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Nachwachsende RohstoffeGroßteil des Holzes in Europa wird verbrannt

Abgesägte Baumstämme schneebedeckt
Die massenhafte Holzverbrennung in der EU hat viele schädliche Folgen. (Foto: Henryk Niestrój auf Pixabay)

Die Bestandsaufnahme zur Holznutzung in Europa zeigt erschreckende Fakten. Ein Großteil des Holzes wird verbrannt, darunter auch wertvolles Stammholz. Hinzu kommt, dass die Herkunft größerer Holzmengen nicht zurückverfolgt werden kann.

01.02.2021 – Holz zu verbrennen ist die denkbar schlechteste Nutzung dieses wertvollen Rohstoffs. Dennoch findet genau das in großem Maßstab in Europa statt. Nicht nur sogenannte sekundäre holzartige Biomasse – Restholz oder Gebrauchtholz, sondern auch Holz aus Primärquellen – Stamm, Baumkrone und Ästen wird in Holzpellets verarbeitet oder direkt in Öfen verfeuert.

Ein Forscherteam hat im Auftrag der Europäischen Kommission eine Bestandsaufnahme über die Nutzung der Waldbiomasse zur Energieerzeugung veröffentlicht. Weil Wälder Kohlenstoff speichern und bei der Nutzung von Holzbiomasse Kohlenstoff freigesetzt wird, ist eine Bilanzierung der Kohlenstoffströme eine wichtige Grundlage für die künftige Klima- und Energiepolitik der EU. Ein Ziel ist auch, eindeutige Kriterien für nachhaltige Bioenergie zu definieren. Die Erkenntnis, dass nicht jede Art von Biomasse und deren Verwendung nachhaltig ist, fordert neue Regularien.

Der Wald in seinen verschiedenen Funktionen und die damit verbundenen Interessen und Akteure stehen inzwischen weit oben auf der politischen Agenda, denn die europaweiten Waldschäden haben dramatische Ausmaße angenommen.

Viel zu viel Holz wird verbrannt

Die Analyse zeigt, dass die Holzentnahmen in der EU zwischen 2009 und 2015 jährlich gestiegen sind. Die Forscher schätzen, dass das Verhältnis von Holzeinschlag zu Holzzuwachs 2015 zwischen 75 und 85 Prozent lag. Es wurde mehr geerntet als neu heranwuchs. Seit 2014 kommen jährlich große Mengen an geschädigtem Holz hinzu, das Stürmen oder Insekten zum Opfer fiel. Insgesamt hat die Holznutzung in den letzten zwei Jahrzehnten um etwa 20 Prozent zugenommen.

Die holzbasierte Bioenergieproduktion ist ebenfalls gestiegen und macht mittlerweile den Löwenanteil in der Holznutzung aus. 2015 wanderten 63 Prozent des Holzes in die Bioenergieproduktion. Der Großteil – 49 Prozent – stammte aus Sekundärholz, aber immerhin 37 Prozent aus Primärquellen, 20 Prozent davon aus Stammholz, ein Anteil von 17 Prozent aus Baumkronen und Ästen. Die verbleibenden 14 Prozent sind in der Statistik nicht kategorisiert, werden also keiner der beiden Kategorien zugeordnet. Die Forscher vermuten aber, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um wertvolles Primärholz handelt.

Mindestens die Hälfte des energetisch genutzten Stammholzes stammt aus Niederwäldern des Mittelmeerraumes. Diese Waldform erbringt viele Ökosystemleistungen und hat in den ländlichen Gebieten relevante sozioökonomische Funktionen, wird allerdings immer weniger bewirtschaftet. 

Dunkelziffer bei der Holzherkunft

Die Analyse verweist auf einen anderen wunden Punkt. Die quantitativen Daten zeigen beträchtliche Inkonsistenzen. Die statistischen Angaben zu den verarbeiteten Holzmengen sind größer als die gemeldeten Entnahmen oder Importe.  Mit anderen Worten: bei rund 20 Prozent des verarbeiteten Holzes ist die Herkunft unklar.

Zu diesem Bild passen auch Meldungen, die in letzter Zeit Schlagzeilen gemacht haben. Illegal geschlagenes Holz aus Sibirien findet seinen Weg nach Europa. Das hat die britische Organisation Earthsight aufgedeckt, Spiegel online berichtete darüber. Zu Ende gedacht bedeutet das, dass wir in Europa illegal geschlagenes Holz aus Sibirien verbrennen. Auch aus Estland kam vor kurzem eine Nachricht, die ins Bild passt – allerdings wird hier von ganz legal gerodeten Wäldern berichtet. Der MDR machte auf massenhafte Holzrodungen in Estland aufmerksam. Die Wälder Estlands werden demnach vor allem zu Holzpellets verarbeitet.

Greenpeace Europa hat die Waldbedrohung und -nutzung auf der Agenda und fordert zusammen mit anderen Umweltschutzorganisationen, dass Holz nicht mehr uneingeschränkt als Erneuerbare Energie betrachtet und gefördert werden darf.

Holz ist und bleibt ein wichtiger Rohstoff. Als hochwertiger Baustoff kann es vielfältige Verwendung finden und den darin gebunden Kohlenstoff über weitere Dekaden speichern. Doch die Verbrennung und womöglich sogar darauf zugeschnittene Förderprogramme – wie zum Beispiel die Förderung von Pelletheizungen – müssen ein Ende haben. pf


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Alexander Knebel 01.02.2021, 14:59:11

Warum sollte Heizen mit Holz per se schlecht sein? Die Vorräte im deutschen Wald sind reichlich, die Klimafunktion jüngerer, bewirtschafteter Forsten kann sogar besser sein als die überalteter Wälder. Als Alternative zu fossilen Energien bietet sich Holz in vielen Fällen an. Zumal nicht überall Wärmepumpen passen, von dem hohen fossilen Stromanteil im deutschen Mix ganz zu schweigen. Auch in Mittelmeerregionen kann die maßvolle Nutzung von Niederwäldern für energetische Nutzung Sinn machen.

Peter Würdig 14.02.2021, 16:44:51

+66 Gut

Der Punkt ist einfach der, dass man nur so viel Holz entnehmen darf, wie es auch nachwächst. Das ist in manchen Bereichen nicht gewährleistet.

Petra Franke / energiezukunft 02.02.2021, 17:37:35

Heizen mit Holz ist nicht per se schlecht – es kommt auf das Verhältnis an. Wie im Artikel beschrieben, steigt sowohl die Menge des genutzten Holzes in Relation zur Waldfläche als auch der Anteil des Holzes, das verbrannt wird. Das ist eine Entwicklung, die gestoppt werden muss und mehr Balance braucht. Das Schadholz, dass jetzt in den Markt drängt einfach zu verfeuern - auch wenn es vorher in Holzpellets umgewandelt wird, ist klimapolitisch nicht sehr schlau.


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