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Studie vom Öko-InstitutHebel für eine soziale Wärmewende

5geschossiger Wohnblock im Typenbau
Einkommensschwache Haushalte leben häufig in älteren Wohnungen zur Miete und geben einen hohen Anteil ihres Einkommens für Heizenergie aus. (Foto: Basvolve06 auf Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

Eine Studie des Öko-Instituts nennt Mehrfamilienhäuser den blinden Fleck der sozialen Wärmewende. Das Forscherteam hat untersucht, wie einkommensschwache Haushalte wohnen und heizen. Hilfe bei der Sanierung ist Schlüssel für soziale Balance.

22.03.2023 – Haushalte mit geringem Einkommen – das sind häufig Rentner und Rentnerinnen, Arbeitslose und Studierende – leben überwiegend zur Miete in Mehrfamilienhäusern und haben stärker mit den steigenden Energiepreisen zu kämpfen als Besserverdienende. Eine Studie des Öko-Institutes im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat den blinden Fleck der Mehrfamilienhäuser in der sozialen Wärmewende beleuchtet.  

Über die Hälfte der deutschen Haushalte wohnt in Mehrfamilienhäusern. Davon leben achtzig Prozent zur Miete, fünfundfünfzig Prozent davon gehören zum unteren Einkommensdrittel. Deren Wohnsituation und die Wirkung der Entlastungspakete des vergangenen Jahres betrachtet die Studie.

Hohe Heizkosten und wenig Handlungsspielraum

Zwar haben Mietende mit geringem Einkommen eine deutliche kleinere Pro-Kopf-Wohnfläche, doch prozentual zahlen sie deutlich mehr für ihre Heizkosten. Die Situation hat sich mit den gestiegenen Energiepreisen deutlich verschärft. Die zehn Prozent ärmsten Haushalte müssen im Durchschnitt nun acht Prozent ihres Einkommens für Wärmeenergie ausgeben, während Haushalte im obersten Einkommenszehntel nur 1,6 Prozent aufbringen müssen. Darüber hinaus haben sie kaum Handlungsspielraum bei der Gebäudesanierung. Die Eigentümer wiederum profitieren nicht von Investitionen in Energieeffizienz oder Heizungstausch.

Hinzu kommt, dass die unteren Einkommensklassen überwiegend in älteren Gebäuden wohnen und höhere Energiekosten tragen müssen. Haushalte in neueren Gebäuden ab 2001 haben durchschnittlich zwanzig Prozent weniger Heizenergieausgaben. Nur fünf Prozent der Haushalte des unteren Einkommensdrittels wohnen jedoch in solchen Häusern.

Die Entlastungspakete der Bundesregierung haben alle Haushalte entlastet. Weil Haushalte mit höherem Einkommen meist mehr Heizenergie verbrauchen, profitieren sie auch stärker von der Strom- und Gaspreisbremse.

Die Analyse zeigt, dass Maßnahmen für besonders betroffene Gruppen zielgerichtet und nachhaltig sein müssen, um einerseits die Lasten zu reduzieren und andererseits den Energieverbrauch langfristig zu reduzieren.

Änderungen an Gas- und Strompreisbremse

Unter- und Obergrenzen in der Gas- und Wärmepreisbremse können Härtefällen entgegenwirken und das Instrument gerechter machen. Allerdings sind sie in Mehrfamilienhäusern nur schwer umsetzbar. Eine geeignete Alternative zu Gas- und Wärmepreisbremse sowie anderer Maßnahmen der Entlastungspakete, sind gestaffelte Direktzahlungen. In Deutschland wird aktuell darüber diskutiert, während Österreich ein solches System bereits eingeführt hat.

Katja Schumacher vom Öko-Institut rät zu gezielten Maßnahmen für besonders Betroffene anstatt dem Gießkannenprinzip. „So könnten die frei gewordenen Gelder in langfristige Maßnahmen investiert werden.“

Rentner ökonomisch gefangen in der früheren Familienwohnung

Besonders Rentner und Rentnerinnen, von denen zwei Drittel ein geringes Einkommen haben, geben überdurchschnittlich viel ihres Einkommens für Heizkosten aus. Sie wohnen oft in großen Wohnungen, da sich ein Umzug von der ehemaligen Familienwohnung in eine kleinere Wohnung finanziell nicht lohnt. Zudem sind die älteren Wohnungen oft unsaniert.

Diese Gebäude energetisch zu verbessern, könnte die Belastung perspektivisch deutlich senken. Aber auch Unterstützung für den Umzug in eine kleinere Wohnung gehört zu den möglichen Maßnahmen. Der Wohnungstausch groß gegen klein könnte über die Grenzen einer Genossenschaft oder eines Wohnungsunternehmens hinaus gefördert werden durch Mitnahme der Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Wie ein finanzieller Ausgleich zwischen verschiedenen Unternehmen erfolgen könnte, ist dabei noch unklar.

Zielgerichtete Sanierung für eine soziale Wärmewende

Grundsätzlich am nachhaltigsten und zielgerichtetsten sind Maßnahmen, die den Energieverbrauch langfristig reduzieren und damit Haushalte resilient gegenüber Energiepreisschwankungen machen. Die Gas- und Wärmekommission hat dazu in ihrem Abschlussbericht eine Reihe an Vorschlägen gemacht. Dazu gehören die beschleunigte Sanierung von Gebäuden mit einem hohen Anteil an Bewohnern mit Wohnberechtigungsschein und ein zielgruppenspezifisches Bundesprogramm mit erhöhten Fördersätzen für energetische Sanierung, gekoppelt an langfristige Mietpreis- und Belegungsbindung. pf


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