Lausitz: Probewohnen in Görlitz für mehr Nachhaltigkeit
Görlitz wirbt um Bewohner auf Probe, die im Rahmen eines Projektes den Weg der Stadt zu mehr Nachhaltigkeit mit ihren Ideen und Kenntnissen bereichern. Wohnungen für den dreimonatigen Aufenthalt stehen kostenfrei bereit.
11.05.2021 – Wer gerade mit dem Gedanken spielt, mal ganz woanders etwas Neues zu beginnen, könnte in Görlitz richtig sein. Bereits zum zweiten Mal sucht die östlichste Stadt Deutschlands Bewohner auf Probe, die für drei Monate ausprobieren, wie sich Leben und Arbeiten in der Stadt anfühlen. Zugleich freuen sich die Görlitzer auf die Ideen und Anregungen der Gäste, denn die Stadt möchte bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, setzt sie auf das große Engagement der Menschen vor Ort. Zugleich sollen aber auch Anregungen von außen dabei helfen, schnell zu nachhaltigeren Lebens- und Arbeitsweisen zu finden. Hier setzt das Projekt „Stadt der Zukunft auf Probe – Ein Wohn- und Arbeitsexperiment für ein klimaneutrales Görlitz“ an. Das Projekt ermöglicht Interessierten ab Herbst 2021 bis März 2023 einen jeweils dreimonatigen Aufenthalt in Görlitz. Dafür stehen kostenfrei Wohnungen zur Verfügung und Unternehmen und Forschungseinrichtungen fungieren als Gastgebende für einen vorübergehenden Arbeitsaufenthalt. Außerdem stellen verschiedene lokale Initiativen Räumlichkeiten bereit, etwa für künstlerisch-kreative Aufenthalte.
Wie geht nachhaltige Stadtentwicklung?
Die Teilnehmenden können und sollen ihren Aufenthalt in Görlitz nutzen, um sich im Rahmen ihrer Erwerbstätigkeit mit den Themen Klimaneutralität sowie nachhaltige Stadtentwicklung auseinanderzusetzen und ihr Wissen in die Stadt zu tragen. Dazu sind verschiedene Arbeitsmodelle angedacht: Praktika in Unternehmen, wissenschaftliche Gastaufenthalte, Start-Up-Aktivitäten bis hin zu Aufenthalten von freischaffenden Künstlern und Künstlerinnen.
„Das Projekt richtet sich an Personen, die sich beruflich bereits mit diesen Themen beschäftigen, etwa zu Klimaneutralität forschen, in Unternehmen an innovativen technischen Lösungen arbeiten, ein Start-up gegründet haben bzw. dies planen oder Aspekte nachhaltigen Lebens in ihrer kulturellen oder künstlerischen Arbeit aufgreifen“, erläutert Robert Knippschild vom Interdisziplinären Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau (IZS) in Görlitz, der das Projekt leitet. „Wir bieten diesem Personenkreis die Möglichkeit, drei Monate kostenfrei in Görlitz zu leben und in dieser Zeit zur angestrebten Transformation hin zu einer klimaneutralen Stadt 2030 beizutragen.“
Görlitz als Stadt hat schwer zu kämpfen – strukturschwach heißt das in gutem Neudeutsch mit allen Problemen, die damit einhergehen: Überalterung, Arbeitslosigkeit, Leerstand, sinkende Bevölkerungszahlen. Gleichzeitig gibt es auf politischer Ebene viele Anstrengungen, diese Entwicklung mit gezielten Förderungen und Ansiedlungen zu stoppen.
Das Projekt „Stadt der Zukunft auf Probe“ will vor allem den Wohn- und Arbeitsstandort Görlitz ins Blickfeld rücken und gleichzeitig untersuchen, wie qualifizierte Arbeitskräfte angelockt werden können, die die nachhaltige Entwicklung der Stadt mit vorantreiben.
Ein Vorgängerprojekt hatte bereits von Januar 2019 bis März 2020 jeweils vierwöchige Probeaufenthalte ermöglicht. Es musste leider aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden. Gekommen waren damals insgesamt 62 Personen, die 41 Haushalten angehörten. Auch Familien mit Kindern waren darunter. pf