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MeeresklimaHitzewellen stressen Meere und Ozeane

Fischschwarm
Seit 1970 nimmt die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Ozeane kontinuierlich zu mit fatalen Folgen für marine Arten. (Foto: Dako99 auf Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

Ozeane speichern große Mengen der Wärmeenergie, die durch den menschengemachten Klimawandel zusätzlich entsteht. Die Lebewesen im Meer sind deshalb bedroht – und auch die Menschen in den Ländern, die sich überwiegend vom lokalen Fischfang ernähren.

29.08.2022 – Der allergrößte Teil der zusätzlichen Wärmeenergie – 93 Prozent, die aufgrund erhöhter CO2-Werte nicht ins All zurückgestrahlt werden kann, wird in den Ozeanen gespeichert. Seit 1970 steigen die Meeresoberflächentemperaturen kontinuierlich an. Die Wissenschaft spricht von einer Heißzeit der Ozeane und liefert seit Jahren alarmierende Erkenntnisse über die Folgen. Zwei aktuelle Studien belegen die Dramatik der Situation.

Gerade erschien eine Studie, die die Gefahren für Tiere beschreibt, die in den oberen 100 Metern der Ozeane leben. Nicht nur die Tiere selbst sind bedroht, sondern ganze marine Ökosysteme. In Ländern, deren Ernährung stark vom Fischfang abhängt, droht Hunger.

Für knapp 25.000 marine Arten – fast ausschließlich Tierarten –, bestimmten die Forschenden das Klimarisiko, das sich aus drei Kategorien zusammensetzt: Wie stark ist eine Tierart Veränderungen durch den Klimawandel ausgesetzt? Wie sensibel reagiert sie auf diese Veränderungen? Und wie gut ist die Art darin, sich anzupassen? Die Analyse war auf Veränderungen der Temperatur beschränkt. Andere Faktoren, die sich durch den Klimawandel ändern, wie der pH-Wert oder Sauerstoffgehalt des Wassers, wurden nicht berücksichtigt.

Die Forschenden stellen in der Auswertung im Fachjournal „Nature Climate Change“ die extremen Emissionsszenarien des IPCC gegenüber: Das optimistische Szenario SSP1-2.6 geht von schnellen Emissionsminderungen und einem Temperaturanstieg von rund zwei Grad bis 2100 aus, verglichen mit dem vorindustriellen Zeitalter. Im pessimistischen Szenario SSP5-8.5 steigen die Emissionen ungebremst weiter an und die Erdoberfläche erwärmt sich um vier bis sechs Grad bis 2100.

Mehr als die Hälfte der Arten sind gefährdet – wenn's gut geht

Selbst im optimistischen Szenario sind 55 Prozent der betrachteten Arten im Jahr 2100 auf der Hälfte ihres Verbreitungsgebiets stark gefährdet. Im pessimistischen Szenario sind 87 Prozent der betrachteten marinen Arten stark vom Klimawandel gefährdet, und zwar im Schnitt auf 85 Prozent des Gebiets, in dem sie vorkommen. Dabei sind auf neun Prozent der Meeresfläche über die Hälfte der Arten gefährdet – vor allem in Küstenregionen mit hoher Biodiversität wie der Karibik oder Indonesien.

Große Meerestiere wie Haie oder Meeressäuger sowie Arten in den Tropen – wo die Wassertemperatur ohnehin hoch ist – und in Küstenregionen – wo Verschmutzung und Fischerei marine Arten zusätzlich belasten – sind am stärksten betroffen, haben allerdings vielleicht auch die größte Chance neue Lebensräume zu finden.

Ernährungssicherheit gefährdet

Die Autorinnen und Autoren stellen die Bedeutung dieser Entwicklung für die Ernährungssicherheit heraus: In ärmeren Ländern, die stark von Fischerei abhängig sind, sind befischte Arten durch den Klimawandel besonders gefährdet.

Mit ihren Ergebnissen wollen die Forscher:innen helfen, Regionen zu identifizieren, in denen marine Schutzgebiete am effektivsten wären. Das Ziel, 30 Prozent der Meeresfläche unter Schutz zu stellen, könnte im Dezember 2022 vom Weltbiodiversitätsrat in die post-2020 Biodiversitätsziele aufgenommen werden. Dafür wird die Frage, wo diese Gebiete eingerichtet und wie sie gemanagt werden sollen, besonders relevant.

Ende Juli hatte bereits eine Studie speziell zum Mittelmeer dramatische Ergebnisse geliefert. Das Forscherteam hatte über den Zeitraum von 2015 bis 2019 die Zusammenhänge zwischen Hitzewellen und Massensterben von Meereslebewesen untersucht. Die marinen Hitzewellen führen demnach immer wieder zu regelrechten Sterbewellen im Mittelmeer. Häufigkeit, Intensität und räumliche Ausdehnung haben zugenommen. Nicht nur die Durchschnittstemperaturen in den einzelnen Meeresregionen sind gestiegen, auch die Ausschläge bei Hitzewellen werden kontinuierlich heftiger. pf


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