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Klimaklage





Für mehr UnabhängigkeitEnergiesparen strukturell angehen

Industrieanlage in der Dämmerung mit Behältern, Rohren, Lichtern
Der sparsame und kluge Umgang mit Energie bekommt endlich einen starken Schub. (Foto: Tasukran auf Pixabay)

Mit einem Arbeitsplan Energieeffizienz hebt Minister Habeck den Umgang mit Energie auf die Agenda der Bundesregierung. Um unabhängiger von Importen zu werden, hilft vor allem Energiesparen. Dazu soll es finanzielle Anreize geben und neue Gesetze.

19.05.2022 – Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Bündnis 90/Grüne) hat einen Arbeitsplan für mehr Energieeffizienz vorgelegt. Dies geschieht vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der damit einhergehenden Verwerfungen und Unsicherheiten am Energiemarkt.

„Wir setzen derzeit alle Hebel in Bewegung, um unabhängiger von russischer Energie zu werden. So wichtig es dabei ist, kurzfristig alternative Lieferquellen für Gas aufzutun und die Infrastruktur dafür zu bauen: Der günstigste und effizienteste Beitrag zu mehr Unabhängigkeit ist weniger Energieverbrauch“, sagte Habeck zur Vorstellung des Maßnahmekataloges. Energie sparen und auf Erneuerbare zu wechseln sei die Aufgabe, nicht erst seit heute, aber heute erst recht.

Die Aufgabe sei groß – im vergangenen Jahrzehnt habe Deutschland gerade mal zwei Prozent Einsparung beim endenergieverbrauch geschafft. Für die Politik gelte es nun Industrie, Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbraucher zum effizienten Umgang mit Energie zu motivieren. Wer Energie spart, schützt das Klima und stärke das Land. Der Arbeitsplan enthält die Ankündigung neuer Anreizprogramme, aber auch die Ankündigung neuer Standards – zum Beispiel beim Neubau von Gebäuden, dem Heizungseinbau oder einer Solardachpflicht.

Mehr Geld für Sanierung

Der Schwerpunkt der Gebäudeförderung soll zukünftig auf der Sanierung bestehender Häuser und Wohnungen liegen. Alte Fenster, alte Außentüren oder alte Heizungen sind Energiefresser und sollten in großem Maßstab so ertüchtigt werden, dass weniger Heizenergie benötigt wird – meist ist das in Deutschland immer noch Gas. Um die Energieeffizienz im Gebäudebestand weiter zu erhöhen, sollen besonders die energetisch schlechtesten Gebäude im Fokus stehen.

Beim Neubau wird über den Zwischenschritt der Förderung des Effizienzhausstandards 40 ab Januar 2023 für Neubauten ein neues Programm „klimafreundliches Bauen“ aufgelegt.

Bereits auf den Weg gebracht wurde ein Stufenmodell, das den CO2-Preis für Erdgas und Heizöl zwischen Vermietern und Mietern aufteilt. So sollen Vermieter zusätzlich motiviert werden, Gebäude energetisch zu sanieren.

Für den Umstieg auf Erneuerbare in Industrie und Gewerbe soll noch in diesem Jahr das Programm Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft novelliert werden. Dabei geht es insbesondere um die Erzeugung industrieller Prozesswärme zum Beispiel mittels Tiefengeothermieanlagen.

Booster für die Wärmepumpe

Um alte Öl- und Gasheizungen zu ersetzen, wird vor allem auf die Wärmepumpe gesetzt. Das Aufbauprogramm Wärmepumpe soll Anreize für Handwerksbetriebe und Planungsbüros geben, sich in dieser Technologie weiterzubilden und die knappen Ressourcen im Handwerk zielgerichtet in die Heizungssanierung und Wärmepumpeninstallation zu lenken. Das erklärte Ziel: jährlich über 500.000 neue Wärmepumpen installieren. Zum Vergleich: 2021 wurden in Deutschland 154.000 Wärmepumpen verkauft – dies war bereits ein Wachstum von 28 Prozent gegenüber 2020.

Wärmenetze mit Erneuerbaren speisen

Die bereits von Kommunen und Stadtwerken lang erwartete Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) soll für den richtigen Schub sorgen, um Wärmenetze auf Erneuerbare umzustellen. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren mit der EU. Das Förderprogramm soll noch in diesem Jahr in Kraft treten. außerdem soll der Neubau von Wärmenetzen mit hohen Anteilen Erneuerbarer Energien und Abwärme gefördert werden.

Solardachpflicht, Erneuerbare Wärme, Effizienzhausstandard

Mit einer Reihe von neuen Standards werden alte Mindestanforderungen in diversen Bereichen überholt. So soll ab nächstem Jahr der gesetzliche Mindesteffizienzstandard im Neubau auf die Effizienzklasse EH 55 angehoben werden, ab 2025 nochmals auf EH 40 erhöht werden.

Ab 2024 muss jede neu eingebaute oder ausgetauschte Heizung zu mindesten 65 Prozent Erneuerbare Energien nutzen. Die hierfür notwendige Novelle des Gebäudeenergiegesetzes soll im zweiten Halbjahr vorgelegt werden.

Solardächer sollen zum Standard werden. Auch hier ist eine gesetzliche Verankerung im Gebäudeenergiegesetz für das zweite Halbjahr 2022 geplant.

Die bisher unzureichende Vorbildfunktion der öffentlichen Hand wird ebenfalls angesprochen. Bund, Länder und Kommunen werden verpflichtet Energie- und Umweltmanagementsysteme aufzusetzen und spezifische jährliche Energiesparziele zu verfolgen. Eine flächendeckende kommunale Wärmeplanung soll aufgesetzt werden, Eckpunkte dazu bis zum Sommer 2022 vorgelegt werden. pf

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