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WegwerfgesellschaftWer sein Smartphone länger nutzt, spart viel CO2

Bild der Hand eines Mannes, der ein Smartphone in der Hand hält.
Über den gesamten Lebenszyklus hinweg sind Smartphones heute in Europa für 14 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich. Das ist mehr als ganz Lettland verbraucht. (Foto: Maxpixel, CC0 Public Domain)

Etwa 3 Jahre nutzen Europäer ihr Smartphone, dann kaufen sie ein neues. Zu kurz. Wenn alle ihr Handy länger nutzen, könnte Europa Millionen Tonnen CO2 einsparen. Doch die Geräte gehen schnell kaputt und Reparaturen sind teuer. Das muss sich ändern.

19.09.2019 – Mit personalisierten E-Mails versuchte Apple Anfang dieses Jahres in den USA Besitzer älter iPhones zum Umstieg auf das neueste iPhone XR zu bewegen. In den Schreiben wurden die Altgeräte der Kunden mit dem Neuen verglichen. Größeres Display, schmaleres Gehäuse und bessere Performance, waren meist die Argumente des Tech-Konzerns. Das verfängt bei vielen Nutzern, die immer auf der Suche nach dem vermeintlich neusten und besten Smartphone auf dem Markt sind. Doch selbst Menschen, die sich länger mit ihrem alten Gerät zufrieden geben, stoßen an ihre Grenzen. Viele Smartphones nutzen sich schnell ab und gehen kaputt. Reparaturen sind dann fast so teuer wie ein neues Smartphone.

Wie die Umweltorganisation European Environmental Bureau (EEB) nun in einer Studie analysiert hat, besitzen Smartphones in Europa eine durchschnittliche Lebensspanne von drei Jahren. Jährlich verkaufen die Hersteller in den europäischen Staaten 211 Millionen Smartphones. Wären diese Geräte nur ein Jahr länger in Nutzung, Europa würde mehr als zwei Millionen Tonnen CO2 einsparen. Auch den längeren Nutzen von Laptops, Waschmaschinen und Staubsaugern untersuchte die Umweltorganisation. Ein um ein Jahr verlängerter Betrieb all dieser Geräte – inklusive Smartphones – würde europaweit vier Millionen Tonnen CO2 einsparen. Vergleichbar mit dem Ausstoß aller dänischen Autos.

Bei der CO2 intensiven Produktion übertrifft kein Gerät das Smartphone

Zwar haben Waschmaschinen durch ihre energieintensive Nutzung über die Lebensspanne einen höheren CO2-Ausstoß, doch bei der emissionsintensiven Produktion übertrifft kein Gerät das Smartphone. Die kohlenstoffintensive Herstellung der Geräte macht fast drei Viertel der gesamten CO2-Emissionen aus, wie Greenpeace in einem Report schreibt. Schon der Abbau der benötigten Rohstoffe, wie Aluminium und Kobalt ist sehr energieintensiv. Das Plastik für die Smartphones wird überwiegend aus Erdöl hergestellt. Speicher- und Grafikchips bestehen aus Siliziumwafern, deren Herstellung besonders große Mengen an Energie und Wasser benötigt.

Und die Produktion der Geräte erfolgt vor allem in asiatischen Ländern wie China. 57 Prozent der weltweiten Telefonexporte stammen von dort. Und der dort eingesetzte Energiemix beruht immer noch zu 59 Prozent auf Kohle. Zwar sank dieser um 10 Prozent innerhalb eines Jahres, doch durch den insgesamt gestiegenen Energieverbrauch verfeuerte China 2018 sogar ein Prozent mehr Kohle als 2017. Zumindest Apple hat sich in China verpflichtet seine Lieferkette mit 100 Prozent Erneuerbare Energien zu versorgen. Andere Hersteller zeigen in dieser Hinsicht noch keine Bestrebungen.

„Wir können es uns nicht mehr leisten, die Geräte weiterhin alle paar Jahre auszutauschen“

Doch viel wichtiger als die Produktion fossilfreier zu gestalten, ist die Handys länger nutzen zu können. So sieht das auch Jean-Pierre Schweitzer vom EEB. „Der klimaschädliche Einfluss unserer Smartphone-Wegwerfgesellschaft ist viel zu hoch. Wir können es uns nicht mehr leisten, die Geräte weiterhin alle paar Jahre auszutauschen. Wir brauchen Produkte, die länger halten und bei Bedarf repariert werden können“, sagt Schweitzer.

Und tatsächlich gibt es inzwischen auf EU-Ebene Bestrebungen in diese Richtung. Zumindest für Lampen, Displays, Waschmaschinen, Spülmaschinen und Kühlschränke gelten ab 2021 verschärfte Regeln für die Hersteller, ihre Geräte länger haltbar zu machen und Reparaturen leichter zu ermöglichen. Bei Smartphones hingegen ging der Trend bislang in die andere Richtung. Während zum Beispiel bei vielen älteren Modellen der Wechsel von Akkus schnell und einfach erledigt war, müssen diese heute aufwändig ausgetauscht werden. Apple und Co. sollten nicht nur ihren Energiebedarf fossilfrei gestalten, sondern für das Klima auch die Langlebigkeit ihrer Smartphones erhöhen, selbst wenn dies Auswirkungen auf die Verkaufszahlen hat. Denn ein weiter so führt unweigerlich in die Wirtschaftskrise, auch für Apple. mf


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