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Fossiler Energiewende-BoosterDänemark will den Gasausstieg – und fördert mehr Gas

Windenergieanalgen im Meer vor Dänemarks Küste
Den großen Anteil Erneuerbarer Energieversorgung kommt in Dänemark aus Offshore-Windenergie. Um sich von Russlands Gas unabhängig zu machen, soll jetzt aber übergangsweise in der Nordsee verstärkt Gas gefördert werden. (Foto: http://www.cgpgrey.com, CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)

Um schneller unabhängig von russischem Gas zu werden, will Dänemarks Regierung den Ausbau von Erneuerbaren Energie und Biogas massiv vorantreiben – fährt jedoch gleichzeitig die bereits heruntergefahrene Gasförderung in der Nordsee wieder hoch.

23.04.2022 – Dänemark will schneller weg vom Gas. Rund 400.000 Haushalte in Dänemark heizen derzeit noch mit dem fossilen Brennstoff. Laut Ankündigung der dänischen Regierung sollte etwa Hälfte davon bis 2028 auf Fernwärme oder Wärmepumpen umsteigen. In allen Gebäuden, die für eine Umstellung nicht geeignet sind, sowie für industrielle Zwecke ist eine Entwicklung von Biogas aus erneuerbaren Quellen vorgesehen. Dänemark wolle sich damit – wie alle europäischen Länder – so schnell wie möglich von russischen Gaslieferungen unabhängig machen.

Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine versuchen viele EU-Mitgliedstaaten Gas aus anderen Ländern zu beziehen. Russland gehört bislang zu den Hauptlieferanten bei den Importen und liefert insgesamt rund 45 Prozent des in die EU importierten Gases. Während Länder wie Deutschland vor allem nach neuen Gaslieferanten suchen müssen, haben Länder wie Dänemark das Gas vor der eigenen Haustür. Und wollen dies nun auch nutzen.

Der Anteil von Gas am jährlichen Energieverbrauch liegt in Dänemark bei 18 Prozent. Laut Angaben der dänischen Energieagentur deckte im Jahr 2019 die nationale Produktion knapp drei Viertel des Bedarfs.

Im Energiepaket „Dänemark kann mehr II“, verspricht die Regierung, Dänemark so schnell wie möglich von russischem Gas unabhängig zu machen. „Wenn wir grüner werden, schwächen wir Putin. Und wenn wir grüner werden, verlangsamen wir den Klimawandel, der unseren Planeten zerstört“, kommentierte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen das Vorhaben.

Für einen solchen Umstieg braucht es sehr viel mehr Strom aus Erneuerbaren Energien. Die Zahl der Solar- und Windenergieanlagen solle daher bis 2030 vervierfacht werden, kündigte die dänische Regierung an. Die Windenergie ist bislang die wichtigste Quelle der Stromerzeugung in Dänemark. Schon heute wird im Land rund die Hälfte des Stroms mittels Windenergie erzeugt. Dänemark plant bis 2050 seinen gesamten Energiebedarf in allen Sektoren aus Erneuerbaren Energiequellen zu decken.

Nordsee-Gas statt Russland-Gas

Der Ausbau Erneuerbarer Energien soll nun massiv beschleunigt werden, ebenso der Ausbau und die Förderung von Biogas. Parallel dazu soll allerdings die Erdgasförderung in der Nordsee, die Dänemark einstellen wollte, vorübergehend sogar erhöht werden. Die Regierung rechtfertigt diesen Schritt: Bis die Produktion von grünem Gas ausreiche, um den Gasbedarf zu decken, wäre es das kleinere Übel, eigenes Gas zu fördern als es von Putin zu kaufen. Die Grünen warnten indes davor, mitten in der Klimakrise mehr fossiles Gas zu fördern.

Ende 2020 beschloss das dänische Parlament den Ausstieg aus der Öl- und Gasförderung in der Nordsee bis 2050. Dänemark wolle dem fossilen Zeitalter ein endgültiges Ende setzen, verkündete damals Klima- und Energie-Minister Dan Jørgensen. Diese Ziele wolle man weiterhin einhalten, so Frederiksen gegenüber der Presse.

Dänemarks Energiewende läuft vorbildlich

Beim Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch gehört Dänemark bereits zu den EU-Spitzenreitern, vor allem der Ausbau der Windkraft auf See an den langen Küstenabschnitten geht stetig voran. Die Akzeptanz der Dänen für die Energiewende ist hoch, zumal es eine gesetzlich garantierte Beteiligung der Anwohner und Gemeinden an den Gewinnen der Wind- oder Solaranlagen gibt – möglich auch bei Offshore-Windkraftanlagen.

Den Ausstieg aus der Kohlekraft hat die dänische Regierung bis 2030 geplant. Dänemark hat nur noch drei Kohlekraftwerke, deren Schließung für 2023, 2028 und 2030 vorgesehen ist.

Auch im erneuerbaren Wärme-Markt gilt Dänemark mittlerweile als Vorbild in der EU und setzt seit vielen Jahren auf Solarthermie. Es sind bereits über 100 dänische Kommunen und Städte, die einen Solaranteil in den Nahwärmenetzen aufweisen. Der Anteil der Fernwärme liegt in Dänemark bei 64 Prozent der Wärmeversorgung, wovon über 49 Prozent aus Erneuerbaren Energien generiert werden. Bereits seit 2013 ist in Dänemark die Installation von Öl- und Gasheizungen in Neubauten verboten. na


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