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UNEP-BerichtDie fünf unterschätzten Umweltprobleme der Zukunft

Straße im Waldgebiet
Die „Zersplitterung“ intakter Landschaften – ein unterschätztes Umweltproblem der Zukunft. (Foto: Lapi Production auf Unsplash)

Synthetische Biologie, auftauender Permafrost oder überschüssiger Stickstoff: Die Vereinten Nationen warnen in ihrem aktuellen Bericht vor fünf großen Umweltproblemen der Zukunft, die heutzutage noch viel zu wenig beachtet werden.

07.03.2019 – Abschmelzende Polkappen, ein Anstieg des Meeresspiegels, Hitzewellen und Dürren: Diese Auswirkungen des Klimawandels sind heutzutage weitgehend bekannt. Im aktuellen Bericht „Frontiers 2018/19“ des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) werden jedoch ganz andere Risiken thematisiert, die den meisten Menschen deutlich weniger geläufig sein werden. Den Experten bereitet dabei Sorge, dass die Umweltprobleme viel zu wenig Beachtung finden und dementsprechend unterschätzt werden.

1. Synthetische Biologie: Die Umwelt neu gestalten?

Die Möglichkeiten, Organismen genetisch zu verändern, begeistern neben der Wissenschaft auch die breite Öffentlichkeit. Immer schneller schreitet die Technologie in dem Bereich voran, DNA kann inzwischen äußerst präzise zerschnitte werden. Forscher versprechen sich davon zahlreiche biologische und ökologische Vorteile. Krankheiten könnten zukünftig komplett ausgerottet und das Artensterben aufgehalten werden. So vielfältig die Chancen auch sind, so düster sehen auf der anderen Seite die Risiken aus.

Die UNEP-Experten sind vor allem vom Risiko einer Kreuzkontamination mit unbeabsichtigten Konsequenzen beunruhigt. Werden genetisch veränderte Organismen versehentlich in die Umwelt freigelassen, könnte das ungeahnte Folgen nach sich ziehen. Viele ethnische Fragen sind ebenfalls noch ungeklärt. In dem Bericht wird deshalb eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Regierungsbehörden gefordert.

2. Die Trennung von Ökosystemen: Biodiversität erhalten

Die voranschreitende Industrialisierung sorgt auf der ganzen Welt zu einer weitgehenden „Zersplitterung“ intakter Landschaften. Regenwälder werden gerodet und mächtige Flüsse eingedämmt. Straßen, Zäune und sonstige Infrastruktur finden sich überall auf der Welt und begrenzen die Lebensräume von Tieren immer stärker. Dadurch werden einzelne Ökosysteme isoliert und die Verbindung zwischen ihnen unterbrochen. Das wirkt sich nicht nur auf Flora und Fauna aus, sondern kann auch zum Aussterben ganzer Tierarten führen.

Auch wenn verschiedene Initiativen zur Förderung der Landschaftsanbindung Hoffnung machen, muss das Thema noch viel stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gelangen. Nur so könne die verbleibende Biodiversität erhalten und miteinander verbundene Ökosysteme geschützt werden, erklären die Experten der Uno. Da sich Ökosysteme auch über Ländergrenzen hinweg erstrecken, seien zukünftig internationale Bemühungen nötig. Es brauche ein gemeinsames Denken bei der Planung für den Erhalt der Artenvielfalt.

3. Tauender Permafrost: Wir verlieren an Boden

Die global steigenden Temperaturen hinterlassen vor allem in der Arktis Spuren: Hier schreitet die Erwärmung doppelt so schnell voran, wie im weltweiten Durchschnitt. Dabei beunruhigt Wissenschaftler vor allem die beschleunigte Schmelze von Permafrost. Derzeit sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die komplizierten Verbindungen zwischen dem dauerhaft gefrorenen Boden und der Isolierschicht von Torfböden noch viel zu gering. Letztere haben einen großen Anteil an den nördlichen Gebieten unseres Planeten.

Besonders beunruhigend sind in diesem Zusammenhang mögliche Kippelemente, die den Treibhauseffekt außer Kontrolle geraten lassen können. Deshalb ist der Erhalt dieser Böden, die sehr reich an Kohlenstoff sind, zwingend erforderlich. Nur so können die globalen Auswirkungen des Klimawandels noch abgefedert werden – und die Treibhausgase im Untergrund bleiben. Die Vereinten Nationen empfehlen deshalb die Erforschung möglicher Szenarien.

4. Stickstoff: Vom Teufelskreis zur Kreislaufwirtschaft

Das Element Stickstoff kommt sehr häufig in der Natur vor, grundsätzlich ist das auch nicht schlecht. „Zu viel des Guten kann jedoch schädlich sein“, schreiben die Umweltexperten der Vereinten Nationen. In diesem Fall kann eine zu hohe Stickstoffbelastung gravierende Auswirkungen auf Ökosysteme, Menschen und Tiere haben. Zu viel des Guten kann jedoch schädlich seinVerschiedene Verbindungen wirken sich sehr negativ auf Luft-, Boden- und Wasserqualität aus und schwächen die Ozonschicht. In Form von Lachgas wirkt Stickstoff als Treibhausgas außerdem 300-Mal stärker als Kohlendioxid und treibt damit den Klimawandel noch schneller voran.

Ungeachtet dessen gelangen heutzutage noch immer riesige Mengen des chemischen Elements durch Landwirtschaft, Industrie und Verkehr in Umlauf. Deshalb ist nun ein internationaler Ansatz für ein Stickstoffmanagement nötig, sodass der Stickstoffkreislauf in eine nachhaltige, umweltfreundliche und rentable Kreislaufwirtschaft umgewandelt wird.

5. Fehlanpassungen an den Klimawandel

„Die Evolution hängt von einer erfolgreichen Anpassung an den Klimawandel ab“, heißt es in dem UNEP-Bericht. Dabei liegt die Betonung auf erfolgreich. Fehlanpassungen könnten genau das Gegenteil bewirken und die Probleme sogar noch verschärfen.Die Evolution hängt von einer erfolgreichen Anpassung an den Klimawandel ab Ein Beispiel ist hierfür ein Projekt in Bangladesch, bei dem Maßnahmen zum Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel vorgenommen wurden. Durch den Bau von Deichen ziehen nun deutlich mehr Menschen in die Gegend, weil sie sich sicherer fühlen. Das Problem daran: Das Gebiet wird spätestens im Jahr 2050 trotzdem komplett unter Wasser stehen – und das Desaster damit umso größer.

Deshalb unterscheiden die Experten in dem Bericht zwischen echten Anpassungen an den Klimawandel, Fehladaption und Scheinadaption. Für Anpassungsstrategien sei eine langfristige Vision erforderlich, um für zukünftige Generationen richtige Entscheidungen treffen zu können. jk


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