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Klimaschutz und KlimaanpassungNaturbasierte Maßnahmen dringend nötig

Blumen und Gras an Bahnenschienen
Schon einfache Maßnahmen, wie die Begrünung von Tramflächen, haben positiven Einfluss auf das Stadtklima und Klimaanpassung. (Bild von Roland Steinmann auf Pixabay)

Eine neue Klimawirkungs- und Risikoanalyse hält erschreckende Aussichten bereit, sollte die Klimakrise in Deutschland ungebremst voranschreiten. Neben entschlossenem Klimaschutz ist, für bereits unvermeidbare Folgen, mehr Natur nötig.

15.06.2021 – Tobias Fuchs Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes macht deutlich: „Die Zunahme der Treibhausgaskonzentrationen ist bisher ungebremst. Das hat Folgen. So ist die durchschnittliche Jahrestemperatur in Deutschland seit 1881 bereits um 1,6 Grad gestiegen - stärker als weltweit.“

Sollten nicht entschiedene Maßnahmen für mehr Klimaschutz eingeleitet werden, erwarte Deutschland im schlimmsten Fall bis Mitte des Jahrhunderts einen Anstieg der mittleren Lufttemperatur zwischen 2,3 und 3 Grad - im Vergleich zum frühindustriellen Zeitalter, so Fuchs im Rahmen der Veröffentlichung einer Klimawirkungs- und Risikoanalyse, im Auftrag von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt. Bis Ende des 21. Jahrhunderts könnten die Temperaturen hierzulande um 3,9 bis 5,5 Grad steigen.

Für verschiedene Regionen Deutschlands fassen die Autoren der Analyse vier zentrale Herausforderungen angesichts der voranschreitenden Klimakrise zusammen. So ergeben sich durch extreme Hitze Risiken für die Gesundheit, besonders in Städten und vorrangig entlang des Rheins und der Spree. Trockenheit und Niedrigwasser, vor allem im Osten und der westlichen Mitte Deutschlands, aber auch an Industriestandorten, stellen enorme Risiken für wasserabhängige Systeme, wie die Schifffahrt und die Landwirtschaft dar.

Gewässernahe oder in engen Tälern der Mittelgebirge gelegene Siedlungen sind zugleich dem vermehrten Risiko von Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser ausgesetzt. Durch den graduellen Temperaturanstieg sind auch Küstengebiete, bedingt durch den Meeresspiegelanstieg, vermehrt dem Risiko von Überschwemmungen ausgesetzt. Flora und Fauna leiden ebenfalls durch den Anstieg der mittleren Lufttemperatur.

Die wichtigste Vorsorge sei entschlossener Klimaschutz, mahnte bei der Vorstellung der Analyse Umweltministerin Svenja Schulze, die jüngst von der Union mehr Bewegung bei der Windenergie forderte und mindestens zwei Prozent der Landesfläche für den Ausbau von Windkrafträdern zur Verfügung stellen will.

Doch zugleich ist Schulze Teil der Regierungskoalition, die der klimapolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Lorenz Gösta Beutin, kritisiert: „Die Studie zeigt erschreckend klar: Klimaschutz ist in Deutschland zunehmend eine Frage des Überlebens. Es stellt sich die Frage, wie viele Weckrufe die Union und SPD noch brauchen, um der Bedrohungslage angemessen zu handeln.“

Schulze wies zugleich daraufhin, dass es bereits jetzt und in Zukunft nicht mehr vermeidbare Folgen der Klimakrise gebe, für die umfangreiche Vorsorgemaßnahmen getroffen werden müssten. „Deutschland braucht mehr Bäume in den Städten, mehr Grün auf den Dächern, mehr Raum für die Flüsse und vieles mehr. Und es muss schnell gehen, denn viele Maßnahmen brauchen Zeit bis sie wirken. Es dauert, bis ein Stadtbaum gewachsen ist und Schatten spendet in überhitzten Städten“, so Schulze.

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, ergänzte: „Wir müssen jetzt handeln. Dazu gehört die konsequente Umsetzung naturbasierter Maßnahmen, auch beim Hochwasser- und Küstenschutz, wie beispielsweise die Auenrenaturierung und die Verbesserung des Rückhalts in der Fläche sowohl auf dem Land als auch in den Städten.“ Es gehe darum die Verschmutzung und Übernutzung von Wasser, Boden und Luft drastisch zu verringern.

Städte müssten so gebaut werden, dass sie sich wie ein Schwamm mit Wasser vollsaugen und es wieder abgeben können. Asphaltierte Flächen müssten verkleinert, Freiflächen und Begrünung dagegen vergrößert werden, so Messner. Schulze versprach, das Umweltministerium werde Kommunen ab Juli mit einem eigenen Beratungszentrum beim Finden individueller Lösungen unterstützen. Verlässliche finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen für eine wirksame Klimaanpassung sollen folgen. mf


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