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Internationale Energieagentur IEA-BerichtGlobale Energiekrise beschleunigt Energiewende

Großer Solarpark im Wüstengebiet
In 95 Prozent aller Länder weltweit ist Photovoltaik die kostengünstigste Option der Stromerzeugung. (Foto: Antonio Garcia on Unsplash)

Die Energiekrise hat zu einer Beschleunigung des Ausbaus Erneuerbarer Energien geführt. Laut Prognose der IEA könnte sich das Wachstum insgesamt in den kommenden fünf Jahren nahezu verdoppeln. Viele Länder streben nach mehr Energiesouveränität.

19.12.2022 – „Ich bin zuversichtlich, dass die derzeitige Energiekrise ein Wendepunkt hin zu mehr erneuerbaren Energien und sauberer Energie sein wird. Wir sehen derzeit einen enormen Appetit für saubere Energien“, sagte IEA-Chef Fatih Birol erst vor kurzem bei einer Veranstaltung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) im Auswärtigen Amt in Berlin. So hätten bereits im vergangenen Jahr die Investitionen in saubere Energien um mehr als 50 Prozent zugelegt und dieser Trend werde sich nun nochmals verstärken. Um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, müssten sich die Investitionen in Erneuerbare Energien allerdings verfünffachen.

Im IEA-Jahresbericht Renewables 2022 heißt es, dass insbesondere die Sorge um die Energiesicherheit die meisten Staaten veranlasst hätte, den Ausbau Erneuerbarer Energien im eigenen Land zu beschleunigen, um mehr Souveränität zu gewinnen und damit die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen zu verringen – deren Preise weiter in die Höhe schießen.

Laut aktuellem Bericht über den Erneuerbaren-Sektor erwartet die IEA in ihrer Basis-Prognose für den Zeitraum von 2022 bis 2027 einen Anstieg der weltweiten Stromerzeugungskapazität aus Erneuerbaren Energien um 2.400 Gigawatt (GW). Das entspräche 30 Prozent über der Wachstumsprognose vor einem Jahr. Damit werde deutlich, so Birol, dass Regierungen das politische Gewicht sauberer und unabhängiger Energieversorgung erkannt haben. Erneuerbare Energien werden laut Bericht in den nächsten fünf Jahren über 90 Prozent des weltweiten Ausbaus im Stromsektor ausmachen. Damit würden sie Kohleenergie bereits bis Anfang 2025 als wichtigste Stromquelle ablösen.

„Erneuerbare Energien waren schon vorher schnell auf dem Vormarsch“, kommentiert IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol die Prognosen, „aber die globale Energiekrise hat sie in eine außergewöhnliche neue Phase mit noch schnellerem Wachstum gebracht, da die Länder versuchen, ihre Vorteile für die Energiesicherheit zu nutzen. Die Welt wird in den nächsten fünf Jahren so viel Strom aus Erneuerbaren Energien zubauen wie in den 20 Jahren zuvor“, so die optimistische Prognose der IEA.

Europa muss besser kooperieren

Die IEA-Prognose für Europa: Der Zubau an Erneuerbaren-Energien-Anlagen wird von 2022 bis 2027 doppelt so hoch sein wie im Zeitraum der letzten fünf Jahre. Klimaschutz und vor allem Bedenken hinsichtlich der Energieversorgungssicherheit und Kosten wären hier die großen Hebel. Um mit dem Ausbau von Wind- und Solarenergie schneller voranzukommen, sollten EU-Mitgliedsstaaten Genehmigungsfristen verkürzen sowie Ausschreibungsdesigns und Auktionszeitpläne optimieren, rät Birol. Die europäische Industrie- und Rohstoffstoffpolitik sollte sich noch stärker auf Dekarbonisierung und die Sicherung grüner Wertschöpfungsketten ausrichten – und besser kooperieren.

Wind und Photovoltaik sind unschlagbar

Auch für China, die USA und Indien zeigt die Prognose für das Wachstum regenerativer Energien in den nächsten fünf Jahren steil nach oben, denn die Staaten hätten nun sehr zügig politische Regulierungen und Marktreformen als Reaktion auf die Energiekrise eingeführt. Laut IEA-Bericht gehören Photovoltaik sowie Onshore-Windkraft in den meisten Ländern zu den günstigsten Optionen für die Stromerzeugung. „In 95 Prozent aller Länder ist Photovoltaik die kostengünstigste Option“, so Birol. Die globale PV-Kapazität werde sich von 2022-2027 nahezu verdreifachen und wäre dann größte Stromerzeugungsquelle der Welt, prognostizieren die Autoren des IEA-Berichts. Indien und die USA werden die Solarproduktion voraussichtlich im großen Maßstab ausbauen. China bleibe wohl führend in der Produktionskapazität.

Die Kapazität der Windenergie weltweit werde sich in diesem Zeitraum vermutlich verdoppeln, davon ca. 20 Prozent Offshore-Anteil. Die IEA rechnet in den nächsten fünf Jahren aber auch mit einem Anstieg der Nachfrage nach Biokraftstoffen um 22 Prozent. Dabei würden rund 80 Prozent des erwarteten Wachstums auf die USA, Kanada, Brasilien, Indonesien und Indien zurückgehen, die bereits entsprechende Maßnahmen dazu eingeleitet hätten.

Und wenn es schneller gehen würde?

Ein Szenario geht zudem von einem beschleunigten Wachstum aus und zählt zusätzlich zur Basisprognose 25 Prozent dazu. Das würde vor allem in den Industrieländern eine schnellere Durchdringung des Wärme- und Verkehrssektors mit Strom aus Erneuerbaren Energien erforderlich machen. Schwellen- und Entwicklungsländer müssten dann verstärkt politische und regulatorische Unsicherheiten beseitigen und eine erschwingliche Finanzierung ermöglichen, in vielen Ländern müsste die schwache Netzinfrastruktur massiv ausgebaut werden.

Europa muss sich ranhalten

Schneller muss es auch in Europa und Deutschland gehen, mahnt die Branche. Gerade hat sich das EU-Parlament für Änderungen an einem Gesetzentwurf der EU-Kommission ausgesprochen. Damit sollen Genehmigungen für neue Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen zügiger bewilligt und die Modernisierung bestehender Anlagen beschleunigt werden. Die maximale Genehmigungsfrist für neue Anlagen würde damit von zwölf auf neun Monate verkürzt, wenn diese „Beschleunigungsgebiete für Erneuerbare Energien“ betreffen.

Das Umweltbundesamt berichtet, dass in Deutschland am Ende des Jahres rund 7.200 Megawatt neue Kapazitäten von Solaranlagen zugebaut wurden, bei Windenergie an Land dagegen wären nur 2.000 Megawatt dazugekommen. Von einer Zuwachsrate, wie die Ampel-Regierung sie für den Plan, 80 Prozent regenerativ erzeugten Strom bis 2030 zu erreichen, braucht, seien diese Steigerungen weit entfernt, mahnt das Umweltbundesamt. na


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