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Deutscher ErdüberlastungstagAb morgen leben wir auf Pump

„Der Völler" von Georg Emanuel Opiz
Übermaß auf Kosten anderer: Den Erdüberlastungstag hat zur Zeit des Entstehens des Gemäldes „Der Völler“ im Jahre 1804 noch keiner errechnet. Maßloser Konsum und unendliches Wirtschaftswachstum lassen sich nicht vom Ressourcenverbrauch entkoppeln. (Foto: Beurret & Bailly / Werk von Georg Emanuel Opiz / Wikimedia Commons, public domain)

Bereits am 5. Mai wird Deutschland so viele Ressourcen verbraucht haben, wie dem Land rechnerisch im gesamten Jahr zur Verfügung stehen. Danach lebt unsere Gesellschaft auf Pump – ein Alarmsignal für die verfehlte Umwelt- und Naturschutzpolitik.

04.05.2021 – Während der weltweite Erdüberlastungstag üblicherweise erst im Hochsommer erreicht wird, liegt der deutsche bereits im Frühjahr. In diesem Jahr hat Deutschland schon am 5. Mai so viele nachwachsende oder regenerierende Ressourcen verbraucht, wie dem Land rechnerisch eigentlich für das gesamte Jahr zur Verfügung stehen. Dabei werden zwei Größen gegenübergestellt: die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen und der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen.

„Schon nach vier Monaten lebt Deutschland auf Pump. Der frühe deutsche Erdüberlastungstag ist ein Alarmsignal und Armutszeugnis für die verfehlte Umwelt- und Naturschutzpolitik der vergangenen Jahre“, sagt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Dies liege vor allem am viel zu hohen Energieverbrauch, den Treibhausgasemissionen im Verkehr und in der Landwirtschaft sowie der starken Verunreinigung des Grundwassers, den Böden und der Luft. „Die Bundesregierung muss dringend handeln und nach dem wegweisenden Beschluss des Bundesverfassungsgerichts deutlich ambitioniertere Klimaziele und Instrumente festlegen. Zugleich muss sie die überfällige Ressourcenwende einleiten, um Deutschlands Ressourcenverbrauch dauerhaft und absolut zu senken.“

Drei Planeten benötigt

Wenn alle Menschen auf der Welt so verschwenderisch wie in Deutschland leben würden, bräuchte die Menschheit zur Deckung des viel zu hohen Ressourcenverbrauchs drei Planeten. Damit wird hierzulande nicht nur die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen verschwendet, sondern auch die von zahlreichen Menschen in anderen Ländern. „Das ist zutiefst ungerecht und geht auf Kosten der Menschen im globalen Süden“, so Bandt.

Auch hierzulande sind die Folgen der Klimakrise und des unverantwortlichen Umgangs mit unseren Planeten nicht mehr zu übersehen: Abgesehen von Dürresommer und Starkregen leidet der Zustand unserer Wälder immer mehr, das Insektensterben schreitet voran und die Artenvielfalt nimmt Jahr für Jahr weiter ab. Und diese Folgen werden sich in den kommenden Jahren weiter verstärken, wenn umwelt- und klimapolitisch nicht entgegengesteuert wird.

Umfassende Ressourcenwende nötig

„Das Bundesverfassungsgericht hat gerade erst deutlich gemacht, dass Lasten gerecht zwischen Gegenwart und Zukunft verteilt werden sollten“, sagt Constantin Kuhn aus dem Vorstand der BUNDjugend. Das 2019 beschlossene Klimaschutzgesetz ist vom Bundesverfassungsgericht in Teilen als verfassungswidrig erklärt worden. „Damit meine und zukünftige Generationen noch eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten vorfinden, darf jetzt nicht ausschließlich auf CO2-Budgets geschaut werden. Um das Leben und die Gesundheit der Menschen zu schützen, muss der Staat eine umfassende Ressourcenwende einleiten und die Kluft zwischen Arm und Reich schließen“, so Kuhn.

Deshalb fordert der BUND jetzt klare gesetzliche Rahmenbedingungen, die Zeiten eines Wirtschaftswachstums um jeden Preis seien vorbei. Neben den katastrophalen ökologischen Auswirkungen führe unser auf Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftssystem auf der ganzen Welt zu immer gravierenden sozialen Brüchen. „Alles, was wir jetzt auf den Weg bringen, ist eine Investition in die Freiheit dieser und künftiger Generationen“, so Bandt. jk


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