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Regenerative LandwirtschaftLand nachhaltig zu bewirtschaften, nutzt allen

Landwirtschaft
Ein regeneratives Agrar- und Ernährungssystem nutzt Mensch und Gesellschaft im Ganzen ebenso wie den Landwirten vor Ort und dem Handel (Bild: Philippe Ramakers / pixabay).

Regenerative Landwirtschaft kombiniert die ökologischen Vorteile biologischer und die wirtschaftlichen Vorteile konventioneller Landwirtschaft. Ein Triple-Win für Landwirt:innen, Verbraucher:innen, Klima- und Umwelt.

08.02.2023 – Ein regeneratives Agrar- und Ernährungssystem nutzt Mensch und Gesellschaft im Ganzen ebenso wie den Landwirten vor Ort und dem Handel. Das zeigt eine neue Studie des Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Boston Consulting Group (BCG).

Boden gut machen

“Die Agrar- und Ernährungswirtschaft ist derzeit ein Hauptverursacher der Klimakrise und des Verlusts der Artenvielfalt. Gleichzeitig ist sie mit am stärksten von den ökologischen Krisen betroffen“, erklärt Simon Krämer, Co-Autor der Studie und Experte für Ernährungssystem- und Bodenpolitik. In Deutschland verursacht die Planzen- und Viehwirtschaft mehr als 12 Prozent aller direkt erzeugter (Scope 1) Treibhausgasemissionen. Neben CO2 zählen dazu auch Methan und Stickoxide.  

Landwirte und Landwirtinnen stehen Begriffen wie Agrarwende, Biolandwirtschaft oder eben regenerative Landwirtschaft dabei häufig skeptisch gegenüber. „Für sie bedeutet das ein Zurückgehen zu mittelalterlichen Landwirtschaftsstrukturen, also eine Kehrtwende und nicht ein veränderter Kurs“, weiß auch Christian Rehmer, bis Mitte 2022 Referent für Agrarpolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), aus Erfahrung.

Tatsächlich geht es um viel mehr: Nämlich darum, wie Landwirtschaft so gestaltet werden kann, dass sie über die kommenden Jahrzehnte hinweg nachhaltig Erträge liefert. Dazu gehört die Resilienz gegenüber Extremwetter und auch die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Kern und Ziel ist ein tatsächlich stabiles Agrar- und Ernährungssystem.

Land nachhaltig bewirtschaften

Die Studie betrachtet daher, wie die ökologischen Vorteile der biologischen Landwirtschaft mit den wirtschaftlichen der konventionellen – nämlich hohe Erträge – verbunden werden können. Der Lösungsvorschlag lautet regenerative Landwirtschaft.

Regenerative Landwirtschaft nutzt eine Vielzahl an erfolgreichen Agrartechniken, die gleichzeitig eine gute Ökosystemleistung haben. So werden zum Beispiel Pilze und Bakterien im Boden, als landwirtschaftliches Produktionsmittel genutzt, um die Bodenbiodiversität zu verbessern. Sind die Böden und Pflanzen gesünder, werden auch die Erträge sicherer. Auch Kohlenstoff- und Wasserkreisläufe sowie der Artenreichtum profitieren. Sie sind eng daran gekoppelt, wie gesund Böden und Pflanzen sind. Diese Art der Bodenarbeit ist dabei sogar günstiger für landwirtschaftliche Betriebe, die sonst abhängig von kostspieligem Kunstdünger sind.

Zu den grundlegenden Methoden gehört auch, dass der Boden so wenig wie möglich „hart“ bearbeitet wird. Stattdessen wird die sogenannte Direktsaat angewandt, auch „No-Till-Verfahren“ genannt. Es wird empfohlen, die regenerativen Methoden in drei Stufen einzuführen. Zu jeder Stufe gehören verschiedene Schritte wie leichtes Mulchen, Bodenanalysen oder Zwischenfruchtanbau. Später können dann auch erweiternde Maßnahmen wie Agroforstwirtschaft hinkommen.

Erfolgreich wirtschaften

Die Studie zeigt, dass landwirtschaftliche Betriebe durch die geringeren Kosten und höhere Resilienz der Flächen ihre Gewinne um bis zu 60 Prozent gegenüber der konventionellen Landwirtschaft steigern könnten. Es wird prognostiziert, dass auch die meisten anderen Unternehmen in der Ernährungswirtschaft profitieren. Für Lebensmittelhersteller oder -einzelhandel könnten sich etwa Risiken durch wetterbedingte Lieferkettenengpässe nahezu halbieren.

Der ökologische Nutzen für Deutschland liege wiederum bei mehr als 8,5 Milliarden Euro pro Jahr, was vor allem auf sinkende Kohlenstoffemissionen und höhere Grundwasserqualität zurückzuführen sei. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass bei regenerativer Landwirtschaft alle gewinnen, folgern die Autoren der Studie. Die, die das Land bewirtschaften sowie die, die Lebensmittel verarbeiten und damit handeln; die, die sich günstig und gesund ernähren wollen; und vor allem: Klima- und Ökosysteme, die Pflanzen wachsen lassen. Oder, wie es in der Studie heißt, ein Triple-Win. jb  


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