Grünen Wasserstoff aus Biomasse in grossen Mengen herstellen.

Bereits : 03.11.2010 Karl-Heinz Tetzlaff: Die Effizienz einer grünen Wasserstoff-Wirtschaft htwk-leipzig

https://mediaserver.htwk-leipzig.de/videos/karl-heinz-tetzlaff-die-effizienz-einer-grunen-wasserstoff-wirtschaft/

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Klaus Hesse


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