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Klimaziele in GefahrCO2 ist sehr viel kraftvoller als bislang angenommen

Eine Fabrik stößt Kohledioxid aus.
Wird der Ausstoß von CO2 nicht radikal eingedämmt, ist das Leben künftiger Generationen auf dieser Erde in Gefahr. (Foto: Toni Fuchs / pixabay, Public Domain)

Die Pariser Klimaziele könnten in unerreichbare Ferne geraten. Neueste Untersuchungen renommierter Forscher zeigen: das Erderwärmungspotenzial von CO2 ist viel stärker als bislang angenommen. Umso mehr gilt es jetzt den CO2-Ausstoß radikal zu senken.

28.01.2020 – Um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen, dürfe die Welt seit Anfang 2018 nur noch 420 Gigatonnen CO2 ausstoßen. Bei einem weiter wie bisher sei dieses Budget in gut acht Jahren aufgebraucht. Dies machte Greta Thunberg beim Weltwirtschaftsforum in Davos vergangene Woche noch einmal deutlich. Sie bezieht sich dabei auf Daten des Weltklimarats (IPCC) und ihren Sonderbericht von 2018. Die Daten jedoch, mit denen die Wissenschaftler hinter dem IPCC-Bericht arbeiteten, stammen von 2013. Mehr Daten und Rechenleistung zeichnen indes ein immer genaueres Bild der globalen Erwärmung und seiner Gründe.

Auf Grundlage neuester Daten erklären Forscherteams aus sechs Ländern nun übereinstimmend: das Erderwärmungspotenzial von CO2 wurde jahrelang unterschätzt. Damit wären die Pariser Klimaziele, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad und wenn möglich auf 1,5 Grad zu begrenzen, praktisch unerreichbar. Im Detail geht es dabei um die sogenannte Klimasensitivität, die den Grad der Klimaerwärmung bei einer Verdoppelung der Konzentration von Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre beschreibt. Dabei geht man immer von der CO2-Konzentration von 280 ppm im vorindustriellen Zeitalter aus. Im Mai 2019 wurde erstmals ein Wert von 415 ppm in der Erdatmosphäre gemessen. Bisherigen Kalkulationen zur Klimasensitivität nach, würde diese, bei einem CO2-Wert von 560 ppm, bei ca. drei Grad liegen – Plus Minus 1,5 Grad.

Die neusten Erkenntnisse sind „ungeheuer gefährlich“

Was die neuen Erkenntnisse bedeuten erklärt Johan Rockström, Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: „Über 30 Jahre wurde die Klimasensitivität in einem Bereich zwischen 1,5 und 4,5 Grad Celsius eingeordnet. Wenn es jetzt auf einen Bereich zwischen drei und sieben Grad Celsius übergeht, dann ist dies ungeheuer gefährlich.“ Denn 12 oder 13 wissenschaftliche Modelle würden inzwischen zeigen, dass die Klimasensitivität nicht mehr bei drei, sondern bei fünf bis sechs Grad Celsius liegt. „Was vor allem beunruhigt ist, dass diese Modelle keine Ausreißer oder Sonderfälle darstellen“, so Rockström gegenüber dem Climate News Network.

Was in früheren Modellen bislang zu großen Unsicherheiten führte, war der Einfluss von Wolken, weiß auch Joeri Rogelj, Hauptautor des IPCC-Berichts zum globalen Kohlenstoffbudget: „Wie Wolken sich in einem erwärmenden Klima entwickeln und ob sie einen mäßigenden oder verstärkenden Effekt ausüben, war lange unsicher.“ Die neuesten Modelle führten demnach zu einem besseren Verständnis der Dynamik von Wolken und dass diese einen verstärkenden Effekt auf den Wärmeeinfluss von CO2 besitzen.

Die neuen Modelle werden in den kommenden großen Sonderbericht des IPCC einfließen. Dieser wird jedoch ebenso Modelle beinhalten, die weiterhin von einer geringeren Klimasensitivität ausgehen. Mark Zelinka, Klimawissenschaftler am Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien ist einer der Hauptautoren der Studien, die von einem höheren Erderwärmungspotenzial ausgehen. Er macht deutlich: „Ihr müsst diese Modelle ernst nehmen – sie sind hoch entwickelt und auf dem neuesten Stand der Technik.“ mf


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