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Klimapolitik in DeutschlandWas die EU-Klimaziele für die Energiewende bedeuten

Windkraftanlagen bei Sonnenaufgang
Die Onshore-Windkraft müsste in Deutschland in den kommenden Jahren um 7,4 bis 8,4 Gigawatt ausgebaut werden, damit die EU-Klimaziele eingehalten werden können. (Foto: gabriel xu on Unsplash)

Die Europäische Union hat ihre Klimaziele verschärft, bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um 55 Prozent reduziert werden. Was heißt das für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland? Das Fraunhofer ISE hat nachgerechnet.

06.01.2020 – Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 hat die Europäische Union im Dezember ihr Klimaziel angehoben. Der Ausstoß von Treibhausgasen soll gegenüber dem Referenzjahr 1990 bis 2030 um mindestens 55 Prozent sinken – bisher waren es noch 40 Prozent. Angesichts der Verschärfung des EU-Klimaziels stellt sich jetzt die Frage, welche Auswirkungen dadurch auf die Energiewende in Deutschland zu erwarten sind.

Auf Basis eines bereits bestehenden Modells hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) nachgerechnet und die Konsequenzen der neuen EU-Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien bestimmt.

Vor einem knappen Jahr hatte das Fraunhofer ISE bereits seine Studie „Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem“ vorgestellt. Darin wurde der Einfluss gesellschaftlicher Verhaltensweisen auf mögliche Transformationspfade des deutschen Energiesystems hin zu einer 55 Prozentigen Reduktion der CO2-Emissionen im Jahr 2030 und 95 Prozent bis 2050 aufgezeigt.

CO2-Reduktion um 65 Prozent bis 2030

Entsprechend der neuen EU-Klimaziele haben die Wissenschaftler das Modell nun angepasst und zusätzliche Aspekte hinzufügt – wie etwa die Sensitivität für Importpreise grünen Wasserstoffs und synthetischer Brennstoffe. Die Forscher gehen nun für Deutschland von einer CO2-Reduktion um 65 Prozent bis 2030 sowie einer vollständigen Klimaneutralität des Energiesystems bis 2050 aus.

Im Rahmen dieser Annahmen wurden in dem Update der Studie erneut Ausbaukorridore der unterschiedlichen Erneuerbare-Energien-Technologien bestimmt. Für den Strommarkt ist damit ein deutlicher Ausbau der Erneuerbaren Energien notwendig, der jedoch aus technischer und systemischer Sicht machbar sei.

Deutliche Erhöhung des Erneuerbaren-Zubaus nötig

Der zwischen 2021 und 2030 notwendige Photovoltaik-Zubau wird in der aktualisierten Fraunhofer ISE-Studie mit 10,5 bis 14,8 Gigawatt geschätzt – und zwar pro Jahr. Das ist deutlich mehr als derzeit in Deutschland hinzugebaut wird, 2020 waren es rund fünf Gigawatt.

Bei der Windenergie sieht es ähnlich aus: So raten die Wissenschaftler in ihrer Studie zu einem Ausbau der Onshore-Windkraft um 7,4 bis 8,4 Gigawatt, bei der Offshore-Windkraft um 1,4 bis 1,7 Gigawatt. Insgesamt sollen bei der Windenergie also jährlich bis zu zehn Gigawatt hinzugebaut werden, damit Deutschland die neuen Klimaziele der EU einhalten kann. 2020 betrug der Zubau rund 1,5 Gigawatt und müsste bereits in diesem Jahr deutlich anziehen.

Im Rahmen der Nacharbeiten zum EEG 2021 wird derzeit eine deutliche Anhebung der Ausbauziele für Erneuerbare Energien diskutiert. So sollen bis 2030 mindestens 100 Gigawatt Photovoltaik, 71 Gigawatt Windkraft und 8,4 Gigawatt Biomasse gebaut werden und mindestens 65 Prozent des Strombedarfs decken.

„Das Update unserer Energiewendestudie zeigt, dass das Erreichen der Klimaschutzziele, auch mit einer stärkeren Reduzierung der Treibhausgasemissionen als bisher angenommen, aus technischer und systemischer Sicht machbar ist, wenn auch mit größeren Anstrengungen“, sagt Christoph Kost, Autor der Kurzstudie. „Eine Zielverschärfung der energiebedingten CO2-Emissionen führt zu einer höheren direkten oder indirekten Nutzung von erneuerbar erzeugtem Strom in den Verbrauchssektoren. Dies wiederum erfordert einen deutlich stärkeren Ausbau von Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind und Sonne.“

Strombedarf steigt deutlich

Durch die Zielverschärfung der Europäischen Union steigt bis zum Jahr 2030 der Strombedarf auf etwa 700 bis 780 Terawattstunden und bis zum Jahr 2050 weiter auf etwa 1250 bis 1570 Terawattstunden. Weiterhin zeigt die Kurzstudie, dass der Ausbau fluktuierender Erneuerbarer Energien einen starken Ausbau von Systemflexibilität bedingt.

So müssen bis 2030 im Mobilitätssektor batterieelektrische Fahrzeuge 30 bis 35 Prozent des Personenverkehrs ausmachen. Bis 2050 dürften dann selbst im Lastgüterverkehr nahezu keine konventionellen Verbrennungsmotoren mehr betrieben werden.

„Wärmepumpen – eingesetzt in Haushalten oder zur Versorgung von Fernwärmenetzen – müssen ab sofort zu einer Schlüsseltechnologie für die Wärmeversorgung werden“, fasst Institutsleiter Hans-Martin Henning die Ergebnisse für den Gebäudesektor zusammen. „Die hier zugrunde gelegte Zielverschärfung führt zu einer Erhöhung der CO2-Vermeidungskosten. Diese hängen allerdings wesentlich von der Entwicklung des Endenergiebedarfs ab.“ jk


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