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BEE-PositionspapierDie Energiewende als nachhaltiges Konjunkturprogramm nutzen

Windkraftanlagen an Land
Die Bundesregierung muss eine neue Dynamik beim Ausbau der Windenergie an Land entfachen. (Foto: American Public Power Association on Unsplash)

Erneuerbare Energien sorgen für Innovation, Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig sind sie das beste Instrument gegen die Klimakrise. Darum fordert der BEE jetzt einen beherzten Aufbruch in eine moderne und CO2-freie Energiewirtschaft.

26.05.2020 – Beschleunigt die Bundesregierung den Ausbau der Erneuerbaren Energien über alle Sektoren hinweg, können diese ihr volles Potenzial in einem gekoppelten Energiesystem entfalten. In Zeiten der Corona-Krise mache das Deutschland krisenfester und unterstütze die schwächelnde Wirtschaft. Das geht aus einem Positionspapier des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) e.V. für ein nachhaltiges Konjunkturprogramm hervor.

Die Bundesregierung muss anpacken„Anstatt fossile Technologien der Vergangenheit weiter zu befördern, müssen wir jetzt den innovationsstarken Aufbruch in die moderne CO2-freie Energiewirtschaft sichern“, fordert Simone Peter, Präsidentin des BEE. „Dafür besteht jetzt die Chance“, so Peter weiter, die „Bundesregierung muss anpacken“.

Hürden beseitigen und Bremsen lösen

Bereits die Beseitigung der zahlreichen Hürden und Bremsen könnte viele Investitionshemmnisse beseitigen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben. Nachdem in der letzten Woche bekannt gegeben wurde, dass der 50-Gigawatt-Solardeckel fällt, muss dazu nun so schnell wie möglich ein Gesetz verankert werden.

Gleichzeitig muss endlich eine neue Dynamik für die Windenergie an Land, Offshore-Windenergie und Biomasse entfacht werden. Dafür sollte grundsätzlich das Ziel festgeschrieben werden, bis zum Jahr 2030 ein Erneuerbaren-Anteil von mindestens 65 Prozent am Strommix zu erreichen.

„Durch die Streichung von Bremsen kann die Bundesregierung kurzfristig hohe Investitionen bei den Erneuerbaren auslösen, die für hohe Steuereinnahmen in den Kommunen sorgen.“ Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie

CO2-Preis für den Wärme- und Verkehrssektor

In den Bereichen Wärme und Verkehr müsse zum Jahresbeginn 2021 zumindest ein zaghafter CO2-Preis eingeführt werden. Die Stromsteuer sollte auf die europarechtliche Mindesthöhe gesenkt und Industrieprivilegien im EEG aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Dadurch wären ausreichend finanzielle Mittel verfügbar, um die EEG-Umlage zu stabilisieren, heißt es in dem BEE-Positionspapier.

Im Gebäudesektor muss dagegen die Austauschrate fossiler Heizungen durch Erneuerbare Heizsysteme beschleunigt werden. Etwa durch eine Ausweitung der Austauschprämie auf alte Kohlekessel und Nachtspeicherheizung könnte ein wichtiges Signal in den Markt gesetzt werden. „Für kommunale Wärmenetze, die bisher fast ausschließlich durch fossile Brennstoffe gespeist sind, ist eine öffentliche Investitionsoffensive angebracht: Großwärmepumpen, große Solarthermie, Tiefen-Geothermie und Biomasseheizkraftwerke brauchen einen gezielten Markthochlauf“, so Peter.

Im Mobilitätsbereich sollte der Auf- und Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektroautos forciert und das Tankstellennetz für Wasserstoff- und Biogas-Fahrzeuge ausgeweitet werden. „Es darf keinesfalls eine Kaufprämie geben, die auf Diesel und Benziner setzt, denn diese sind ein Auslaufmodell und stehen allen Klimaschutzbestrebungen entgegen“, fordert die BEE-Präsidentin weiter.

