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Monsanto-ÜbernahmeBayer hat sich verzockt

Pharmakonzern Bayer in Berlin
Der Bayer Standort in Berlin-Wedding. (Foto: Dirk Ingo Franke / wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Erneut hat Bayer in einem Glyphosat-Prozess eine herbe Niederlage eingesteckt. Der Pharmakonzern muss dem Kläger Schadensersatz von 80 Millionen Dollar zahlen – und tausende weitere Klagen drohen. Wie geht es mit dem Traditionskonzern nun weiter?

30.03.2019 – Angedeutet hatte es sich schon in der ersten Phase des erneuten Glyphosat-Prozesses: das Pharmaunternehmen Bayer hat ein ernstes Problem. In der vergangenen Woche sprach ein US-Gericht dem Unkrautvernichter Roundup der Bayer-Tochter Monsanto eine maßgebliche Mitschuld an der Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman zu. Genau wie im Fall Dewayne Johnson, der ebenfalls an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist. Monsanto habe es versäumt, ausreichend vor dem Krebsrisiko des Unkrautvernichters zu warnen, so der Vorwurf der Kläger.

Das Urteil des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco: der 70-jährige Hardeman hat Anspruch auf eine Schadensersatzzahlung in Höhe von 80,3 Millionen Dollar. Eine herbe Schlappe für Bayer. Auch wenn der Pharmakonzern sogleich ankündigte, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen, droht ihm nun eine Prozesswelle mit unkalkulierbaren finanziellen Risiken. Bisher wurden in den USA rund 11.200 Klagen eingereicht. Selbst wenn die meisten davon abgewiesen werden, hat Bayer immer noch ein gewaltiges Problem. Leicht drohen Kosten in Milliardenhöhe.

Urteil mit Signalwirkung

Auch wenn Bayer nach dem Urteil verkündete, dass der Richterspruch keinen Einfluss auf zukünftige Fälle habe, besitzt der aktuelle Glyphosat-Prozess durchaus Signalwirkung. Schließlich handelt es sich um einen sogenannten Bellwether Trial, also einen Präzedenzfall in einem Massenverfahren. Dadurch werden Schadensspanne und Vergleichsmöglichkeiten ausgelotet. Das Urteil könnte also durchaus die Richtung für weitere Monsanto-Verfahren in San Francisco vorgeben.

Nicht ohne Grund hat der Konzern deshalb bereits Rückstellungen in Höhe von 660 Millionen Euro gebildet. Diese sind jedoch ausschließlich für Prozesskosten vorgesehen, nicht für Schadensersatzzahlungen. Bis Kläger wie Hardeman oder Johnson also tatsächlich Geld sehen, können noch Jahre vergehen. Bayer wird alle Rechtsmittel ausschöpfen und sämtliche Instanzen der amerikanischen Gerichte durchlaufen. Vergleichszahlungen sind dabei keine Option.

Verunsicherung an der Börse

Die Niederlagen vor Gericht sorgen bei Anlegern dabei nach wie vor für Verunsicherung. Dies spiegelt sich auch im Börsenwert der Bayer AG wider. Innerhalb eines Monats verlor die Aktie deutlich an Wert – von 70,28 Euro sackte ihr Kurs auf unter 57 Euro ab. Seit der Monsanto-Übernahme beträgt der Verlust rund 40 Prozent. Eine riesige Kapitalvernichtung, die inzwischen auch die Zukunft des Konzerns bedroht.

Für die Übernahme von Monsanto zahlte Bayer im vergangenen Jahr 66 Milliarden Dollar. Zu diesem Zeitpunkt war in der Bayer-Chefetage das große Prozessrisiko anscheinend noch nicht bekannt. Zwei verlorene Prozesse später ist der deutsche Traditionskonzern nun selbst weniger wert, als der Kaufpreis des amerikanischen Saatgutunternehmens. Sollte sich der Aktienkurs nun in den nächsten Monaten nicht wieder erholen, wächst die Gefahr einer eigenen Übernahme. jk


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