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EnergiewendeIrland plant 70 Prozent Ökostrom bis 2030

EIn Bauer plügt sein Feld vor dem Panorama eines Windparks.
Wie hier im County Clare im Westen Irlands, sollen im kommenden Jahrzehnt viele weitere Windkraftanlagen an Land entstehen. (Foto: Mark Waters/flickr.com, CC BY 2.0)

Jährliche Ausschreibungsrunden für tausende Gigawattstunden und Bürgerbeteiligung – Irland will den Ausbau Erneuerbarer Energien forcieren und dabei die Menschen mitnehmen. Ein ehrgeiziges Unterfangen, denn noch dominieren Gas und Kohle den Markt.

04.12.2019 – Irland hat ein neues Energieprogramm auf den Weg gebracht, mit dem Namen Renewable Electricity Support Scheme – kurz RESS. Es soll helfen die Zukunft der Insel Erneuerbar zu machen. Das Ziel: 70 Prozent Ökostrom bis 2030. Aktuell beträgt der regenerative Anteil am Strommix 29 Prozent. Dieser besteht zu 26 Prozent aus Windkraft und zu drei Prozent aus Biomasse. Solarenergie und Wasserkraft finden sich nicht im Strommix. Der Hauptanteil des benötigten Stroms speist sich aus den Fossilen Energien Gas (52%) sowie Braun- und Steinkohle (19%).

Wie dieser Missstand behoben werden kann, dazu hat Irlands Umweltminister Richard Bruton am Montag Details bekanntgegeben. Per Auktion will die Regierung Konzessionen zur Stromgewinnung aus regenerativen Energiequellen an das beste Gebot vergeben. Anfang nächsten Jahres soll die erste Auktion starten, bei der bis zu 3.000 Gigawattstunden (GWh) an Stromkonzessionen versteigert werden. Bis Ende 2023 sollen drei weitere folgen, die mit der Ersten für insgesamt 11.000 GWh Erneuerbare Energie sorgen. 2025 könnte eine weitere folgen bei der noch einmal 2.500 GWh auktioniert werden. Bis 2030 sollen dann alle Anlagen stehen und Irland zu einem erheblichen Teil mit Ökostrom versorgen.

Der Fokus wird dabei weiterhin auf der Windkraft liegen. Bislang befindet sich ein Großteil der Anlagen auf dem Meer. In der ersten Auktionsrunde hingegen sollen Onshore-Windräder stärker gefördert und entsprechende Gebiete ausgeschrieben werden. Die Regierung Irlands sieht darüber hinaus vor, die Solarenergie zu stärken. Zehn Prozent aller Ausschreibungen sollen an Solarprojekte gehen. Und um die Akzeptanz der Erneuerbaren Energieanlagen zu fördern, werden die Bürger beteiligt.

So könnte Akzeptanz funktionieren

Und zwar werden Bürger in den Kommunen beteiligt, wo die neuen Ökostromprojekte entstehen. Denn jeder, der solch eine Anlage baut, muss pro Megawattstunde erzielter Leistung 2 Euro in einen Gemeinschaftsfonds der Kommune einzahlen. Die Anwohner können dadurch mit mindestens sechs Millionen Euro in der Gemeinschaftskasse pro Jahr rechnen. Darüber hinaus kündigt Umweltminister Burton an, den Bürgern künftig noch weitreichendere Beteiligungen zu bieten. Die Bürger und Kommunen Irlands sollen Zugang zu Investments in Erneuerbare Energieprojekte bekommen. Priorität erhalten dabei die Bürger, die in unmittelbarer Nähe der ausgeschriebenen Projekte leben. „Die Regierung ist sich einig, dies zu einem starken Bestandteil des Programms zu machen“, sagt Burton. Im kommenden Jahr sollen die Pläne für eine stärkere Bürgerbeteiligung intensiviert werden.

Es gilt dabei nicht die Fehler zu machen, die in Deutschland der Bürgerenergie das Leben aktuell so schwer machen. Energiegenossenschaften sehen sich hierzulande nach gutem Start politisch ausgebremst. Bei Ausschreibungen für Windenergieanlagen und große Photovoltaikanlagen kommen sie kaum zum Zuge. Neben administrativen Hürden schreckt vor allem das hohe wirtschaftliche Risiko ab, da Bürgerenergiegenossenschaften – im Gegensatz zu den großen Projektierungsunternehmen – das Risiko eines Fehlzuschlags nicht über weitere Projekte ausgleichen können. Sie müssen befürchten, auf den Projektierungskosten sitzen zu bleiben. Darüber hinaus wurden die Förderungen für mittelgroße PV-Anlagen drastisch gekürzt. Kürzungen, die vor allem Energiegenossenschaften treffen.

Irland meint es ernst mit der Energiewende

Doch der Blick auf andere Bereiche zeigt, dass es Irland offensichtlich ernst meint mit der Energiewende. So beschloss Irland im Juli 2018 als erstes Land der Welt den kompletten Ausstieg aus der Finanzierung fossiler Energien. Bis 2023 wird der irische Staatsfonds seine Investitionen von rund 300 Millionen Euro in Kohle-, Öl- und Gasprojekte abziehen. Im Verkehrssektor weht derweil seit 2017 ein neuer Wind. Bis 2030 sollen unterschiedliche Bereiche der Mobilität auf alternative Kraftstoffe und Technologien umschwenken. Ab 2030 etwa müssen alle neu angeschafften PKW und LKW emissionsfrei unterwegs sein. Strom werde dann Hauptantrieb der neuen Wagen sein, so die Verantwortlichen. Damit treibt Irland die Sektorenkopplung voran, die in Deutschland noch stark vernachlässigt wird. Die angestrebten 70 Prozent Ökostrom fließen demnach in verstärktem Maße auch in den Verkehrssektor. mf


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