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Fridays for Future„Ich bin wütend auf die Bundesregierung“

Jakob Blasel
Der achtzehnjährige Abiturient Jakob Blasel ist Mitorganisator der Kieler Klimastreiks. (Foto: © Fenja Hardel)

Der Abiturient Jakob Blasel ist Mitorganisator der Kieler Klimastreiks und deutschlandweit bei der Fridays for Future-Bewegung aktiv. Im Gespräch erklärt er uns, warum jetzt die Zeit für einen politischen Protest der jungen Generation gekommen ist.

12.03.2019 – Seit Monaten zieht es immer mehr Schüler und Studenten auf die Straße um für mehr Klimaschutz zu protestieren. Jeden Freitag demonstrieren sie in zahlreichen Städten vor den Parlamenten, statt in die Schule oder Uni zu gehen. Ihr Argument: Wofür etwas für die Zukunft lernen, wenn die Zukunft ungewiss ist? Hier stellt der achtzehnjährige Schüler Jakob Blasel seine Motivation vor:

Jakob, warum ist gerade jetzt die Zeit für eine politische Protestbewegung der jungen Generation gekommen?

Wir wurden jahrelang ignoriert. Unsere Zukunft wurde ignoriert. Als uns das klar wurde, mussten wir uns einmischen. Es kann nicht sein, dass unsere Gesellschaft seit 40 Jahren viel Wissen über eine Klimakrise angereichert hat und trotzdem nicht genug dagegen unternimmt. Deswegen ist einmischen und mitdiskutieren für uns die einzige Option. Schließlich ist es unsere Generation, die von den Auswirkungen besonders stark betroffen sein wird.

Du bezeichnest die Bundesregierung als mutlos – was wünscht du dir von der Politik?

Ich wünsche mir in erster Linie eine deutlich ambitioniertere Klimapolitik. Sicher, es wird ein Kraftakt sein, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Aber es wird eben auch mit jedem Tag schwerer, an dem wir nichts unternehmen. Deswegen bin ich wütend auf die Bundesregierung, sie verschläft eine ordentliche Klimapolitik.

Was wäre denn eine ordentliche Klimapolitik?

Der Kohleausstieg bis spätestens 2030 ist ein sehr wichtiger Schritt. Trotzdem muss der Ausstoß von Emissionen natürlich in sämtlichen Sektoren reduziert werden. Dabei ist nicht nur der Wärmemarkt ein großes Thema, sondern auch die Landwirtschaft. Im Verkehrssektor muss in Deutschland ebenfalls noch einiges passieren, damit wir die Klimaziele einhalten können. Wir fordern deshalb eine Abwendung vom Flugverkehr und vom fossilen Individualverkehr. Stattdessen sollte das Fahren mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad gestärkt werden.

Was bedeutet Klimaschutz denn allgemein für dich?

Klimaschutz bedeutet für mich, sich nicht nur auf ein paar einzelne Maßnahmen zu fokussieren. Wir müssen auf ein Ziel hinarbeiten und alles dafür tun, dass sich die Erde nicht zu stark erwärmt. Es bedeutet für mich aber auch Generationengerechtigkeit und globale Gerechtigkeit. Denn zukünftig wird unsere junge Generation vom Klimawandel besonders stark betroffen sein. Gleichzeitig sind die Menschen im globalen Süden schon jetzt den Auswirkungen immer stärker ausgesetzt.

Wie siehts denn bei dir selbst mit Klimaschutz aus?

Ich ernähre mich vegan, fliege nicht und schränke meinen Konsum auch sonst so weit es geht ein. Ich bin aber der Meinung, dass wir als Gesellschaft Wege gegen die Klimakrise finden müssen. Entscheidend ist, was wir gemeinsam tun. Deshalb gehe ich auch jeden Freitag demonstrieren.

Das Interview führte Joschua Katz.

In dieser Woche wollen wir die jungen Klimaaktivisten der Fridays for Future-Bewegung etwas näher kennenlernen. Dafür haben wir mit Schülern und Studenten über ihr Engagement bei den Klimastreiks, ihre Forderungen und ihr Verständnis von Nachhaltigkeit gesprochen.


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Denkender Bürger 14.03.2019, 02:33:41

+197 Gut Antworten

Ach ja, die bösen Autos und die bosen Autofahrer.

Daß das größte Mobilitätsproblem der immer weiter ausufernde LKW-Verkehr ist, daran denkt mal wieder keiner!

Wenn es mit einem vernünftigen Verkehrskonzept gelingen würde, nur jeden 3. LKW von der Straße zu bekommen

- wie viele Staus und Unfälle würden dabei vermieden werden?

- wie viele Rohstoffe würden gespart und wie viele Emissionen würden vermieden werden?

- wie viele Straßenbau-Projekte würden obsolet oder könnten zeitlich aufgeschoben werden?

Das Problem ließe sich auch zeitnah und im überschaubaren Rahmen lösen - man müßte insbsondere den Güterfernverkehr nur auf die Schiene oder wo es möglich ist aufs Binnenschiff verlegen. Die Invrastruktur dafür ist vorhanden und müßte nur entsprechend ertüchtigt werden.

Kann oder will das keiner sehen???

Thomas Söllner 14.03.2019, 20:52:40

+205 Gut Antworten

Die Dringlichkeit für den Klimaschutz würde ich auf jeden Fall unterschreiben, den Ansatz dazu, nur immer zu äußern gegen was man ist und aus was wir aussteigen müssen z. B. der Kohleverstromung aber nicht.

Denn es ist recht einfach dagegen zu sein, wird aber nicht zum Ziel führen, solange keine praktischen Alternativen vorhanden sind.

Ich wünsche mir, dass die Diskussion stärker aus der Perspektive geführt wird, wo wir realistidsch in welcher Zeitspanne einsteigen. um klimaschädliche Technik, Verfahren und Verhaltensweisen überflüssig zu machen.

Das ist zwar wesentlich schwieriger, wird aber auf längere Sicht eher zum Erfolg führen.

Im Fall der Kohlekraftwerke z. B. höre ich aber keine oder nur unrealistische Vorschläge, die technisch und wirtschaftlich nicht funktionieren werden.

Genau so läuft es aber hier in Deutschland nun schon seit Jahren, mit hohen Kosten, ohne dass wir unsere Klimaschutzziele erreichen.

Denkender Bürger 14.03.2019, 22:26:10

+189 Gut

Genau das ist das Problem der Greta-Jünger und dieser ganze Kampagne.

Dagegen sein ist einfach, aber ein logisches, schlüssiges, technisch realisierbares und wirtschaftlich vertretbares Konzept vorzulegen, wie es anders und besser gehen könnte - das wäre die Kunst.

Deswegen ist das Ganze für ich pure Makulartur und der Medienrummel darum pure Demagogie.

Schade, daß ich dem Kommentar nur einen Daumen hoch kann.


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