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Indien und DeutschlandEnergiewendepartnerschaft gegen die Klimakrise

Indien Energiepartner
Bei einem Besuch in Berlin wurde die Nachhaltigkeitspartnerschaft auf höchster Regierungsebene zwischen Indiens Premierminister Modi und Bundeskanzler Scholz besiegelt (Bild: Ashish Verma / Pixabay).

Indien und Deutschland begründen eine Nachhaltigkeitspartnerschaft, um die Energiewende voranzutreiben. Zur Kühlung verbrennt Indien aktuell jedoch mehr Kohle. Infolge der Klimakrise leidet das Land unter einer enormen Hitzewelle.

04.05.2022 – Ganz Indien leidet unter einer verheerenden Hitzewelle. Besonders schlimm ist es im Norden. Über 45 Grad Celsius kletterte das Thermometer in den vergangenen Tagen. Dabei steht der im Durchschnitt heißeste Monat noch bevor. Es ist zu befürchten, dass das Thermometer im Mai auf über 50 Grad Celsius ansteigen könnte. Schon der März und April waren in Nordwest- und Zentralindien die heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Für Stefan Rahmstorf zeigen sich hier eindeutig die Auswirkungen der Klimakrise, wie er gegenüber dem Deutschlandfunk darlegt. Die gehäuften Hitzerekorde würden zeigen, wie infolge der Klimakrise heutzutage achtmal so viele monatliche Hitzerekorde auftreten, wie das in einem stabilen Klima zu erwarten wäre. „Das heißt, von acht solchen Rekorden wäre einer durch Zufall auch passiert, sieben sind hinzugekommen durch die Erderhitzung“, so Rahmstorf. Der Klimaforscher warnt vor zehntausenden Hitzetoten, Waldbränden und Ernteausfällen.

Zudem wurden infolge der Hitze bereits erste Stromausfälle verzeichnet. Der Einsatz von Ventilatoren und Klimaanlagen legte deutlich zu. Kohlekraftwerke, die für etwa zwei Drittel der Stromversorgung Indiens verantwortlich sind, konnten den plötzlich steigenden Bedarf nicht stemmen. Diese Woche hat Indien 750 Passierzüge gestrichen, um die Strecken für zusätzliche Kohlezüge freizumachen, wie die FAZ berichtet. Die Hitzewelle und steigende Strombedarf sorgen dafür, dass aktuell deutlich mehr Kohle im Land zur Energiegewinnung verbrannt wird.

Inzwischen investiert Indien kräftig in Erneuerbare Energien – vor allem in die Solarkraft, deren Anteil sich seit 2014 verdoppelt hat und inzwischen zu einem Drittel an der Stromerzeugung beiträgt. Doch zugleich bestehen nach wie vor Planungen für neue Kohlekraftwerke, um den steigenden Energiehunger des Landes zu decken. Erst 2070 will das Land bislang klimaneutral sein, wie sie auf der letzten Klimakonferenz in Glasgow verkündeten.

Mindestens 10 Milliarden Euro an Neuzusagen

Beschleunigen könnte die Energiewende und das Klimaneutralitätsziel nun eine „Partnerschaft für grüne und nachhaltige Entwicklung“, die der indische Premierminister Shri Narendra Modi und Bundeskanzler Olaf Scholz bei einem gemeinsamen Treffen in Berlin begründeten. 10 Milliarden Euro an Neuzusagen und weitere Mittel werden in der Erklärung seitens Deutschlands bis 2030 versprochen. Konkret sollen etwa bis 2025 mindestens eine Milliarde Euro in den gemeinsamen Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Solartechnologien fließen.

Zudem strebe man eine vertiefende Zusammenarbeit bei der Produktion grünen Wasserstoffs an. Von deutschen Unternehmen entwickelte Elektrolyseure zur Erzeugung des grünen Wasserstoffs könnten in Indien zum Einsatz kommen. Dafür könnte Indien zu einem wichtigen Exporteur grünen Wasserstoffs nach Deutschland werden. Es gehe auch darum den Hochlauf von grünem Wasserstoff insgesamt voranzutreiben und ihn damit wirtschaftlich zu machen, wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mitteilt, der in Berlin mit dem indischen Energieminister R.K. Singh zusammentraf.

Positiv bewertet die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Germanwatch die getroffene Partnerschaft. „Um das 1,5-Grad-Limit aus dem Pariser Klimaabkommen einzuhalten, benötigen wir globale Zusammenarbeit in einer neuen Dimension. Die deutsch-indische Partnerschaft zeigt, wie das gelingen kann: Klimakooperation wird aufgewertet, indem die Partnerschaft auf höchster Ebene – von den Regierungschefs selbst – unterschrieben wird und alle relevanten Ministerien zusammenarbeiten“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. Durch zusätzliche Finanzierung und Kooperation werde das Erreichen ambitionierter Ziele in dieser für den Klimaschutz entscheidenden Dekade ermöglicht. Die geschlossene Partnerschaft dürfe aber nur ein Anfang sein, so Bals. Daher sei es gut, dass Deutschland und Indien gemeinsam auch eine ergänzende Partnerschaft zwischen allen Ländern der G7 und Indien voranbringen wollen.

Germanwatch drängt nun darauf auch die Finanzierung von 10 Milliarden Euro und mehr sicherzustellen. „Das Geld hierfür und für dringend benötigte weitere Klimapartnerschaften ist bisher in der Finanzplanung der Bundesregierung nicht vorgesehen. Stattdessen sollen nach der bisherigen Planung die Mittel für die internationale Klimafinanzierung dieses Jahr auf dem Vorjahresniveau verharren, so dass nicht einmal die von der Vorgängerregierung gegebenen Zusagen eingehalten werden können“, sagt Bals. Hier müsse die Koalition im Haushaltsverfahren dringend nachbessern. mf


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Kommentare

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Dominik Lenné 04.05.2022, 19:07:44

Wir können froh sein, wenn Indien seine Klimaneutralität irgendwann schafft.

Bevor das erreicht ist, macht es keinen Sinn, wertvolle Energie für Wasserstoff für DE zu verwenden, weil diese nach Lage der Dinge nur die Emissionen erhöht - also nicht grün sein kann.


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