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KohleausstiegBislang geheime Treffen zwischen Laschet und RWE

Armin Laschet zeigt jemandem seinen kleinen Finger
Armin Laschet grüßt mit dem kleinen Finger. Dies ist ein Gruß Aachener Bürger untereinander. (Foto: Armin Laschet (CDU) zeigt seinen kleinen Finger, Urheber: Dirk Vorderstraße, Lizenz: CC BY 3.0)

Zwischen Abschlussbericht der Kohlekommission und Bund-Länder-Einigung zum Kohleausstieg trafen sich Armin Laschet und RWE zu vier informellen Gesprächen. Diese könnten den Fahrplan zum Kohleausstieg entscheidend beeinflusst haben

24.08.2021 – Erst neun Monate nach der ersten Anfrage seitens der Umweltorganisation Greenpeace rückte die Staatskanzlei Nordrhein-Westfalens Informationen heraus. Am 18. Dezember 2020 hatte Greenpeace erstmal beim Dienstgebäude des NRW-Ministerpräsidenten nach Treffen zwischen Armin Laschet und dem Energiekonzern RWE gefragt. Nach dem Informationsfreiheitsgesetz und dem Umweltinformationsgesetz sind staatliche Behörden grundsätzlich verpflichtet, amtliche Informationen offen zu legen.

Beim Umweltinformationsfreiheitsgesetz werden die Behörden im Speziellen verpflichtet, „Umweltinformationen, die für ihre Aufgaben von Bedeutung sind“, zu verbreiten. Dabei geht es unter anderem um Tätigkeiten und Maßnahmen, die sich auf die Umwelt auswirken. Gespräche zwischen Laschet und RWE, die insbesondere in einen Zeitraum fallen, in dem der Kohleausstieg verhandelt wurde, sind für Greenpeace entsprechend offenlegungspflichtig.

Doch die NRW-Staatskanzlei verweigerte zu Beginn die Herausgabe jeglicher Informationen. Erst nachdem Greenpeace mit einer Untätigkeitsklage drohte, reagierten die Bediensteten von Armin Laschet. Die Antwort der NRW-Staatskanzlei zeigt: Im Jahr 2019 fanden insgesamt vier informelle Treffen zwischen Laschet und RWE statt. Nach Recherchen von Greenpeace fanden diese in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit Verhandlungsrunden zum Fahrplan für den Kohleausstieg statt.

  • Am 05. Februar: Wenige Tage nachdem die Kohlekommission ihren Abschlussbericht vorgelegt hatte. Schon der Bericht war für die beteiligten Umweltverbände eher ein schlechter Kompromiss, der für wirksamen Klimaschutz nicht ausreichte. Entschädigungszahlungen für die Kohlekonzerne wurden bereits in Aussicht gestellt.
  • Am 12. Juli: Zuvor, am 03. Juli, hatte das Bundeswirtschaftsministerium einen Überblick über den Rahmen und die nächsten Schritte der Kohleausstiegsgesetzgebung veröffentlicht. Das BMWi erklärte darin, dass Gespräche mit RWE weit fortgeschritten seien und konstruktiv verlaufen.
  • Am 18. Oktober: Dieser Termin fand wiederum unmittelbar vor einem Gespräch zwischen RWE und BMWi statt, bei dem am 24. Oktober über den Gesetzentwurf zum Kohleausstieg verhandelt wurde.
  • Am 03. Dezember: Ein Termin wiederum, der drei Tage vor einer Verhandlungsrunde zwischen RWE und BMWi stattfand. Etwa anderthalb Monate später veröffentlichte die Bundesregierung ihren Kohleausstiegsplan, den Umweltschützer als Bruch des ohnehin schon schwachen Kohlekompromisses ein Jahr zuvor sahen. Unter anderem gab es für einige Kraftwerke deutlich längere Laufzeiten. Erstmals wurde zudem publik, dass die Kohlekonzerne RWE und LEAG über vier Milliarden Euro an Entschädigungszahlungen erhalten sollen.

Greenpeace verweist auch auf eine weitere Liste, die die Umweltorganisation nach Anfrage aus dem BMWi erhalten hat, wonach vor allem im Dezember 2019 intensive Verhandlungen zwischen Energieindustrie und Wirtschaftsministerium über Kohleausstieg und Entschädigungszahlungen geführt wurden. Während das BMWi zumindest die jeweiligen Gesprächsthemen skizzierte, gab die NRW-Staatskanzlei zu allen vier Treffen zwischen Laschet und RWE lediglich „Rheinisches Revier“ als Gesprächsthema an.

