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Forschungsprojekt MELANIStrom aus Batteriespeicher teilen und handeln

Zwei Personen mit Laptop, im Hintergrund Bagger und neues Mehrfamilienhaus
Feldphase für vier Neubauten, technisch identisch ausgestattet. Je zwei Häuser nutzen gemeinsam einen Batteriespeicher – jedoch unterscheidet sich das Management der Nutzung. (Foto: Simon Thon)

Elektrische Speicher in Mehrfamilienhäusern sind noch die Ausnahme. Das soll sich ändern. Dafür müssen die genutzten Strommengen untereinander korrekt erfasst und verrechnet werden. Ein Forschungsprojekt in Bielefeld vergleicht zwei Modelle.

30.08.23 – Auf vier Mehrfamilienhäusern in der Bielefelder Holbeinstraße wurden Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt 94 Kilowatt errichtet. Zusätzlich wurden zwei Batteriespeicher mit einer Kapazität von je 67 Kilowattstunden verbaut. Die Neubauten nach KfW40+-Standard verfügen zusammen über 48 Wohneinheiten und werden derzeit von den ersten Mietern bezogen.

Je zwei Häuser nutzen gemeinsam einen der Speicher. Das Management der Nutzung unterscheidet sich jedoch. Die Bewohner zweier Häuser können über ein Webportal einsehen, ob sie gerade direkt aus der Photovoltaikanlage, dem Speicher oder dem Stromnetz versorgt werden. Die drei verschiedenen Stromqualitäten sind unterschiedlich bepreist. Die Bewohner können Strom bevorzugt dann verbrauchen, wenn er günstig und umweltfreundlich direkt vom Dach kommt. Zusätzlich kann der eigene Anteil an der PV-Anlage sowie am Batteriespeicher gegen eine Leihgebühr zeitweise an Mitbewohner abgetreten werden.

Der Batteriespeicher der beiden anderen Häuser – der Vergleichsgruppe – wird durch ein Energiemanagementsystem zentral gesteuert. Die Bewohner erhalten einen einheitlichen Tarif und können nur durch Stromeinsparungen ihre Kosten senken.

Im ersten Fall können „die am Forschungsprojekt teilnehmenden Haushalte durch die aktive Nutzung des Speichers ihren individuellen Solaranteil an dem von uns gelieferten Mieterstromtarif erhöhen und somit ihre Stromkosten senken“, erläutert naturstrom-Vorständin Kirsten Nölke. Der Ökostromanbieter koordiniert das Forschungsprojekt MELANI.  Weitere Partner sind der Wechselrichterhersteller SMA, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und das elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme der TU Braunschweig.

Solche digitalen Lösungen werden gebraucht, denn mit wachsendem Erneuerbaren-Anteil im Stromsystem wird es immer wichtiger, Flexibilitäten zu nutzen – auch im Kleinen. „Der Geschosswohnungsbau ist in dieser Hinsicht noch ein weißer Fleck auf der Landkarte“, konstatiert Nölke.

Das sieht auch Melanie Kühl so, die die praktische Umsetzung des Projekts für naturstrom begleitet: „Ein systemdienlicher Stromverbrauch muss sich auch lohnen. Mit MELANI testen wir, wie sich ein solches Anreizsystem in Mehrparteienhäusern mit Photovoltaikanlage und Batteriespeicher umsetzen lässt. Schließlich sollen von der Energiewende alle etwas haben, auch die Mieter:innen.“

Feldphase dauert ein Jahr

MELANI steht für „Mehrfach genutzte Energiespeicher im MehrfamiLienhAus nachhaltig integrieren“. In den vorangegangenen Projektphasen haben die Konsortialpartner seit 2021 Konzepte, Verfahren und Geschäftsmodelle entwickelt. Hierbei standen die Herausforderungen der Energiedatenerfassung im Fokus: So muss jederzeit exakt bestimmt und abgerechnet werden können, welche Strommenge durch welche Wohnpartei aus der Photovoltaikanlage, dem Speicher oder aus dem öffentlichen Netz bezogen wurde. Diese Daten müssen zudem anderen Marktteilnehmern wie dem Verteilnetzbetreiber oder anderen Energieversorgern automatisiert zur Verfügung stehen.

Für die nun anlaufende Feldphase ist ein Jahr vorgesehen. Danach werden die Konzepte unter Berücksichtigung der Ergebnisse angepasst. Am Ende des dreijährigen Forschungsprojekts sollen dann die Rahmenbedingungen für marktreife Geschäftsmodelle stehen, die für alle potenziellen Nutzer – von Mietenden, über Energieversorger, bis hin zu Immobilienentwicklern – praktikabel sind. pf


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