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KlimafinanzierungZentralbanken weltweit befeuern weiterhin die Klimakrise

Ölförderung im Sonnenuntergang
Das fossile Zeitalter muss zu Ende gehen, wenn die Klimakrise gestoppt werden soll. Ein wichtiger Baustein wäre der Rückzug aus der Finanzierung fossiler Geschäfte. (Foto: Zbynek Burival auf Unsplash)

Große Zentralbanken wie die Deutsche Bundesbank hätten Zugang zu entscheidenden Instrumenten im Kampf gegen die Klimakrise. Doch trotz Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen unterstützen sie weiterhin fossile Geschäfte. Nun hagelt es erneut Kritik.

25.08.2021 – Zwölf der größten Zentralbanken der Welt unterstützen weiterhin fossile Energien durch ihre Geschäftspolitiken und direkten Finanzierungen, berichtet die NGO urgewald – damit steht keines der mächtigen Finanzinstitute in seiner Geschäftspolitik im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen. Das stehe im krassen Gegensatz zu ihren aktuellen Versprechungen, ihre Aktivitäten an Klimazielen auszurichten, kritisieren Beobachter.

Im aktuellen Bericht der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Oil Change International, der von der deutschen Umweltorganisation urgewald mitgezeichnet wurde, haben die Autoren die Zentralbanken von Kanada, China, der Europäischen Union, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Russland, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten unter die Klima-Lupe genommen.

Ein Blick in die Praxis der Zentralbanken

Die Kriterien, um die Reaktionen der Zentralbanken auf die Klimakrise zu bewerten, konzentrierten sich auf drei Aspekte der Tätigkeit von Zentralbanken:

Einmal die Vermögensverwaltung: Inwiefern finanzieren Zentralbanken mit ihren Eigenanlagen fossile Energien bzw. schließen diese aus?

Ein weiterer Gesichtspunkt für die Untersuchung waren die Regeln und Unterstützung für Geschäftsbanken: Welche Zentralbank-Maßnahmen unterstützen die Finanzierung fossiler Energien durch Geschäftsbanken, welche schränken sie ein?

Und schließlich ein Blick auf die Geschäftspolitiken und die Forschung: Welche offiziellen Erklärungen der Zentralbanken sowie Forschungs- und Klassifizierungsaktivitäten gibt es, um die zukünftige Finanzierung fossiler Energien zu regeln?

Ernüchterndes Fazit: Keine der zwölf untersuchten Zentralbanken trägt auch nur bei einem der Kriterien klar zur Erreichung der Pariser Klimaziele bei. Mit wenigen vereinzelten Ausnahmen – beispielsweise Entscheidungen der französischen und Schweizer Zentralbanken, Kohle teilweise von ihren Vermögensportfolios auszuschließen – beschränkten sich die Bemühungen in erster Linie auf Maßnahmen zur Erhöhung einer gewissen Transparenz am Finanzmarkt.

Ausmaß der Klimakrise noch nicht angekommen

„Die Zentralbanken haben Zugang zu bedeutenden Instrumenten im Kampf gegen die Klimakrise. Aber statt diese zu nutzen, um die Finanzierung fossiler Energien tatsächlich zu unterbinden, bleiben sie weitgehend tatenlos“, kommentiert David Tong, Global Industry Campaign Manager bei Oil Change International, die Ergebnisse der Untersuchung.

Angesichts des Ausmaßes und der Dringlichkeit der Klimakrise sollten Zentralbanken keine weitere Zeit verlieren und den Finanzsektor in eine neue, klimasichere Richtung führen.

Zaghafte Schritte Richtung Klimaschutz – doch fossile Finanzierung geht weiter

Zwar hätten einige Zentralbanken Schritte unternommen, um die Transparenz und die Berichterstattung über klimabezogene Risiken zu erhöhen, berichtet urgewald. Diese begrenzten Maßnahmen werden jedoch von der gleichzeitigen Untätigkeit der Zentralbanken bezüglich Finanzierung für fossile Energien überschattet.

Damit ließen sie laut aktuellem Bericht ihr Potenzial ungenutzt, zwischen 2016 und 2020 den Fluss von 3,8 Milliarden US-Dollar in diesen Sektor zu verhindern. Besonders fatal: In diesem Zeitraum stieg die Finanzierung fossiler Energien sogar an, selbst in Explorations- und Erschließungsprojekte, die zu mehr Verbrennung fossiler Energien führen werden.

Verweigerungshaltung beim Thema fossile Geschäfte

Die Zentralbanken hätten damit besonders in ihrer Rolle als Aufsichtsbehörden für die Geschäftsbanken versagt, stellen die Autoren des Berichts fest. Die ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente – bezogen auf fossile Energien – wären bisher weitgehend ungenutzt geblieben. So hätten die Zentralbanken Vorschläge schlichtweg ignoriert, Rücklageanforderungen oder aufsichtsrechtliche Vorschriften zu nutzen, um diese Finanzierungen zu verhindern und sie haben sich laut Bericht Forderungen widersetzt, ihre Mandate der Klimakrise anzupassen.