Von Greenpeace angeforderte Gesprächsunterlagen hält die NRW-Staatskanzlei weiter unter Verschluss. Diese würden Rückschlüsse auf den behördlichen Beratungsprozess zulassen. Wörtlich steht zudem im Schreiben der Staatskanzlei an Greenpeace: „(…) wonach die Bekanntgabe der Informationen nachteilige Auswirkungen auf die Vertraulichkeit der Beratungen der Staatskanzlei hätte.“ Ein Überwiegen des öffentlichen Interesses sei demgegenüber nicht gegeben.

Ein möglicher Deal

Greenpeace vermutet jedoch, dass aus den informellen Absprachen zwischen Laschet und RWE letztlich der Deal „Erhalt des Hambacher Forstes gegen das Zerstören der Dörfer am Tagebau Garzweiler II” hervorgegangen sein könnte. Die Umweltorganisation verweist auf einen Vermerk des Bundeskanzleramts vom 27.01.2020. Ehemalige Mitglieder der Kohlekommission beklagten gegenüber der Bundeskanzlerin, dass die Bund-Länder-Einigung zum Kohleausstieg gravierend von der Kohlekommission abweiche und einseitig zu Lasten von Klimaschutz und Tagebaubetroffenen gehe.

Als Antwort schrieb das Bundeskanzleramt unter anderem: „Die Absicherung des Tagebaus Garzweiler im Rahmen der Leitentscheidung aus 2016 einschließlich der verbundenen Umsiedlungen war ein zentrales Anliegen von RWE / NRW im Gegenzug zur frühzeitigen Stilllegung des Tagebaus Hambach und dem Erhalt des Hambacher Forsts.“ Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace sagt: „Damit hat Armin Laschet die Interessen seiner Bürger:innen, ihre Heimat in den Dörfern zu erhalten und das Klima zu schützen, den Interessen von RWE geopfert.“ mf


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Gunnar Harms 25.08.2021, 13:04:30

Hat jemand wirklich was Anderes erwartet? Der verlogenste Klimakiller Europas hat sich viel bei der SED abgeschaut. Lügen, vertuschen, verdrängen. Der unsägliche Filz aus Politik und RWE in NRW wird doch immer wieder bestätigt. RWE hat die Politik fest im Griff. Wieviel Klimatote braucht Laschet eigentlich noch, um zu begreifen, daß RWE die menschenverachtende Zerstörung des Planeten viel zu lange weiterbetreibt. Die bereits jetzt von RWE verschuldeten Todesfälle sollten ihm eigentlich genug Mahnung sein, umzudenken. Sein Programm zum Klimaschutz steckt schon im Namen: Wenn man den ersten und letzten Buchstaben wegläßt, weiß man was von der Erde übrigbleibt, wenn solche Politiker weiter regieren.

Klaus Guenther 27.08.2021, 18:58:10

+41 Gut

Heute hat Laschet vom OVG eine fürchterliche Klatsche zum Standort des KKW Dattel IV bekommen.

Dort hat er 400 Meter von Wohnhäusern und einer Kinderklinik die Inbetriebnahme diese Kraftwerks erzwungen

 

400 Meter für eine - zugegeben - moderne Dreckschleuder

1000 Meter Mindestabstand für Windräder

 

Kann mir mal jemand erläutern, wie das zusammengeht Ich bin da mit meiner Logik echt am Ende

WEGWERTH, JOACHIM 25.08.2021, 21:00:39

Alle & Alles entzündet sich rasch zunehmend an Herrn Armin Laschets Qualifikationen - zu spät ?

 

Herr Laschet, sein Duisburg, Gelsenkirchen u.v.a.m. -Kanzlerschaft ? Zukünftiger Bundes-Innenminister wäre denkbar.

 

Die CDU-Mitgliederzeitschrift (ca. 20+ Seiten) phantastisch aufgemacht, guter teurer Druck, da steht Story-Telling Alles drin, was schon immer ALLE wollten, sogar die anderen Parteien.

 

Erneuerbare Energien sind zu spät beherzt angegangen worden. D wird in wenigen Jahren el. Strom zukaufen müssen - bei TESLA ?

 

Nein, erst einmal beherzt die WEA-Projekte des PPT Engineering (Kiel) (ABM = Anders Besser Machen) forcieren !


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