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Corona- und KlimakriseDie Internationale Energieagentur wirbt jetzt für Erneuerbare

Windräder im Sonnenuntergang
Mehr Erneuerbare Energien und weniger Kondensstreifen – nach der Corona-Krise wird die Energiewirtschaft eine andere werden, sagt jetzt auch die IEA. (Foto: Pixabay / Free License)

Eine durch die Corona-Pandemie lahmgelegte globale Wirtschaft führt laut Weltenergiebericht zum historischen Rückgang des weltweiten Energiebedarfs und der CO2-Emissionen. Die IEA ruft Regierungen auf, jetzt in saubere Energiesysteme zu investieren.

04.05.2020 – In ihrem aktuellen Weltenergiebericht prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA), dass in Folge der Coronavirus-Pandemie mit massivem Herunterfahren der globalen Wirtschaft die weltweiten CO2-Emissionen in diesem Jahr um über acht Prozent sinken werden. Beim weltweiten Energiebedarf wäre laut Studie ein Rückgang um sechs Prozent zu erwarten. Das wären historische Zahlen – denn selbst beim Konjunktureinbruch nach der Finanzkrise 2009 sei der Rückgang in absoluten Zahlen nicht so groß gewesen, stellen die Studienautoren im Vergleich fest.

„Kein Anlass zum Jubel“, kommentiert Exekutivdirektor der IEA Faith Birol das Ergebnis – denn die Pandemie fordere viele Tote und sei ein nachhaltiges Trauma für die Wirtschaft und die Menschen. Daher brauche es nun eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Krisenbewältigung. Birol forderte die Regierungen aller Länder der Welt dazu auf, den Wiederaufbau nach der Pandemie auf umweltfreundlichere Energiesysteme auszurichten. Die Erneuerbaren seien jetzt wettbewerbsfähig und müssten rasch vorangebracht werden, um eine verlässliche Versorgung in Zukunft sicherzustellen.

Paradigmenwechsel bei der IEA?

Ein solch eindringliches Signal zu Investitionen in umweltfreundliche Energiesysteme von Seiten der Internationalen Energieagentur ist neu. „Interessant, wie die IEA für staatliche Unterstützung der Erneuerbaren Energien warb“ kommentiert auch BEE-Präsidentin Simone Peter die Aussagen Birols auf Twitter. Gibt es jetzt also einen Paradigmenwechsel bei der IEA, die mithin als Fürsprecher der Öl- und Gasindustrie gilt?

Ein Virus macht den Unterschied

Infolge der Corona-Krise ist die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen massiv gesunken und das werde noch lange anhalten, vermuten die Studienautoren. Die radikalen Maßnahmen zur Eindämmung der Virusverbreitung haben zu massiven Einschränkungen des Reiseverkehrs und der Weltwirtschaft geführt. Das verursache den größten Rückgang der weltweiten Ölnachfrage seit 25 Jahren. Die Ölmarktpreise sind massiv eingebrochen. Der Nachfragerückgang bei fast allen fossilen Brennstoffen sei enorm. Auch die Nachfrage nach Gas wird laut Bericht nach einem Jahrzehnt stetigen Wachstums voraussichtlich um schätzungsweise fünf Prozent sinken, die Nachfrage nach Kohle um acht Prozent gegenüber 2019.

Die Auswirkungen der Krise auf den Energiebedarf hängen von der Dauer und der Strenge der Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus ab. Laut IEA könnte jeder Monat der weltweiten Sperrung auf dem Niveau von Anfang April den jährlichen globalen Energiebedarf um etwa 1,5 Prozent senken. Der Energiebedarf in den USA werde dann voraussichtlich in diesem Jahr um etwa neun Prozent und in der Europäischen Union um elf Prozent sinken.

Erneuerbare Energien sind krisensicher

Erneuerbarer Strom, so heißt es im Bericht, werde in Zukunft die einzige Energiequelle sein, die derartigen Krisen standhält. Der steigende Anteil Erneuerbarer Energien an der weltweiten Stromversorgung in Verbindung mit dem Einbruch der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen mache deutlich, dass sauberer Strom in diesem Jahr seine bislang größte Rolle im globalen Energiesystem spielen werde. So könnten die Erneuerbaren Energien, vor allem Solar- und Windenergie, in diesem Jahr voraussichtlich – trotz derzeitiger Lieferengpässe etwa bei Solarmodulen – um fünf Prozent wachsen und dann rund 30 Prozent des weltweit rückläufigen Strombedarfs ausmachen, prognostizieren die Studienautoren. Zur Bewältigung der globalen Krise rät die IEA fossil ausgerichteten Unternehmen jetzt umzuplanen. Die Regierungen ruft sie auf, dazu saubere Energie in den Mittelpunkt ihrer Konjunkturpakete zu stellen.

Die Energiewirtschaft wird nach der Krise eine andere sein

Für eine Prognose zu den längerfristigen Auswirkungen sei es noch zu früh, so Birol. Doch die Energiewirtschaft, die aus dieser Krise hervorgeht, werde sich erheblich von der vorherigen unterscheiden. „Diese Krise hat das tiefe Vertrauen moderner Gesellschaften in eine zuverlässige Stromversorgung zur Unterstützung von Gesundheitssystemen, Unternehmen und den grundlegenden Annehmlichkeiten des täglichen Lebens bestätigt“, so Birol. Das sollte man jedoch nicht für selbstverständlich halten. Größere Investitionen und intelligentere Richtlinien seien in Zukunft erforderlich, um die Stromversorgung zu sichern. „Investitionen in diesen Bereichen könnten Arbeitsplätze schaffen, die Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen und die Welt in Richtung einer widerstandsfähigeren und saubereren Energiezukunft lenken“, so die IEA. Späte (virale) Erkenntnisse… na


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