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Energiewende in den StädtenHelsinki sucht bahnbrechende Ideen für die urbane Wärmeversorgung

Finnalnds Hauptstadt Helsinki im Winter aus der Vogelperspektive
Finnlands Hauptstadt Helsinki sucht das nachhaltigste Wärmeversorgungskonzept der Zukunft. (Foto: Pixabay / Free License)

Um Kohle als Hauptquelle für Fernwärme zu ersetzen, gab die Stadt Helsinki in dieser Woche den Startschuss zur Helsinki Energy Challenge. In dem weltweiten Wettbewerb wird das nachhaltigste Projekt zur urbanen Wärmeversorgung der Zukunft gesucht.

28.02.2020 – Finnlands Hauptstadt Helsinki hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2035 quasi CO2-neutral zu werden. Ab 2029 ist zudem Kohle für die Energieerzeugung in Finnland verboten. Die Dekarbonisierung der Städte ist daher ein wichtiger Schwerpunkt für Helsinki. Etliche Städte weltweit haben bereits ambitionierte Pläne zur Reduzierung der CO2-Emissionen vorgelegt und wollen im nächsten Jahrzehnt „klimaneutral“ werden. Die Stadt Helsinki geht einen Schritt weiter, indem sie auch Heizsysteme ausschließt, die auf der Verbrennung von Biomasse beruhen.

Wie groß das Anliegen der Dekarbonisierung ist, zeigt die spektakuläre Aktion von Helsinkis Bürgermeister Jan Vapaavuori: Er schreibt einen Wettbewerb mit einem Preisgeld in Höhe von einer Million Euro aus und lädt Innovatoren aus aller Welt ein, „bahnbrechende Lösungen“ für die Zukunft der städtischen Wärmeversorgung Die Herausforderung der globalen Wärmeversorgung zu lösen, ist entscheidend für das Erreichen der globalen Klimaziele einzubringen. Voraussetzung für Vorschläge zum Wettbewerb: Die Lösung für die urbane Wärmeversorgung von morgen muss ökologisch und nachhaltig sein. Heizanlagen, die auf fossilen Brennstoffen oder auf der Verbrennung von Biomasse beruhen, haben im Wettbewerb nichts zu suchen. „Die Herausforderung der globalen Wärmeversorgung zu lösen, ist entscheidend für das Erreichen der globalen Klimaziele“, sagt Vapaavuori. „Bei der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft kommt den Städten eine Schlüsselrolle zu, und Helsinki ergreift jetzt die Initiative, um die Richtung vorzugeben. Wir laden Innovatoren aus der ganzen Welt ein, unsere Stadt als Experimentierfeld zur Entwicklung nicht nur von fossilfreien, sondern auch wirklich nachhaltigen Lösungen zu nutzen.“

Es geht um mehr als Wärmeversorgung – Urbanes Leben muss nachhaltiger werden

Wir sollten alle gemeinsam die Wärmeversorgung der Zukunft entwickeln, um die globale Erwärmung zu bekämpfen, findet der Bürgermeister. „Da die Wärmeversorgung bisher zur Hälfte auf Kohle beruht, hoffen wir, dass unser Übergang auf nachhaltige Energie andere Städte inspirieren und als reales Fallbeispiel dienen kann, dass eine Umstellung möglich ist. Den nächsten Schritt zu machen, führt möglicherweise zu einem revolutionären Durchbruch bei unserer Suche nach einem nachhaltigen, urbanen Leben.“

Die Größe des Wärmeversorgungssystems von Helsinki ermögliche eine Reihe von Lösungen, von Groß- bis Kleinanlagen, die ideale Kombination müsse allerdings noch gefunden werden. Helsinki hat in Sachen innovative Wärmeversorgung indes schon vorgelegt. Im Laufe der letzten Jahre ist in Finnlands Hauptstadt unter Leitung des städtischen Energieversorgers Helen schon eines der europaweit größten regenerativen urbanen Fernwärme- und -Fernkälte-Systeme für die Stadt entstanden, welches die Abwärme aus Gebäuden oder Industrieprozessen nutzt. Die unterirdische Heiz- und Kühlanlage  befindet sich unter Helsinkis beliebtem Esplanade Park in einer Tiefe von etwa 50 Metern.

Mit der Erderwärmung und hohen Sommertemperaturen wächst weltweit das Interesse an regenerativen Klimatisierungsverfahren, die Wärme auf niedrigem Temperaturniveau wie bspw. Abwärme für die Kühlung nutzbar zu machen. Abwärme kann als treibende Kraft genutzt werden, um Kälte oder Strom zu erzeugen; das ist ökonomisch wie ökologisch sinnvoll.

Open Source – Erfahrungen teilen, um das Klima zu retten

Der Wettbewerb Helsinki Energy Challenge zielt darauf ab, Lösungen zu finden, die bis 2029 in Helsinki implementiert werden und potenziell auch dazu beitragen könnten, die städtische Wärmeversorgung weltweit zu dekarbonisieren. Die Ideen werden im Hinblick auf Klimaauswirkungen, Einfluss auf natürliche Rohstoffe, Kosten, Zeitplan und Machbarkeit der Umsetzung sowie die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Lieferung und die Kapazität bewertet.

Der Stadt Helsinki sei vor allem daran gelegen, die Erfahrungen, die im Rahmen des Wettbewerbs gewonnen werden, offen weiterzugeben. Städte wie bspw. Toronto, Amsterdam oder Vancouver sowie Organisationen wie das Global Future Council des Weltwirtschaftsforums und die C40 City Solutions Plattform – ein Städteverbund, der sich zu mehr Klimaschutz verpflichten will und in dem Helsinki Mitglied ist – unterstützen die Initiative bereits.

Teamarbeit erwünscht

Wer kann mitmachen? Konsortien seien ebenso willkommen wie Start-ups, etablierte Unternehmen, unabhängige Forschungseinrichtungen, Universitäten, Forschungsgruppen und einzelne Fachleute. Die einzige Voraussetzung ist, dass die Kandidaten als Team an dem Wettbewerb teilnehmen.

Beiträge für den Wettbewerb können noch bis 31. Mai 2020 eingereicht werden. Anfang Juli werden die Finalisten zu einer Phase der gemeinschaftlichen Gestaltung eingeladen, die ein dreitägiges Bootcamp umfasst. Dort erhalten sie Unterstützung für die Entwicklung ihrer Vorschläge. Die ausgewählten Projekte werden im November 2020 präsentiert und mit einer Million Euro belohnt. na


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