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EnergiewendeWird Großbritannien das „Saudi-Arabien“ der Windenergie?

Offshore-Windpark
Schon jetzt beträgt der Anteil der Offshore-Windenergie zehn Prozent an der gesamten Stromerzeugung in Großbritannien. Zukünftig soll dieser Anteil weiter steigen. (Foto: Nicholas Doherty auf Unsplash)

Premierminister Boris Johnson will eine „Wette“ auf Erneuerbare Energien eingehen und Großbritannien zum „Saudi-Arabien“ der Windenergie erheben. Bis 2030 sollen in der Branche etwa 60.000 neue Jobs entstehen. Doch die Sache hat einen Haken.

14.10.2020 – Bei einer Diskussionsrunde der Vereinten Nationen sprach der britische Premierminister Boris Johnson den Erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Landes zu. Das Königreich habe ein „außergewöhnliches Potenzial“ für Windenergie, teilte er in der Videokonferenz mit. Er wolle deshalb eine „große Wette“ auf Erneuerbare Energien abschließen und Großbritannien zum „Saudi-Arabien“ der Windkraft machen, also zum Spitzenreiter; kein anderes Land produziert so viel Erdöl wie Saudi-Arabien.

In der vergangenen Woche gab der Premier auf einer Parteiveranstaltung weitere Details seiner Pläne bekannt, wie das Nachrichtenportal electrek berichtet. Ein Zehn-Punkte-Plan werde in den nächsten Monaten noch folgen, der eine „grüne industrielle Revolution“ auslösen soll. Man wolle nichts Geringes als der Weltmarktführer für saubere Windenergie werden, verkündete Johnson großspurig. Dafür werden nun 160 Millionen Pfund (umgerechnet 176 Millionen Euro) für die Modernisierung von Häfen und Fabriken bereitgestellt, um Windkraftanlagen zu bauen.

Ausbauziel Nr. 1: Offshore-Windenergie

Hauptausbauziel Großbritanniens ist nach wie vor die Offshore-Windkraft, die 2019 bereits zehn Prozent der Stromerzeugung gestemmt hat. Im Rahmen der Ausbauoffensive sollen Offshore-Windanlagen der nächsten Generation entwickelt werden. Dadurch will die Regierung bis 2030 etwa 60.000 neue Arbeitsplätze schaffen, die direkt und indirekt mit der Branche verknüpft sind. Für das Vereinigte Königreich wäre diese Arbeitsmarktbelebung aufgrund der aktuell angespannten wirtschaftlichen Situation dringend nötig.

Den Ausbaukorridor für Erneuerbare Energien hat die Regierung entsprechend ihrer neuen Energiewende-Strategie angepasst. Dadurch soll bis 2030 ausreichend erneuerbarer Strom erzeugt werden, um jeden Haushalt regenerativ zu versorgen. Das bisherige Ziel von 30 Gigawatt wird auf 40 Gigawatt angehoben. Schwimmende Offshore-Windkraftanlagen sollen dann auf eine Kapazität von einem Gigawatt anwachsen.

Damit will die britische Regierung das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 erreichen und die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Genau wie bei der Windenergie soll Großbritannien auch bei der Carbon Capture and Storage (CCS) Technologie künftig eine Führungsrolle übernehmen. Die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff wird jedoch nicht ohne Grund von führenden Umweltverbänden als gefährlich für die Umwelt und Gesundheit von Menschen eingestuft. Zuletzt hatte die norwegische Regierung bekanntgegeben, dass das Land 16,8 Milliarden Kronen (umgerechnet 1,55 Milliarden Euro) in die umstrittene CCS-Technologie investieren wird.

Klimaneutralität durch Erneuerbare – und Atomenergie

Johnson gab bei der Konferenz außerdem bekannt, dass das Vereinigte Königreich in die Entwicklung von grünem Wasserstoff investieren wird, um für Lastwagen, Züge und Flugzeuge einen emissionsarmen Kraftstoff anbieten zu können. Gleichzeitig werde darüber nachgedacht, den Termin für das Auslaufen neuer Benzin- und Dieselautos auf das Jahr 2030 vorzuverlegen, berichtet BBC.

Neben den vielen guten Nachrichten hat der britische Premierminister auch bekräftigt, dass das Land weiterhin Geld in die Kernenergie investieren wird. Die Atomkraft müsse Teil des Energiemixes sein. Derzeit sind noch 15 Atomreaktoren in Betrieb, ihr Anteil an der Stromerzeugung beträgt fast ein Fünftel. Und dabei könnte es auch zukünftig bleiben – ungelöste Probleme bei der Endlagersuche und hohe nukleare Risiken hin oder her. jk


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