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Frankreichs EnergiewendeDie längste Solarstraße im Hexagon ist ein Flop

Solarstraße
Die Solarstraße hat den Praxistest leider nicht bestanden. Nach ersten Erfahrungen kritisieren Experten, dass Solarstraßen nicht die Kosten-Nutzen-Rechnung bestehen – sie sind teuer und brächten zu wenig Ertrag, dafür viele Probleme. (Foto: Kumkum / Wikimedia Commons / CC0)

Statt die Solarenergie auf den Dächern Frankreichs zu fördern, finanziert die Regierung Prestigeprojekte wie solare Straßen – mit viel medialer Wirkung. Doch die geht nun nach hinten los. Denn Frankreichs erste Solarstraße entpuppt sich als Flop.

07.09.2019 – Netter Versuch für fünf Millionen Euro – es sollte der Plan für eine solare Zukunft werden: Eine Solarstraße vom Norden Frankreichs in den Süden, die anliegende Gemeinden mit Solarstrom versorgt. In Frankreich, wo vor allem Atomstrom die Energieversorgung gewährleistet, war die Regierung im Jahr 2016 von dem ehrgeizigen Projekt fasziniert. Rund 1.000 Kilometer Straßen aus Photovoltaik-Modulen durchs ganze Land waren geplant, um damit die Straßenbeleuchtung für rechnerisch fünf Millionen Franzosen zu garantieren. Das Geld dafür sollte vor allem über die Erhöhung der Benzinsteuer kommen.

Die Idee klingt erstmal gut: Wenn schon Straßen asphaltiert und versiegelt werden, warum sie dann nicht für die Energiegewinnung nutzen und mit Solarpaneelen bepflastern?

Der erste Abschnitt der Solarstraße entstand im Nordwesten Frankreichs in der Normandie – nicht unbedingt die Gegend mit der höchsten Sonneneinstrahlung im Hexagon. Der 600 Meter lange sogenannte Wattway mit 2.800 Solarpaneelen verläuft entlang der kleinen Gemeinde Tourouvre-au-Perche im Départment Orne – und sollte die gesamte Straßenbeleuchtung des Ortes mit solarem Strom versorgen.

Größe Ernüchterung stellt sich nun nach drei Jahren ein. Denn die Solarstrom-Produktion blieb weit hinter den Erwartungen zurück, berichten französische Medien. Bereits 20 Quadratmeter der Wattway-Panels könnten theoretisch den Stromverbrauch eines Single-Haushalts decken, sagt der Hersteller. Auch die Installation auf bereits vorhandenem Straßenbelag sei kein Problem, so die Annahme, durch die Einbettung der Solarzellen in verschiedene Schichten sei die Festigkeit und Langlebigkeit auf der Straße gegeben.

Im Praxistest sah es nun leider anders aus. Im ersten Jahr produzierte die Straße mit 150.000 Kilowattstunden knapp die Hälfte der erwarteten Zielmarke. Die Produktion fiel 2018 auf 78.000 kWh und 2019 auf 38.000 kWh zurück. Ein großes Problem stellte sich zudem nach Benutzung der Solarstraße durch Fahrzeuge heraus: Die eingesetzten sieben Millimeter dicken Solarpaneele sind regelmäßig defekt, es entstanden Schäden durch schwere Fahrzeuge; bereits im letzten Jahr mussten etliche beschädigte Paneele ausgebaut werden. Unwetter und Gewitter setzen dem Belag zu, Blätter legen sich auf die Solarpaneele und mindern die Sonneneinstrahlung. Zudem beklagten sich die Anwohner über die Lautstärke der Autoreifen auf dem solaren Straßenbelag.

Der Vize-Präsident des Energiewende-Netzwerks Réseau pour la Transition Énergétique Marc Jedliczka kritisierte das Projekt: Die technischen und wirtschaftlichen Bausteine wurden dabei nicht ausreichend verstanden, kommentiert er das schlechte Ergebnis. Photovoltaik gehöre nicht auf die Straße, sondern zuallererst aufs Dach. Es sei kaum nachzuvollziehen, ein solch aufwändiges Projekt mit hohen Kosten zu finanzieren, anstatt die sehr viel rentableren und funktionierenden Lösungen wie die Photovoltaik auf Dächern zu nutzen und zu fördern.

Ganz vorbei ist es mit den solaren Straßen damit wohl noch nicht. Vor allem solare Fahrradstraßen haben sich schon bewährt, wie bspw. in den Niederlanden, wo die Erwartungen hinsichtlich der Stromproduktion sogar übertroffen wurden. Auch in Deutschland sind solare Radwege bereits im Praxistest. na


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