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Bürgschaft in MilliardenhöheRegierung unterstützt den Bau dreckiger Kreuzfahrtschiffe

Luftbild der MV-Werfen in Rostock. Direkt am Wasser gebaut, beherbergt das Gelände riesige Montagehallen.
Hier werden unter anderem die riesigen Luxusliner gebaut: die MV Werften in Rostock. (Foto: Sebastian Krauleidis; Fotograf / WikiCommons, CC BY-SA 4.0)

In Mecklenburg-Vorpommern werden gigantische Kreuzfahrtschiffe gebaut. Luxusliner, die die Klimakrise weiter verschärfen. Doch das Wirtschaftsministerium unterstützt deren Bau mit einer Bürgschaft in Milliardenhöhe. Klimaschutzpolitik geht anders.

25.11.2019 – Wie das RedaktionsnetzNetzwerk Deutschland aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) erfuhr, unterstützt diese den Bau zweier Kreuzfahrtschiffe mit sogenannten Hermesbürgschaften in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. Hermesbürgschaften kann der Staat dort einsetzen, wo deutsche Unternehmen in risikoreiche Märkte, vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländer exportieren. Damit schließen die Unternehmen eine staatliche Exportkreditversicherung ab, die vor Verlusten durch ausbleibende Zahlungen ausländischer Geschäftspartner schützt. Bleiben die Zahlungen aus, springt der deutsche Staat ein.

Bei der Bürgschaft für die zwei Kreuzfahrtschiffe handelt es sich um zwei gigantische Projekte der MV-Werften in Rostock und Wismar. Die Schiffe der „Global Class“-Linie sollen mit einer Kapazität von 9.500 Passagieren und 2.500 Besatzungsmitgliedern die größten je gebauten Schiffe in Deutschland werden. Bestimmt sind sie für den asiatischen Markt, unter anderem die Genting-Hong-Kong-Gruppe, in deren Stadtstaat eine politisch fragile Situation herrscht.

Fehlende Weitsichtigkeit im Wirtschaftsministerium

Der Bund begründet seine Entscheidung damit Arbeitsplätze abzusichern. Mit fast 3.000 Mitarbeitern sind die MV-Werften der größte Industriebetrieb in Mecklenburg-Vorpommern. Der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann (CDU), sieht die Entscheidung als wichtiges Signal für Werftenindustrie, Zulieferbetriebe und Beschäftigte. „Mit der Übernahme der Exportgarantien für die beiden Kreuzfahrtschiffe bekennen wir uns zur Bedeutung des Kreuzfahrtschiffbaus im Land Mecklenburg-Vorpommern und am Standort Deutschland“, sagte Brackmann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Das ist das Gegenteil von weitsichtiger IndustriepolitikDie Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald hingegen kritisiert die fehlende Weitsichtigkeit im Wirtschaftsministerium. "Die Übernahme von Bürgschaften für Kreuzfahrtschiffe, die große Drecksschleudern und klimaschädlich sind, überrascht nicht“, sagt Regine Richter Energieexpertin bei urgewald. Die Entscheidung zeige einmal mehr, wie wenig sich das Wirtschaftsministerium für Klimafragen interessiert. „Die einzige Währung im BMWi sind Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Arbeitsplätze. Ob und wie diese in eine Paris-konforme Wirtschaft passen, spielt keine Rolle. Das ist das Gegenteil von weitsichtiger Industriepolitik und zumindest die sollte man ja von einem Wirtschaftsministerium erwarten können“, so Richter weiter.

So klimaschädlich ist die Kreuzschifffahrt

Kreuzfahrtschiffe sind allein ausgerichtet auf das Freizeitvergnügen einiger tausend Menschen. Dabei verursacht die Kreuzfahrtindustrie jährlich Milliarden kg klima- und umweltschädlicher Emissionen. So untersuchte die Umweltschutzorganisation Transport & Environment kürzlich den Schaden, den Luxusschiffe in europäischen Gewässern verursachen. Das Ergebnis: 2017 waren 203 Kreuzfahrtschiffe in Europa unterwegs. Dabei stießen sie 62 Millionen kg Schwefeldioxid, 155 Millionen kg Stickoxide, 10 Millionen kg Feinstaub und 10 Milliarden kg CO2 aus. Das sind 10 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Zum Vergleich: der Durchschnittsdeutsche verbraucht ca. 9 Tonnen CO2 pro Jahr.

