Menü öffnen

EnergiewendeAnteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch leicht gesunken

Windpark auf freiem Feld, im Hintergrund ein Kohlekraftwerk
Konkurrieren weiterhin: Wind- und Kohleenergie. Der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch soll in Deutschland bis 2030 auf 80 Prozent steigen – und liegt erst bei 42 Prozent. (Foto: FrankBothe / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Erneuerbare Energien deckten im Jahr 2021 rund 42 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland – und damit weniger als im Vorjahr. Witterungsbedingungen reduzierten vor allem die Stromerzeugung aus Windkraft, die Photovoltaik legte dagegen leicht zu.

16.12.2021 – Mit rund 42 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms liegt der Anteil der Erneuerbaren in diesem Jahr niedriger als im Vorjahr – 2020 deckten Erneuerbare Energien knapp 46 Prozent des Bruttostromverbrauchs. Das zeigen kurz vor Ablauf des Jahres vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für das Gesamtjahr 2021. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab.

Die Erzeugungszahlen im Detail

Insgesamt wurden im Jahr 2021 über 582 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom erzeugt – fast drei Prozent mehr als im Jahr 2020. Davon stammten 238 Mrd. kWh aus Erneuerbaren Energien, im Vorjahr waren es noch rund 250 Mrd. kWh.

Mit rund 92 Milliarden Kilowattstunden erzeugten alle Windkraftanlagen an Land unter den Erneuerbaren weiterhin den Großteil des Stroms. Im Jahr zuvor waren es allerdings noch über 105 Mrd. kWh an Windenergie. Rund 25 Mrd. kWh Strom lieferten Windenergieanlagen auf See. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik-Anlagen stieg dagegen leicht an, von 49 auf 51 Milliarden Kilowattstunden, der Anteil der Biomasse (einschl. dem biogenen Anteil der Siedlungsabfälle) blieb mit knapp 50 Mrd. kWh auf gleichem Niveau. Die Stromerzeugung aus Wasserkraftanlagen verzeichnete einen leichten Zuwachs und liegt bei knapp 20 Milliarden Kilowattstunden.

Windflaute

Der Rückgang bei der Windenergie liege vor allem an den Witterungsbedingungen, berichten die Verbände – denn die erste Jahreshälfte war deutlich windärmer als im Vorjahr. Zudem stieg der Stromverbrauch aufgrund der wirtschaftlichen Erholung in diesem Jahr wieder an: Das habe sich insgesamt dämpfend auf den Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch ausgewirkt.

80 Prozent Erneuerbare bis 2030 – es muss viel schneller gehen

„Die neue Bundesregierung hat sich ambitionierte Ziele für den Erneuerbaren-Ausbau gesetzt“, kommentierte BDEW-Chefin Kerstin Andrea die Zahlen. „Bis zum geplanten Erneuerbaren-Anteil von 80 Prozent im Jahr 2030 liegt aber noch ein großes Stück Arbeit vor uns – insbesondere mit Blick darauf, dass der Stromverbrauch in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich ansteigen wird.“

Und gleichzeitig das Ende der Kohle in Vorbereitung ist. Die Bundesnetzagentur hat aktuell die erfolgreichen Gebote der vierten Ausschreibungsrunde nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz bekanntgegeben. Es konnten erstmals nicht alle Gebote zum Zuschlagsverfahren zugelassen werden. „Aufgrund der hohen Beteiligung am Verfahren war die Runde erneut überzeichnet“, kommentierte der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann die Ergebnisse. Drei Gebote mit einer Gebotsmenge von insgesamt 532,514 Megawatt hätten einen Zuschlag erhalten. Das größte bezuschlagte Gebot hat demnach eine Leistung von 510 Megawatt und das kleinste liegt bei 8,350 Megawatt. Die Kohlekraftwerke, die einen Zuschlag erhalten haben, dürften ab spätestens Mai 2023 keinen Kohlestrom mehr verkaufen.

Um den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren also wie im Koalitionsvertrag vorgesehen zügig voranzutreiben, müssten Planung- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, mahnen die Verbände BDEW und ZWS: Notwendig wäre die Flächenbereitstellung von zwei Prozent der Bundesfläche für Windkraftanlagen, dazu eine zeitnahe Ausweisung weiterer Flächen auf hoher See für die Nutzung durch Offshore-Windenergie sowie der Abbau bürokratischer Hürden für den PV-Ausbau.

„Entscheidend ist zudem, das Netz entsprechend um- und auszubauen, sodass der erneuerbare Strom zu den Verbrauchern gelangen kann.“ Dazu hat der BEE mit vielen weiteren Akteuren aktuell eine Studie vorgelegt, wie das Strommarktdesign der Zukunft aussehen muss, um aus der Kohle rechtzeitig auszusteigen und den Strombedarf mit Erneuerbaren zu sichern. Die Studie zeigt, wie Marktwerte Erneuerbarer Energien deutlich erhöht werden können.

Wirtschaftsfaktor Energiewende richtig nutzen

Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied am ZSW, betonte angesichts der Zahlen und Ergebnisse, dass der Ausbau der Erneuerbaren zugleich ein umfangreiches Investitionsprogramm für die Wirtschaft wäre. „Ein besonderes Augenmerk muss deshalb auf das Schließen von Lücken in den heimischen Wertschöpfungsketten vom Material über die Produktion bis zur Errichtung und dem Betrieb der Erneuerbaren-Energien-Anlagen gerichtet werden. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Corona-Pandemie sehr deutlich zeigt, wie stark globale Lieferabhängigkeiten die Entwicklung einzelner Unternehmen, Branchen sowie ganzer Volkswirtschaften beeinträchtigen können.“

Vor diesem Hintergrund sei die Erweiterung bestehender sowie die Etablierung neuer Produktionsstandorte – etwa für die Solarindustrie – absolut notwendig. Nur so könne Klimaschutz faktisch zum Motor für eine zukunftsorientierte Wirtschaft mit sicheren Arbeitsplätzen werden. Manch einer wird sich an die blühenden Solarjahre in Deutschland noch erinnern. na


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Matthias Lemser 23.12.2021, 14:30:19

Der Ausbau der erneuerbaren Energie muss durch entsprechende politische Vorgaben unterstützt werden.

 

Wie in dem Artikel beschrieben, ist die erneuerbare Energie volatil. Um dies auszugleichen müssen Energiespeicher aufgebaut werden.

Die Energieindustrie muss in die Lage versetzt werden den Energiebedarf von ca. 4 Wochen zu speichern, um ohne den Zubau von Gas- und Atomkraftwerken die Versorgungssicherheit herzustellen.

Um die E-Energie für den täglichen Bedarf, Wasserstoffherstellung und Speicherung bereitzustellen, müssen wesentlich

mehr neue PV- und WK-Anlagen gebaut werden.


Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft