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KlimawandelDie Erwärmung der Ozeane nimmt bedrohliche Ausmaße an

Beleuchtet von der Sonne, die die Meeresoberfläche durchbricht, ist im Wasser eine tote Koralle, umwoben von Algen, zu sehen.
So sehen bereits Teile des Great Barrier Reefs aus. Steigende Meerestemperaturen sorgen für abgestorbene Korallenriffe, die damit für viele weitere Meeresbewohner unbewohnbar werden. (Foto: Stop Adani/flickr.com, CC BY 2.0)

Schon wieder ein bedenklicher Rekord: Im vergangenen Jahr waren die Weltmeere so warm wie nie zuvor seit Beginn der Messungen – mit verheerenden Folgen. Steigende Meerestemperaturen gelten als einer der Hauptgründe für die Waldbrände in Australien.

15.01.2020 – Seit 10 Jahren steigt die Erwärmung der Ozeane rasant an. Dabei waren die letzten fünf Jahre die jeweils wärmsten seit Beginn der Messungen, mit dem bisher traurigen Rekord im letzten Jahr. In Meerestiefen von ein bis zwei Kilometern lagen die Temperaturen 2019 um 0,075 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. Das geht aus einer aktuellen Analyse eines internationalen Teams von Klimaexperten hervor, unter der Leitung des Instituts für atmosphärische Physik der chinesischen Akademie der Wissenschaften. 2019 bedeutete demnach auch den höchsten Temperaturanstieg der letzten zehn Jahre.

"Wer die globale Erwärmung verstehen will, muss die Meereserwärmung messen", zitiert die Deutsche Presse Agentur John Abraham, Mitautor der Studie von der University of St Thomas in den USA. Denn seit den 1970er Jahren haben die Meere 90 Prozent der Erderwärmung aufgenommen, die durch Treibhausgas-Emissionen entstanden sind. Die aufgenommene Hitze durch die Ozeane in den letzten zehn Jahren ist vergleichbar damit, als würde jede Person auf der Erde 100 Mikrowellen Tag und Nacht laufen lassen. Zugleich nahmen Landflächen und Atmosphäre nur vier Prozent der Erwärmung auf.

Steigende Meerestemperaturen fördern Wetterextreme auch an Land

Doch die Erwärmung der Ozeane hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Meeresbewohner, die verstärkt unter Sauerstoffarmut leiden. Denn die warmen Meerestemperaturen würden Wetterextreme weltweit verstärken, so die Analyse des internationalen Forscherteams. „Es verändert die Art wie Regen fällt und verdunstet“, so Abraham gegenüber dem Guardian. „Das führt zu einer allgemeinen Faustregel, dass trockenere Regionen trockener und nassere Regionen nasser werden und Regenfälle in stärkeren Fallböen niedergehen.“

So machen die Forscher die gestiegenen Meerestemperaturen auch als einer der Hauptgründe für die verheerenden Waldbrände in Australien aus. Und diese könnten künftig zur Regel werden, wie Wissenschaftler warnen. "Was wir gerade beobachten, hat mit dem Normalzustand nichts mehr zu tun. Es ist ein Vorgeschmack auf das, was Australien in Zukunft erwartet", erklärt etwa Dale Dominey-Howes, ein Katastrophen- und Feuerforscher an der Universität Sydney im Gespräch mit der Zeit. Sollte der menschengemachte Klimawandel nicht radikal eindämmt werden, wird sich Australien bis 2090 stärker erwärmen als der Rest der Welt – um bis zu 5,1 Grad. Zumindest für die aktuellen Waldbrände liegt Besserung in der Luft. Für die kommenden Tage sind stärkere Regenfälle in der Region vorhergesagt.

Steigender Meeresspiegel, schwächelnder Golfstrom

Fürchten müssen die australischen Küstenbewohner derweil auch den steigenden Meeresspiegel – ebenfalls eine Folge der Meereserwärmung. Denn die steigenden Temperaturen der Ozeane lassen die Eismassen in der Arktis und Antarktis schmelzen. Weltweit zeigten die vergangenen zehn Jahre den höchsten Meeresspiegelanstieg seit Beginn der Messungen im Jahr 1900. Bis 2100 könnte dieser um ein Meter steigen und den Lebensraum von 150 Millionen Menschen weltweit zerstören.

Darüber hinaus könnten die schmelzenden Eismassen fatale Auswirkungen auf den Golfstrom, die „Wärmepumpe“ Europas, haben. Laut renommierten Wissenschaftlern hat sich der Golfstrom seit Mitte des 20. Jahrhundert um 15 Prozent abgeschwächt und könnte sich immer weiter nach Süden verschieben. Sollte der Golfstrom Europa nicht mehr erreichen, droht dem Kontinent eine neue Eiszeit. Der Grund, für den sich abschwächenden Golfstrom, liegt in der Süßwasserzufuhr durch die Eisschmelze. Diese schwächt den ursprünglich stark salzhaltigen Strom ab. Neuesten Studien zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Golfstrom zeitweise ganz aufhört zu fließen, bei 15 Prozent. mf


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