Europäische-Energien-Richtlinie: Ökostromanbieter fordern echte Unterstützung für die Energiewende

19.11.2021 – Die EU-Kommission hat kürzlich einen Änderungsvorschlag zur viel diskutierten europäischen Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) vorgelegt. Die Ökoenergieversorger EWS, Green Planet Energy und NATURSTROM veröffentlichten nun eine gemeinsame Stellungnahme dazu. Besonders kritisch sehen sie die vorgeschlagenen Änderungen bei Herkunftsnachweisen für grünen Strom und unklare Kriterien für grünen Wasserstoff.

Herkunftsnachweise für alle?

Artikel 19 der neuen RED III sieht vor, Herkunftsnachweise für die grüne Stromproduktion europaweit einheitlicher zu regeln, indem für alle Ökostromanlagen handelbare Herkunftsnachweise (HKN) erstellt werden. In Deutschland ist dies zurzeit anders. Hier ist entweder eine Förderung über das EEG oder der Erhalt eines (handelbaren) HKN möglich. Dies verhindert eine sogenannte Doppelvermarktung. Sollten nun plötzlich generell HKN ausgestellt werden, so würden Verbraucher doppelt belastet, und besonders hochwertiger Ökostrom abgewertet. EWS, Green Planet Energy und NATURSTROM kritisieren zudem, dass der Markt in diesem Fall plötzlich mit Nachweisen geflutet würde, was zu massivem und billigem Greenwashing einlade.

Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender von NATURSTROM, warnt: „Sollten künftig für Strom aus EEG-vergüteten Anlagen Herkunftsnachweise ausgestellt werden, sinkt der Wert solcher Zertifikate ins Bodenlose. Das würde nicht nur Greenwashing-Tarifen Tür und Tor öffnen, sondern auch die gerade beginnende Entwicklung förderfreier Öko-Kraftwerke massiv zurückwerfen, die sich auch über ihre Herkunftsnachweise finanzieren“.

Nur grünen Wasserstoff fördern

Kritik üben die drei Ökostromanbieter auch an den undeutlichen Kriterien für grünen Wasserstoff. Der vorgelegte Entwurf für RED III sehe keine eindeutigen Kriterien und Kennzeichnungen für grünen Wasserstoff vor. Diese sollten sicherstellen, dass grüner Wasserstoff wirklich nachhaltig und energiewendegerecht produziert würde.

Für eine nachhaltige und langfristig für das Energiesystem sinnvolle Produktion von grünem Wasserstoff müsse dieser aus zusätzlich produzierter Erneuerbarer Energie hergestellt werden. Sonst drohe eine Verschiebung des bereits geförderten Ökostroms hin zu Wasserstoff, was keinen zusätzlichen Nutzen bringt. Der Fokus solle zudem ausdrücklich nur auf grünem und nicht auch auf blauem Wasserstoff liegen, um fossile Energien nicht weiter zu unterstützen.

„Für die Produktion von grünem Wasserstoff müssen zusätzliche Ökostrommengen in Deutschland und Europa genutzt werden. Zudem muss der zeitliche und räumliche Zusammenhang der Produktion des erneuerbaren Stroms und des Wasserstoffs nachgewiesen werden“, so Sönke Tangermann, Vorstand von Green Planet Energy.

Weiterhin werden ambitioniertere Ziele für Erneuerbare im Strommix gefordert. „Wir schlagen vor, das Ziel über den Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch im gesamten EU-Energiemix bis 2030 auf mindestens 45, besser noch 50 Prozent anzuheben. Denn nur wenn wir in den kommenden zehn Jahren das Energiewende-Tempo drastisch beschleunigen, bleibt das Ziel, schnellstmöglich Klimaneutralität in Europa zu erreichen, in Sicht“, sagt Sebastian Sladek, Vorstand der EWS Elektrizitätswerke Schönau eG. (tl/jb)