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Klimawandel in FaktenNOAA-Bericht macht Dramatik der Klimakrise deutlich

Mit Folien abgedeckter Teil des Tiefenbachferners in den Ötztaler Alpen
Die Gletscherschmelze schreitet weltweit voran. Verzweifelte Symptombehandlung: Gletscherareale werden teilweise  zwischen Mai und September mit einem Spezialvlies gegen Sonneneinstrahlung und Wärmezufuhr großflächig abgedeckt, hier ein mit Folien abgedeckter Teil des Tiefenbachferners in den Ötztaler Alpen. (Foto: Von Tiia Monto / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Während US- Präsident Trump dem Klimawandel weiterhin die kalte Schulter zeigt machen US-Wissenschaftler im NOAA-Klimabericht deutlich, wie sich die Erde zunehmend aufheizt. Dabei sind auch die USA von Wetterextremen immer häufiger betroffen.

04.08.2018 –  Die Hitze nimmt kein Ende, Dürre, Ernteausfälle und Waldbrände in Regionen die bislang als gemäßigt galten, Löschflugzeuge aus Frankreich kamen den Schweden zu Hilfe um den Waldbrand zu löschen, Gewitter und Starkregen mit Überschwemmungen aus heiterem Himmel  – der Klimawandel wird nun hautnah spürbar, auch in bislang gemäßigten Zonen. 2013 bis 2017 waren denn auch die wärmsten Jahre seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen im späten 19. Jahrhundert, heißt es im NOAA-Bericht zum State of the Climate in 2017. Der Bericht der US-Klimabehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) resümiert die weltweiten Klimatrends des Jahres 2017.

Forscher aus 65 Ländern haben die Daten gesammelt und ausgewertet – mit beunruhigenden Fakten zu Temperaturen, Meeresspiegel und Wetterereignissen eines sich aufwärmenden Planeten. Demnach haben die CO2- und Methankonzentrationen in der Erdatmosphäre im vergangenen Jahr traurige Spitzenwerte erreicht. Zudem stieg der durchschnittliche Meeresspiegel im Jahr 2017 auf einen neuen Höchststand und lag damit 7,7 Zentimeter über dem von 1993. Somit sei der Meeresspiegel in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten im Durchschnitt etwa drei Zentimeter pro Jahrzehnt gestiegen, so der Bericht.

Planet im Schwitzkasten

Städte auf allen Kontinenten, von Argentinien über Spanien oder Bulgarien bis Pakistan, hatten Hitzerekorde zu verzeichnen mit Temperaturen über 43 Grad Celsius, in Westpakistan wurden über 53,5 Grad Celsius erreicht. Die Häufigkeit und Heftigkeit von Tropenstürmen nimmt weltweit zu. In den USA erreichen Zyklone zunehmend Spitzenrekorde. Auch die Niederschlagshäufigkeit und vor allem -mengen nahmen weltweit zu. Russland verzeichnete 2017 sein „zweitnassestes Jahr“ seit 2013. Starker Regen und Überschwemmungen in Indien kosteten Hunderten von Menschen das Leben, in Nigeria wurden durch Regenfälle und infolge Überschwemmungen der Flüsse tausende Menschen vertrieben, erinnern die Autoren im Bericht. In den USA wiederum wurde noch nie so viel Geld für die Bekämpfung von Waldbränden ausgegeben.

Bei fast 30 Prozent der Korallenriffe hat die Bleiche bereits lebensbedrohliche Ausmaße angenommenDeutlich im Bericht wird auch die zunehmende Erwärmung in der Arktis. Die Fläche des Eises verringert sich immer schneller. Es werde immer dünner und damit anfälliger zu brechen und zu schmelzen, schildern die NOAA-Autoren. Die steigende Wassertemperatur in den Meeren macht auch den Korallenriffen weltweit zu schaffen, die äußerst sensiblen Ökosysteme sind von der Bleiche bedroht – das Riffwachstum kommt dabei zum Erliegen. Bei fast 30 Prozent der Korallenriffe weltweit hat die Bleiche laut Bericht zwischen 2014 und 2017 bereits lebensbedrohliche Ausmaße angenommen –  für die Korallen und die darin lebenden Meerestiere und damit, so schätzen die Studienautoren, in Zukunft auch für  rund eine Milliarde Menschen weltweit, die auf das Nahrungsmittel Fisch angewiesen sind.

Auch die Gletscherschmelze hat weltweit rasant zugenommen und wäre selbst bei Einhalten der Pariser Klimaziele nicht mehr aufzuhalten, so eine aktuelle Studie die im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlicht wurde. Extremer Wassermangel an vielen Orten der Welt wird zur lebensbedrohlichen Realität – in Kapstadt wurde erst der Ausnahmezustand ausgerufen, mittlerweile ist die Wasserrationierung bereits Alltag geworden.

US-Behörde betont Dramatik der Klimakrise – Trump ist das egal

US-Präsident Trump, der aus dem Klimaabkommen von Paris ausgestiegen ist und Klimawissenschaftler reihenweise entlassen hat beeindrucken auch diese Fakten nicht – gerade erst hat er angekündigt, die Pflicht für niedrigere Emissionswerte von PKWs zu revidieren, die sein Vorgänger Obama eingeführt hatte; das würde den Ölverbrauch der USA bis 2030 nochmal massiv erhöhen und entließe die Autohersteller aus der Pflicht, jetzt in weniger spritschluckende oder Elektroautos zu investieren. Derweil bilden sich in den USA Klimabündnisse, in denen immerhin bereits etliche Städte und Bundesstaaten ihre eigene Energiewende vor Ort vorantreiben – an ihrem Präsidenten vorbei.

Die Weltgemeinschaft muss endlich das Ruder rumreißenIn der dringenden Bringschuld sind aber auch die Staaten, die sich dem Klimaabkommen zwar verpflichtet haben aber zu wenige Maßnahmen umsetzen. „Die neuesten Forschungsergebnisse der US-Klimabehörde NOAA lassen nicht mehr nur aufhorchen“, kommentiert die Sprecherin für Klimaschutz für Bündnis 90/Die Grünen im deutschen Bundestag Lisa Badum. Der Klimabericht sei ein erschreckender Beleg dafür, dass zu viele Regierungen noch tatenlos zusehen, wie sich die Situation unseres Planeten und von über Jahrhunderte und Jahrtausende gewachsenen Ökosystemen dramatisch verschlechterten. „Die Weltgemeinschaft muss endlich das Ruder rumreißen und alles daran setzen, die Pariser Klimaschutzziele noch zu erreichen.“ Das bedeute auch, dass Deutschland als trauriger Spitzenreiter beim CO2-Ausstoß aus Braunkohleverbrennung sich vom Klimakiller Kohleverstromung verabschieden müsse. na


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