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UnternehmensverantwortungDienstwagen-Nutzung nachhaltig gestalten

Mehrere Pkw auf einem Stellplatz
Der Staat kann Subventionen für Dienstwagen abbauen, die Unternehmen deren Nutzung nachhaltiger gestalten. (Foto: Thomas auf Pixabay)

Mit eigenen Richtlinien für den Kauf und die Nutzung von Dienstwagen können Unternehmen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Agora Verkehrswende und das Öko-Institut machen Vorschläge, wie solche Standards aussehen könnten.

15.08.2022 – Nur wenige Unternehmen haben bisher Dienstwagenrichtlinien, die für Umwelt- und Klimaschutz klare Ziele setzen. Das sollte sich ändern, Agora Verkehrswende und das Öko-Institut machen dazu praktikable Vorschläge.

Schätzungen zufolge ist jeder fünfte neu zugelassene Pkw in Deutschland ein Dienstwagen. Nach kurzer Haltedauer kommen Dienstwagen auf den Gebrauchtwagenmarkt und damit meist in private Hände. Deswegen haben Dienstwagen einen großen Einfluss auf die CO2-Emissionen im Straßenverkehr. Senken Unternehmen die Emissionen ihrer Dienstwagenflotte, könnten sie damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Erster Schritt: Batterieelektrische Dienstwagen kaufen

Mit der Festlegung von CO2-Grenzwerten für die eigene Fahrzeugflotte geht es los. Sind diese so bemessen, dass sie sich nur mit einem hohen Anteil E-Autos einhalten lassen, ist ein erster Schritt getan. Natürlich könnten auch generell nur E-Fahrzeuge eingekauft werden.

Ein betriebsinternes Bonus-Malus-System ist ein weiterer Hebel: Je geringer die Emissionen eines Pkw, umso mehr bezuschusst der Arbeitgeber die Leasingrate, die über das Gehalt abgerechnet wird. Umgekehrt wird die Leasingrate bei Fahrzeugen mit hohen CO2-Emissionen mit einem Malus belegt.

Darüber hinaus können Unternehmen bei der Wahl CO2-sparender Fahrzeuge eine bessere Ausstattung gewähren. Einige Unternehmen rechnen die durch CO2-Einsparung entstandenen Boni der Altersvorsorge an. Alternativ zum Dienstwagen können Mitarbeitende eine Bahncard 100 wählen oder eingesparte Leasingraten ausbezahlt bekommen.

Zweiter Schritt: Dienstwagen nachhaltig nutzen

Ein effizienter Einsatz der Dienstwagenflotte sollte das Ziel jeder Car Policy sein. Trainings für eine effiziente Fahrweise oder ein freiwilliges betriebsinternes Tempolimit senken den Kraftstoffverbrauch der Flotte. Wettbewerbe können eine kosten- und umweltfreundliche Fahrweise anreizen, wenn etwa sparsame Fahrerinnen und Fahrer oder solche, die der Verbrauchsangabe des Fahrzeugherstellers am nächsten kommen, ausgezeichnet werden.

Soll der durch Tankkarten begünstigte Kraftstoffverbrauch beschränkt werden, könnte ein Kraftstoffbudget vorgegeben oder private Fahrten ausgeschlossen werden. Alternativ könnten Mitarbeitende die Tankkosten für private Fahrten selbst tragen.

Hybridwagen im Fokus

Bei Hybridfahrzeugen mit Ladestecker (Plug-in-Hybrid, PHEV) ist die nachhaltige Nutzung besonders wichtig. In Deutschland werden PHEVs als Dienstwagen nur zu rund 20 Prozent elektrisch gefahren und zu 80 Prozent mit Benzin oder Diesel. Sind PHEVs bereits im Fuhrpark vorhanden, sollte die elektrische Nutzung maximiert werden, zum Beispiel durch Vereinbarungen zum elektrischen Fahrleistungsanteil. Die Unternehmen müssen dann dafür sicherstellen, dass das Fahrzeug regelmäßig geladen werden kann.

Dritter Schritt: nutzerfreundliches Laden ermöglichen

Beschäftigte mit Dienstwagen sollten diesen unkompliziert laden können. Dazu gehören wenn möglich eine unternehmenseigene Ladeinfrastruktur oder die Unterstützung von Ladeinfrainfrastruktur am Wohnort. Je nach Nutzungsmuster des Fahrzeugs sollten Unternehmen auch eine flexible Wahl des Ladeortes ermöglichen.

Hier geht’s zum Praxispapier „Car Policy für eine klimafreundliche Dienstwagenflotte“.

Dienstwagenprivileg abschaffen

Dienstwagen grundsätzlich zu verteufeln wäre falsch – für viele Unternehmen sind eigene Fahrzeuge unabdingbar. Allerdings stehen die damit verbundenen versteckten Subventionen – die Firmen können die Steuern als Betriebsausgaben absetzen und die Fahrer der Dienstwagen erhalten Steuervergünstigungen – seit Jahren in der Kritik. Sie kosten den Staat jährlich Milliarden und torpedieren Klimaschutz und Verkehrswende. Doch auch jetzt – in der Diskussion um die Finanzierung eines Nachfolgemodells für das 9-Euro-Ticket – hält FDP-Finanzminister Christian Lindner daran fest.  Er bezeichnete einen Vorschlag der Grünen als linke Polemik, der vorsieht, zukünftig im öffentlichen Nahverkehr ein regionales Ticket für 29 Euro und ein bundesweites Ticket für 49 Euro im Monat staatlich zu unterstützen und für die Finanzierung das Dienstwagenprivileg zu beschneiden. pf


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