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Klimaschutz im EmslandUpdate für die kommunale Wärmeplanung

Hüvener Wind- und Wasser-Mühle im Landkreis Emsland
Im Emsland sollen neue Erneuerbare-Energien-Potenziale gehoben werden. Die Hüvener Mühle im Landkreis Emsland ist die einzige noch voll funktionstüchtige Wind- und Wassermühle Europas. (Foto: Harpersimages / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Wie lässt sich die dezentrale Energiewende im Wärmesektor voranbringen? Dazu braucht es die Zusammenarbeit vieler Akteure – und die richtigen Weichenstellungen. Der Landkreis Emsland hat sich vorgenommen, die kommunale Wärmeplanung zu optimieren.

15.07.2021 – Die größte Herausforderung im Zuge einer dezentralen Energiewende bleibt die Wärmeversorgung, die aktuell immer noch zu 90 Prozent auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe beruht. Der Landkreis Emsland schreitet zur Tat – und hat eine Grundlage für die kommunale Wärmeplanung seiner Gemeinden auf den Weg gebracht: Dazu wurden für das gesamte Landkreisgebiet die Wärmebedarfe der Gebäude ermittelt und mit den verfügbaren Wärmequellen wie zum Beispiel Geothermie oder industrieller Abwärme in einem Wärmekataster zusammengefügt.

Die digitalen Daten stellt der Landkreis den kreisangehörigen Städten und Gemeinden kostenfrei zur Verfügung. Sie sollen auf dieser Grundlage ihre zukünftige klimaneutrale Wärmeversorgung planen und konkrete Umsetzungsschritte einleiten. Zur Erleichterung der Planung und Umsetzung fördert der Landkreis außerdem Machbarkeitsstudien zur Wärmeversorgung mit 90 Prozent der Kosten. Für interessierte Bürger:innen stehen ein kostenfreies Solardachkataster und ein Geothermisches Kataster zur Verfügung.

Lange Planungszeiten und Investitionszyklen

„Die Energiewende erfordert neben dem Umbau der Stromversorgung nun vor allem einen Umbau der Wärmeversorgung und eine deutliche Verringerung des Wärmeverbrauchs", sagt Lothar Nolte, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen. „Für den Umbau der Wärmeversorgung werden wir Jahrzehnte benötigen, das geht nicht von heute auf morgen.“ Gerade im kleinteiligen und komplexen Bereich der Wärmeversorgung muss man mit langen Planungszeiten und Investitionszyklen rechnen.

Wärmequellen finden und bewerten

Das Wärmekataster ist Teil des Klimaschutzteilkonzepts für den Landkreis Emsland. Der Umweltdezernent des Landkreises Dirk Kopmeyer hat das Projekt in die Wege geleitet. „Nach aktuellen Zielen der Bundesregierung soll Deutschland bis spätestens 2045 Treibhausgasneutralität erreicht haben. Unser Klimaschutzteilkonzept zur Wärmenutzung zeigt auf, wie wir das im Gebäudebereich erreichen können“, so Kopmeyer.

Zeitgleich mit den Landkreisen Friesland und Wittmund hatte das Emsland bereits Ende 2018 ein Klimaschutzteilkonzept zur Wärmeplanung im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums auf den Weg gebracht. Zusätzliche Förderung wurde vom Land Niedersachsen zur Verfügung gestellt.

Update für die Wärmeplanung

Am Anfang der Wärmeplanung steht die Bestandsaufnahme der aktuellen Wärmeversorgung in den Kommunen. Zunächst wurde analysiert, wie hoch der Wärmebedarf der Gebäude ist und wie er derzeit gedeckt wird. Anhand des aktuellen Wärmebedarfs wurden in einem weiteren Schritt Standorte identifiziert, die sich besonders für den Aufbau eines effizienten Wärmenetzes eignen.

Welche Wärmequellen können für die Beheizung der Gebäude genutzt werden? Das sind im Landkreis Emsland bspw. industrielle Abwärme, denn hier ist viel Industrie angesiedelt, aber auch die Potenziale zur Nutzung von Solarenergie, Geothermie und Umweltwärme für den Betrieb von Wärmepumpen. Die Daten simulieren parallel dazu den geringeren Wärmebedarf bei fortschreitender energetischer Sanierung der Gebäude im Landkreis.

Jede Kommune bekommt so einen Überblick über die aktuelle Wärmeversorgung und gleichzeitig die Potenziale, die genutzt werden können. Diese Daten stehen den Kommunen als Geodaten für Verfügung und könnten als Planungsgrundlage für eine klimaschonende Wärmeversorgung genutzt werden, so die Akteure.

Wärmenutzungsplanung in der Praxis

Für eine zukünftig saubere Wärmeenergienutzung soll in Lingen, einer Stadt im Süden des Landkreis Emsland, die bislang vor allem durch Anti-Atom-Proteste bekannt geworden ist, nun das Wärmekataster als Grundlage für weitere Planungen genutzt werden. Hier werde beispielsweise für aktuelle Bauleitplanungen von Neubaugebieten fest mit Nahwärmenetzen geplant, berichtet Klimaschutzmanager Sebastian Siemen.

Komplexer wird es bei der Bestandsplanung. „Um die Energieversorger bei der Realisierung dieser Projekte, insbesondere aber auch in der Projektierung von Bestandsimmobilien und bestehenden Potenzialen zu unterstützen, ist es wichtig, auf ein geeignetes Tool zurückgreifen zu können“, sagt Siemen. Dabei helfe nun das Wärmekataster des Landkreises Emsland, um Wärmesenken und Wärmequellen zu identifizieren und bei der Wärmenutzungsplanung nachhaltige und wirtschaftliche Versorgungskonzepte zu entwickeln.

Kommunale Machbarkeitsstudien werden gefördert

Um die Potenzialanalysen und Handlungsempfehlungen vom Modell auch zügig in die Praxis zu führen, hat der Landkreis Emsland ein Förderprogramm beschlossen, das die Städte und Gemeinden für ihre Planung vor Ort in Anspruch nehmen können. Die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen plant zum Thema der kommunalen Wärmeplanung Anfang September eine Veranstaltung, bei der Interessierte mehr über die Erfahrungen und Ausblicke im Landkreis Emsland erfahren können. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Hier geht es zur Veranstaltungsseite. na


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