„Die Zentralbanken haben ihre Rolle historisch mehrfach neu interpretiert, gerade in der jüngeren Vergangenheit, um auf die Finanzkrise 2008-2009 und die aktuelle COVID-19-Krise zu reagieren. Jetzt müssen sie auch die Klimakrise einbeziehen, die nicht nur die Finanzstabilität, sondern die gesamte Menschheit bedroht“, mahnt Tong von Oil Change International.

Wenn die Zentralbanken nicht handeln, müssten die Regierungen, denen sie unterstellt sind, eingreifen, fordern Klimaschützer. „Sie müssen deutlich machen, dass die Zentralbanken zum Ende der gefährlichen Finanzierung fossiler Energien entscheidend beitragen können, statt als Nachzügler einen Sektor zu stützen, der das Klimachaos antreibt“, so Tong in Richtung Politik.

Konstruktive Kritik, mit Empfehlungen an die Politik

Die Autoren des Berichts haben nicht nur Kritik, sondern auch handfeste Empfehlungen, um die Aktivitäten der Zentralbanken besser mit den Klimazielen in Einklang zu bringen: So raten sie den Regierungen, die Mandate der Zentralbanken – wo erforderlich – zu ändern, damit sie zum Ende der Finanzierung fossiler Energien im Einklang mit dem Pariser Abkommen beitragen können;

Aufruf an die Banken

Zentralbanken sollten ihre Vermögensverwaltung anpassen, um aus ihren Portfolios alle Sektoren auszuschließen, die fossile Energien abbauen und intensiv nutzen, sowie keine weiteren Investitionen tätigen, die mit dem Pariser Abkommen unvereinbar sind – das ist die klare Forderung der Klimaschützer an die mächtigen Finanzplayer.

Sie sollten zudem ihre Regulierungspraktiken bezüglich Geschäftsbanken anpassen, um auch auf diesem Weg die Finanzierung aller Sektoren zu unterbinden, die fossile Energien produzieren und intensiv nutzen, sowie klimaschädliche Investitionen verhindern, Dazu gehöre klimabezogene Stresstests durchzuführen und klimabezogene Risiken zu erforschen sowie Geschäftsbanken dazu verpflichten, diese Risiken ebenfalls zu untersuchen.

Klimaneutralität statt Marktneutralität

„Die Deutsche Bundesbank und vor allem die BaFin spielen eine wichtige Rolle dabei, Regeln für Privatbanken und deren Finanzierungen zu setzen. kommentiert Finanzexpertin bei urgewald Regine Richter mit Blick auf Deutschland. „Sie müssen dies nutzen, um Finanzströme in fossile Unternehmen zu unterbinden. Und zwar schnell.“ Bundesbank-Präsident Weidmanns ständige Betonung der „Marktneutralität“ sei angesichts der Klimakrise gestrig und unverantwortlich.

Eins ist klar: Klimaschützer machen weiterhin Druck auf das Divestment fossiler Geschäfte. Die Zentralbanken können sich nicht aus der Verantwortung stehlen. na


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Kommentare

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Tim Deutschmann 06.09.2021, 16:09:21

Was ist denn dagegen einzuwenden, dass die Zentralbank mit ihrer Geldpolitik bewirkt, dass die Kreditzinsen negativ werden?

 

Soll der Wandel in Richtung Nachhaltigkeit durch neue Schulden von zukünftigen Generationen gezahlt werden oder soll man nicht besser das Geld von denjenigen nehmen, die es jetzt bereits haben? Die Deutschen haben über 7 Billionen € aufgrund der positiven Zinsen sehr ungleich und unfair private Geldvermögen, die größtenteils nur auf Konten herumliegen. Die 2,3 Billionen € Staatsverschuldung sind gering dagegen. Negativzinsen bringen dieses Geld in Bewegung.

 

Bedenken Sie: wenn im ganzen Land flächendeckend Kredite mit negativem Zins verfügbar werden, dann können dezentral Häuser energetisch saniert werden (Fassadendämmung, Umwälzpumpen, Solarthermie + Photovoltaic auf das Dach, etc.), ohne dass der Wandel den Mietern wehtut. Löhne können und werden steigen, so wie das Steueraufkommen, sodass nicht nur Schulden getilgt, sondern sogar Steuern gesenkt werden können. Die Inflation wird negativ, sodass die Kaufkraft von Renten und Pensionen steigt.

 

Ich habe hier meine Argumente detaillierter aufgeschrieben:

 

https://www.tim-deutschmann.de/Aktuelles/20210901.html

 

In diesem Artikel unterbreite ich einen Gesetzesvorschlag, mit dem man die Immobilienpreise und die Mieten senken kann, ohne weitere Flächen zu versiegeln!

 

https://www.tim-deutschmann.de/Aktuelles/20210828.html

 

Überdenken Sie bitte Ihre Position zur Geldpolitik der EZB und machen Sie sich bitte die disjunkten Kausalnexi positiver und negativer Zinsen bewusst, denn die Negativzinsen sind ja schon längst da.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Tim Deutschmann


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