Forderung nach einem nachhaltigen Konjunkturprogramm ist nicht neu

Zuletzt hatte bereits der Thinktank Agora Energiewende über 50 Maßnahmen für mehr Klimaschutz in den Bereichen Industrie, Verkehr, Gebäude und Energiewirtschaft gefordert. Klimaneutralität müsse demnach das Leitmotiv für ein 100 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm sein.

Forscher der Oxford University hatten bereits Anfang Mai eine Analyse möglicher Konjunkturpakete als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie veröffentlich, die zeigt, dass sich die Themen Wirtschaft und Umwelt gut ergänzen lassen. Dabei kurbeln grüne COVID-19 Konjunkturpakete nicht nur die angeschlagene Weltwirtschaft an, sondern halten gleichzeitig den Klimawandel auf. Außerdem schaffen Investitionen in Erneuerbare Energien, Naturkapital und die Gebäudeeffizienz Jobs und senken Kosten.

Auch die fünf Wirtschaftsweisen (Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) empfohlen kürzlich ein Konjunkturpaket, dass vornehmlich dem Strukturwandel helfen soll. Mittels einer Reform der Energiepreise sollen Haushalte und Unternehmen entlastet sowie gleichzeitig ökologisch fragwürdige Preisverzerrungen behoben werden. Dies unterstütze unter anderem die Transformation hin zu einem klimafreundlichen Energiesystem.

Jetzt handeln!

Der Druck auf die Bundesregierung wächst damit weiter, die Corona-Krise als Chance für einen echten Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit zu nutzen. Geld für ein Konjunkturpaket muss sowieso ausgegeben werden, viel Geld. Warum also nicht den Klimaschutz stärken und damit Versäumnisse der letzten Jahre aufholen. jk


Kommentare

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Denkender Bürger 26.05.2020, 20:39:47

Viele glaubn ja leider immer noch, man müsse nur genügend Windräder, Solaranlagen und PV anlagen aufstellen, um von den fossien Eergieträgern loszukommen.

Dem ist eben nicht so !!!

Bei der Energieerzeugung aus Wind uns Sonne treten unweigerlich sog. Dunkelflauten auf, in denen der Energiebedarf höher ist als die durch Wind und Sonne erzeugte Energiemenge. Und genau für diese Zeite brauchen wird ausreichend große Energiespeicher, um die Dunkelflauten überbrücken zu können.

Dieses elementare Problem kommt nur leider in den Betrachtungen immer wieder zu kurz !!!

Dabei steht und fällt die Energiewende genau damit.

Andreas Obergfäll 27.05.2020, 15:04:08

+51 Gut

Solche "Dunkelflauten" (Hochdruckwetter im Winter mit verbreitetem Nebel) können in der Tat einige Tage dauern. Aus diesem Grund sind Wasserkraftwerke, Biogaskraftwerke und natürlich Speicher (auch Power to Gas) notwendig. Und we nn das Hoch über Deutschland liegt, sind die notwendigen Tiefs außen rum. Dann muss auch mal Strom aus Spanien, Schottland, Norwegen oder Polen importiert werden.

Denkender Bürger 27.05.2020, 20:39:58

+50 Gut

@ Andreas Obergfäll

 

Dann mal ein Stück weiter denken:

Synthetisch erzeuges Gas könnte man transprotieren und exportieren wie heute die Saudis das Erdöl.

Und speichern könnte man es ebenso problemlos - ein entsprechender Gastank würde in Zeifel genügen.

Wäre auch eine Chance und praktische Wirtschafthilfe für Wüstenländer - die ja nun wirklich genug Platz für PV-Anlagen haben.

Jürgen Freyer 27.05.2020, 15:51:05

Lieber Denkender Bürger,

wie hieß der Titel ??? "Die Energiewende als nachhaltiges Konjunkturprogramm nutzen"

Da ging es nicht darum, die einzelnen Maßnahmen auf dem Weg zu 100% EEN zu beschreiben - sondern darum, die jetzt nötigen Investitionen zielgerichtet für diesen Weg zu 100% EEN zu nutzen.

