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BalkonkraftwerkeGerettete Solarmodule für die Energiewende zuhause

Balkonkraftwerk mit kleinen Macken
Schon bei kleinen optischen Mängeln werden Solarmodule oft verschrottet, bevor sie in den Handel gehen (Foto: Panelretter).

Ein bayrisches Startup bewahrt funktionsfähige Solarmodule vor der Verschrottung und vertreibt sie als Balkonkraftwerke weiter. Der Markt für wiederaufbereitete Paneele könnte durch das Repowering von Großanlagen in den nächsten Jahren massiv wachsen.

08.09.2023 – Mit der weltweit wachsenden Zahl von Photovoltaikanlagen steigt auch die Zahl der Solarpanele, die wegen produktions- oder transportbedingter Makel nicht in den regulären Verkauf gehen. Diese werden bislang oft verschrottet, obwohl sie voll funktionsfähig sind. Auch im Großhandel fallen im Zuge des Solarbooms immer mehr Module an, die zurückgeschickt und anschließend nicht mehr verkauft werden. Das Startup kurzschlussFest aus dem bayrischen Oberpöring will diesen bislang vernachlässigten Solarmodulen als Balkonkraftwerken (inkl. Wechselrichter) unter der Marke Panelretter ein neues Leben schenken.

„Oft werden Panele wegen einfacher optischer Mängel wie Kratzern oder Verfärbungen aussortiert, bevor sie überhaupt in den Handel gehen“, weiß Christoph Kirschner. Der gelernte Elektroniker und Jungingenieur gründete Panelretter mit seinem Kommilitonen Tillmann Durth im Frühjahr 2023. „Meist landen die aussortierten Solarmodule dann direkt im Elektroschrott. Alle Ressourcen und auch die bei der Produktion genutzte Energie sind dann verloren.“

Bei Modulherstellern stießen die Gründer auf großes Interesse. „Niemand wirft gerne voll funktionsfähige Solarpanele nur wegen ein paar Macken weg“, erklärt Kirschner. „So hatten wir schnell die ersten Zulieferer an der Hand, von denen wir unsere Module beziehen konnten.“

Volle Garantie bei optischen Mängeln

Die Solarpanele als B-Ware oder Restbestände direkt von Herstellern und Vertrieb zu beziehen, birgt einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Bezugsquellen: Die Garantie von meist 25 Jahren auf die Leistung der Module bleibt erhalten und geltend gemacht werden kann.

Da das Startup Bestände abschöpft, die andernfalls entsorgt würden, kann Panelretter auch Module aus deutscher Produktion günstig ankaufen. Diese gehören im Neukauf meist zu den hochwertigsten aber auch teuersten Modellen. Ziel sei es, Solarmodule mit Premiumqualität auch für Geringverdienende erschwinglich zu machen.

Was bei Solarpanelen bereits funktioniert, scheint beim zweiten Bestandteil eines Balkonkraftwerks bislang noch nicht möglich: So müssen die Wechselrichter der Komplettsysteme bislang noch als Neuware bezogen werden.

Im stark umkämpften Wachstumsmarkt für Balkonkraftwerke finden sich die geretteten Solarpanele derzeit im mittleren Preissegment. Gerade Hersteller aus dem asiatischen Raum dominieren und bestimmen das untere preisliche Niveau – ähnlich wie bei größeren Modulen, die auf Dächern und Solarparks installiert werden.  

Wiederaufbereitete Module bringen Bewegung in den Markt

Neben Solarmodulen aus Restbeständen oder B-Ware wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten jedoch vor allem eins den PV-Markt verändern: wiederaufbereitete, sogenannte ‚refurbished‘, Panele aus Solarparks und Großanlagen.

Deutschland kommt hier eine besondere Rolle zu. Als Vorreiter der frühen Phase der Photovoltaik wurden hierzulande schon in den 00er-Jahren Anlagen im großen Stil installiert und es stellt sich früher als anderswo die Frage, was mit ausgedienten Modulen geschehen soll. Während einige Module aus Altanlagen stark an Effizienz eingebüßt haben und recycelt werden müssen, bringen andere noch eine relativ stabile Leistung. Gerade wenn das Repowering von Großanlagen, also der Austausch älterer Panele durch neuere, ansteht, muss klar sein, was mit den alten Solarmodulen geschehen soll.

„Millionen altgedienter aber möglicherweise leistungsfähiger Panele zu verschrotten wäre Irrsinn“, ist Kirschner überzeugt. Er fordert eine gesetzliche Verpflichtung, die Solarmodule bei Repowering-Vorhaben auf Wiederverwendbarkeit zu prüfen. Erste Entsorgungs- und Recyclingunternehmen, die bereits Altpanele untersuchen und aufbereiten, sprechen davon, dass 50 bis 70 Prozent der gebrauchten Module noch leistungsfähig sind. Ein bislang noch kaum genutztes Potential, das in den kommenden Jahren exponentiell wachsen wird.

Perspektivisch wird es daher Testlabore und Prüfstraßen im industriellen Maßstab brauchen, um der Menge an altgedienten Panelen Herr zu werden. Für Balkonkraftwerke böten sich solche wiederaufbereiteten Solarmodule nach Kirschner übrigens besonders an, da das geringere Leistungsniveau einfach durch die Kombination mit einem weiteren Panel ausgeglichen werden könnte. Finn Rohrbeck


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