Auf der Bundespressekonferenz am 20.11. bestätigte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums die Hermes-Bürgschaften für die MV-Werften. Auf Nachfrage des Journalisten Tilo Jung, wie dies mit der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung zusammenpasse, gab sich die Vertreterin des BMWi ausweichend und verwies auf die Förderung zur Erforschung alternativer Antriebsstoffe. Doch es wird voraussichtlich noch viele Jahre dauern, bis Kreuzfahrtschiffe von dieser Größenordnung klimafreundlich angetrieben werden können. mf


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Denkender Bürger 25.11.2019, 08:37:41

Werden zwei Kreuzfahrschiffe das Klima kippen? - Wohl kaum.

Will man den ausländischen Bestellern verbieten, diese zu bereiben? - Das wäre bevormunden und vermessen.

Will man den Tourismus verbieten? - Das wäre en schwerwiegender Eingriff in die Freiheit des Manschen und damit ein Eingriff in Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Und was, wenn man dieser Argumentation folgt und die Schiffe deswegen nicht in Deutschland baut? - Auch in Ländern wie China, Indien, Thailand oder Malaysia gibt es Werfen - mit teils viel niedrigeren Solzial- und Umwelt-Standarts.

 

Ich weiß nicht, ab sich das jemand überlegt hat.

 

Oder anders gesagt:

Man kann alles übertreiben - auch den Umweltschutz bzw. der Argumentationen dafür.

Und damit etwas ansich Vernünftiges ins Gegenteil kehren.

Günther Müller 25.11.2019, 18:15:01

+61 Gut

An Denkender Bürger:

Der Artikel will uns sagen, daß unser Energiewende-Hasser und Fossile-Energie Minister Altmaier Geld für seine Klimaschadensprojekte ausgiebt, um scheinbar die für ihn wichtigen Arbeitsplätze ausgibt.

 

Der gute Mann pfeift auf die 100.000 Arbeitsplätze, die er in der erneuerbaren-Energien-Industrie zerstört hat und noch zerstören wird.

 

Was Ihr Kommentar mit dem Artikel zu tun hat erschließt mir nicht.

Stephan 26.11.2019, 14:36:09

Man muss hier einen guten Mittelweg finden. Es ist nicht hilfreich zu fordern, in Deutschland ab sofort auf alles zu verzichten, was CO2 ausstößt - denn das ist gar nicht möglich. Außerdem finde ich es in der Tat besser, wenn die Kreuzfahrtschiffe in Deutschland gebaut werden, wo die Umwelt- und Arbeitsstandards höher sind als in den Ländern, wo sie ansonsten gebaut würden. darüber hinaus sind die 3000 Arbeitsplätze direkt bei MV Werften (plus tausende indirekt davon anhängige Arbeitsplätze) in den neuen Bundesländern ein gutes Mittel, um den dramatischen Zulauf zu den links- und rechtspopulistischen Parteien in den neuen Bundesländern einzudämmen.

 

Statt einfach nur gegen etwas zu sein und etwas anzuprangern (das ist einfach, bringt aber nichts außer Polarisierung und Verunsicherung - wie die Brexit-Debatte derzeit eindrucksvoll zeigt), sollten sinnvolle Alternativen vorschlagen - was in diesem Artikel nicht gemacht wird. Übrigens: der in dem artikel genannte Journalist Tilo Jung hat auf seinem Twitter-Account ein Bild eines Astronauten im Weltall. Die Raumfahrt ist also toll? Sie verursacht keine Umweltschäden? Werden da nicht Abgase in die äußerst empfindlichen, höheren Luftschichten gepustet? Da sieht man wieder die Doppelmoral von manchen Leuten.

 

Mein Vorschlag: immer den derzeit möglichen Schritt in die richtige Richtung machen und intensiv an weiteren Verbesserungen arbeiten. Insofern sind die beiden im Artikel genannten Kreuzfahrtschiffe als positiv zu bewerten, da sie deutlich weniger die Umwelt belasten, als dies durchschnittliche Schiffe der bestehenden Flotte mit einer Kapazität von 9.500 Passagieren tun. Und die Forschung und Entwicklung in der Kreuzfahrtbranche geht weiter: LNG, Batterie, Nutzung Windenergie auch Schiffen, Vermeidung von Kunststoffartikeln ....

Denkender Bürger 27.11.2019, 00:39:34

+58 Gut

Es ist schön und wohltuend zu sehen, daß es hier noch mehr Nutzer gibt, die ihren gesunden Menschenverstand benutzen!

Danke !!!


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