Dass da auch der Ausbau von Speichern nötig ist, ist seit der Fraunhoferstudie "ENERGIESYSTEM DEUTSCHLAND 2050" von 2013, die seither kontinuierlich fortgeschrieben und an die reale Situation angepasst wird, hinlänglich bekannt. Die Wissenschaft war also schon sehr fleißig - es liegt lediglich an der Politik, die Weichen entsprechend zu stellen.

Und genau das fordert der obige Artikel...

 

Bleibt gesund und LG Jogi

Denkender Bürger 27.05.2020, 20:24:36

+52 Gut

In diesem Zusammenhang mal eine interessante Geschichte:

Zu meiner Studentenzeit mitte der 90-er Jahre gab es mal die Idee, mit der in Windkraftanlagen und PV-Anlagen erzeugten Energie Pumpspeicherwerke zu befüllen und sich dann bedarfsweise daraus zu bedienen. Als Interimslösung, bis die Brennstoffzellentechnologie soweit ist, daß sie uns mit sythetisch erzeugtem Gas genügend Speicher befüllen kann.

Wurde unter Fachleuten auch kontrovers debattiert - wurde aber allgemein als vernüftig und praktikabel angesehen.

Nur war es damals bezeichnender Weise gerade die Öko-Lobby, die diese Pläne wegen der mit dem Bau von Pumpspeicherwerken unweigerlich einher gehenden Umwelteingriffe vehement abgelehnt hat. Auf den Streit um das Pumspeicherwerk Goldisthal in Thüringen sei stellvertretend verwiesen.

Hätte man ddiese Idee seinerzeit konsequent weiter verfolgt und umgesetzt - wie könnten heute mit der Energiewende schon viel weiter sein!

Es waren also bezeichnender Weise genau jene Leute, die heute am lautesten nach einem Kohleausstieg schreien, die seinerzeit einen erfolgversprechenden und technisch praktikablen Einstieg in den Ausstieg aus der Kohleverstromung erfolgreich vereitelt haben!

Denkender Bürger 29.05.2020, 02:22:32

Keine Chance leichtfertig vertun

 

Man sollte vor allem nicht den Fehler machen, dei sich dabei auftuende Chance für Wüsten-Länder leichtfertig zu vertun:

Diese hätten genug Platz für PV-Anlagen und Windräder.

Damit könnte man diese Nutzen, um Energie aus Sonne und Wind dort zu gewinnen.

Der notwenige Transort der gewonnenen Energie in Industrieländer wäre in Form von synthetisch erzeugten Gas - egal ob es sich dabei um synthetisch erzeugten Wasserstoff oder um synthetisch erzeugtes Methan handelt keinallzu großes technisches Hindernis:

Einfach in eine Pipeline schicken oder in einen geeigneten Tank stecken - und die betreffenden Känder könten synthetisch erzeugtes Gas expoertieren wie heute die Saudis das Erdöl oder die Russen das Erdgas.

Das hätte zwei Vorteile:

Man müßte in anderen Ländern nicht die landschaft mit Windparks spargeln oder mit PV-Parks verschandeln und hätte gleichzeitig den Wüstenländern eine praktische Wirtschaftshilfe gegeben, indem man sie zu Enerielieferanten macht.

Außerdem bräuchte man in den Industrieländern die vorhandne Invrastruktuktur zum Energietransport nur den neuen Bedingungen anzupasen und nicht völlig Neues aufbauen.

Und das Speicherpoblem wäre mit syntetisch erzeugtem Gas auch gelöst, weil sich dieses relativ unproblematisch in Tanks oder unterirdischen Kavernen speichern läßt.

Alles Umstände, die man jetzt unbedingt berücksichtigen sollte, um die Sache in die richtigen Bahnen zu lenken.


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