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EinsturzgefährdetAtommülllager Asse II ist eine tickende Zeitbombe

Eine Toreinfahrt mit einem Schild. Auf dem steht (Betrieben von) Bundesamt für Strahlenschutz - Schachtanlage Asse.
Das Bundesamt für Strahlenschutz übernahm 2009 die Verantwortung für Asse II, nachdem dem vorherigen Betreiber vorgeworfen wurde, die Aufsichtsbehörden unzureichend informiert zu haben. (Bild: Wusel007 / WikiCommons, CC BY-SA 3.0)  

Rund 126.000 Fässer mit radioaktivem Abfall sind in Gefahr, weil das Atomülllager Asse II in Niedersachsen instabil ist und droht mit Wasser vollzulaufen. Ein Konzept den Atommüll zu bergen ist da, doch es könnte ein Wettlauf mit der Zeit werden.

08.04.2020 – Noch immer ist die Frage nach Endlagern für den Großteil des deutschen Atommülls ungeklärt. Radioaktiver Abfall wird zwischengelagert. So auch im ehemaligen Salzbergwerk Asse II im niedersächsischen Wolfenbüttel. Rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Müll sowie chemischen Abfällen lagern dort seit mehr als 40 Jahren. Bereits vor zehn Jahren stellten das Bundesumweltministerium und die damals zuständige Behörde fest, dass die radioaktiven Abfälle aus dem Atommülllager Asse II zurückgeholt werden müssen. Denn bei den Schachtanlagen besteht schon länger Einsturzgefahr. Darüber hinaus ist seit Ende der 1980er bekannt, dass Wasser in das Bergwerk eintritt.

13.000 Liter Wasser laufen jeden Tag in das einsturzgefährdete Atommülllager. Es besteht die Gefahr, dass der radioaktive Abfall in das Grundwasser eindringen könnte. Die Einlagerung von Atommüll ab 1965 fand ursprünglich zu Forschungszwecken statt. Es sollte erkundet werden, in welcher Form in Salzstein der hochgefährliche Müll eingelagert werden kann. In den Jahren 1967 bis 1978 verschwanden dann in Asse II fast alle in Westdeutschland angefallenen radioaktiven Abfälle, zumeist aus Kernkraftwerken.

Dass das ehemalige Salzbergwerk als Endlager ungeeignet ist, daran besteht indes kein Zweifel. Für Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), ist Asse eines der größten Atomskandale Deutschlands. „Die damals politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen haben dort gegen jede Vernunft und ohne unabhängige wissenschaftliche Expertise leicht- und mittelradioaktiven Strahlenmüll eingelagert“, so Bandt. 2008 wurde auch in der Öffentlichkeit bekannt, dass bereits seit Beginn der 1990er Jahre kontaminierte Salzlösungen im Bergwerk existierten.

Ein vages Konzept ist vorhanden

Wie die taz berichtete, gibt es inzwischen zumindest ein Konzept, wie die radioaktiven Fässer aus Asse II geborgen werden könnten. So soll ein zusätzlicher Schacht gebaut werden, durch den die Fässer nach draußen gelangen könnten. Baubeginn soll 2023 sein. Ab 2033 könnte dann die Rückholung der Fässer mit ferngesteuerten Maschinen beginnen. Auf einem neuen oberirdischen Betriebsgelände wird dem Konzept nach eine sogenannte Abfallbehandlungsanlage gebaut, wo die Abfälle für eine spätere Einlagerung umverpackt werden. Auch ein Zwischenlager soll auf dem Areal entstehen. Die Endlagerung des Asse-Atommülls ist indes weiter ungewiss. Das bislang einzige in Deutschland genehmigte Endlager, das einstige Eisenerzbergwerk Konrad bei Salzgitter, hat längst nicht genug Kapazitäten, um den Atommüll aus Asse aufzunehmen.

Ungeachtet der Endlagerfrage, mahnt der BUND zur Eile. Das Volllaufen des Bergwerkes und die Einsturzgefahr wegen mangelnder Gebirgsfestigkeit seien ernste Bedrohungen. Darüber hinaus macht der BUND darauf aufmerksam, dass Informationen über Herkunft, Inhalt und Verpackung der Fässer lückenhaft sind und zudem in bedenklichem Zustand. „Das macht den Umgang mit dem Atommüll umso aufwändiger, gleichzeitig aber den schnellstmöglichen Beginn der Rückholung umso dringlicher“, sagte Bandt. Das vorgelegte Konzept sei jedoch viel zu vage und lasse keine Eile erkennen. mf


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