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KlimafinanzierungEU-Emissionshandel 2021 brachte Rekordeinnahmen

Pakete mit Aufschrift 500.000 Tonnen CO2
Jedes Land und Unternehmen hat seine CO2-Päckchen zu tragen – wer zu viel hat, muss immer mehr zahlen. (Foto: System Change not Climate Change / Flickr / CC BY-SA 2.0)  

Der Europäische Emissionshandel hat dem Bund in 2021 Auktionserlöse in Höhe von 5,3 Milliarden Euro beschert, doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Die Einnahmen fließen in den Klimaschutz und werden anteilig zur Stabilisierung der Stromkosten genutzt.

06.01.2022 – Zu den Einnahmen aus dem Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) kommen mit dem Zertifikateverkauf beim neuen nationalen Emissionshandelssystem (nEHS), das seit 2021 die Sektoren Wärme und Verkehr umfasst, nochmal rund 7,2 Milliarden Euro, berichtet das Umweltbundesamt (UBA). Die Gesamteinnahmen aus beiden Systemen beliefen sich damit für das Jahr 2021 auf rund 12,5 Milliarden Euro und fließen in den Energie- und Klimafonds (EKF). „Die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung leisten einen wichtigen Beitrag für die Umsetzung der Energiewende, finanzieren Klimaschutzprojekte und werden außerdem zur Entlastung der Verbraucher genutzt“, erläutert UBA-Präsident Dirk Messner. „Damit zeigen wir, dass ⁠ Klimaschutz ⁠ und sozialer Ausgleich Hand in Hand gehen können. Dies kann und muss auch mit weiter steigenden CO₂-Preisen möglich sein.“

Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im UBA ist für den Vollzug des nationalen Emissionshandels und des Europäischen Emissionshandels in Deutschland zuständig. Die Leipziger Energiebörse EEX ist mit der Veräußerung von entsprechenden Berechtigungen und nEHS-Zertifikaten beauftragt. Der EU-ETS zielt seit 2005 darauf ab, die Treibhausgasemissionen von Kraftwerken, Industrieanlagen und seit 2012 auch des innereuropäischen Luftverkehrs zu begrenzen. Im Jahr 2021 wurden insgesamt rund 101 Millionen Emissionsberechtigungen im Gesamtwert von über 5,3 Milliarden Euro für Deutschland an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig versteigert.

Der EU-ETS funktioniert nach dem Prinzip des sogenannten Cap & Trade. Eine Obergrenze (Cap) legt fest, wie viele Treibhausgas-Emissionen von den emissionshandelspflichtigen Anlagen insgesamt ausgestoßen werden dürfen. Aufgrund der sinkenden Maximalmenge insgesamt handelbarer Zertifikate im Emissionshandel sind es sechs Millionen Emissionsberechtigungen weniger als im Vorjahr.

Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um mehr als zwei Milliarden Euro, was an dem gestiegenen Durchschnittserlös pro Berechtigung liege, so das UBA. Dieser stieg von 24,61 Euro im Jahr 2020 auf 52,50 Euro im Jahr 2021 und hat sich damit mehr als verdoppelt. Seit Beginn der Versteigerungen im Jahr 2010 wurde dabei am 17. Dezember mit 82,25 Euro der höchste Preis bei einer deutschen Auktion erzielt.

Ergänzend zum EU-ETS startete 2021 in Deutschland das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) für die Bereiche Wärme und Verkehr, um dort den klimaschädlichen CO₂-Ausstoß zu senken. Bis 2022 seien zunächst nur die Hauptbrennstoffe Benzin, Diesel, Heizöl, Flüssig- und Erdgas Teil des nEHS, berichtet das UBA, ab 2023 kämen alle weiteren Brennstoffe hinzu, darunter auch die besonders klimaschädliche Kohle.

Im Rahmen des nEHS gilt zunächst ein gesetzlich festgelegter Festpreis bis 2025. Der Festpreis für ein nEHS-Zertifikat und damit für eine Tonne CO₂ startete im Jahr 2021 mit 25 Euro, soll bis 2025 schrittweise auf 55 Euro ansteigen und ab 2026 in ein Auktionsverfahren übergehen. Seit Verkaufsbeginn im Oktober 2021 wurden laut UBA insgesamt rund 287 Millionen nEHS-Zertifikate zu einem Festpreis von 25 Euro im Gesamtwert von rund 7,2 Milliarden Euro an der EEX verkauft.

Sämtliche Einnahmen aus dem EU-ETS und dem nEHS fließen in den sog. Energie- und Klimafonds (EKF). Der Fonds fördert Klimaschutzmaßnahmen, darunter Erneuerbare Energien, Energieeffizienzinvestitionen, nationale und internationale Klimaschutzprojekte, Elektromobilität und die Erweiterung des Nationalen Aktionsplans für Energieeffizienz. Für das Haushaltsjahr 2021 wurden außerdem über den EKF 4,7 Mrd. Euro aus Erlösen des nEHS zur Absenkung der EEG-Umlage verwendet, berichtet das Umweltbundesamt. Durch den Zuschuss konnte der Strompreisanstieg in Deutschland gedrosselt werden. Die unmittelbar aus den Erlösen resultierende Entlastung der EEG-Umlage lag für das Jahr 2021 bei 1,37 ct/kWh.

Die Ampelkoalition hat sich indes zum Ziel gesetzt, die EEG-Umlage ab 2023 komplett abzuschaffen. Der Ausbau der Erneuerbaren soll verstärkt durch Einnahmen aus dem CO2-Preis und dem Bundeshaushalt finanziert werden.

International will die neue Außenministerin Annalena Baerbock Klimapolitik zur Priorität machen. Im Rahmen der anstehenden G7-Präsidentschaft Deutschlands wird 2022 die Gründung eines internationalen Klimaclubs angestrebt und dabei u. a. die Etablierung eines globalen Emissionshandelssystems, das mittelfristig zu einem einheitlichen CO2-Preis führen soll. Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow wurde im November letzten Jahres das letzte Kapitel des Regelwerks des Pariser Übereinkommens verabschiedet. Unter Artikel 6 sind die Regeln für den internationalen Emissionshandel verabschiedet. Lambert Schneider, Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik am Öko-Institut, war an den Verhandlungen zum Artikel 6 beteiligt. „Die in Glasgow festgezurrten Regeln für internationale Kohlenstoffmärkte machen wichtige Vorgaben, aber lassen auch Schlupflöcher. Ob dieses Regelwerk eine positive Klimawirkung entfaltet, hängt entscheidend davon ab, wie Länder und Unternehmen es nutzen werden“, so der Experte. na


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