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1,5-Grad-ZielForscher legen Plan für Kohleausstieg bis 2030 vor

Kohlekraftwerk von RWE
Bis 2020 könnten bereits 16 Gigawatt Kohlekraftwerksleistung stillgelegt werden. (Foto: pixabay.com, CC0 Creative Commons)

Damit die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann, muss Deutschland bis 2030 komplett aus der Kohle aussteigen. Das fordern Forscher aus Berlin. Bereits bis 2020 müssten demnach 16 Gigawatt an Kohleleistung vom Netz gehen.

25.10.2018 – Pünktlich zur gestrigen Sitzung der Kohlekommission hat das Berliner Forschungsinstitut Climate Analytics einen Bericht veröffentlicht, in dem es einen kompletten Kohleausstieg bis 2030 fordert. Nur so könne Deutschland seinen Beitrag für die Einhaltung der Pariser Klimaziele leisten – und ganz nebenbei auch noch das eigene Emissionsziel für 2020 erreichen. Damit gehen die Forscher in ihrer Analyse auch auf die jüngsten Erkenntnisse aus dem Sonderbericht des Weltklimarats ein, wonach für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels ein globaler Kohleausstieg bis 2050 notwendig ist.

Ein schneller Kohleausstieg hätte außerdem keinerlei Einschränkungen für die Versorgungssicherheit in der Bundesrepublik, so die Analyse des gemeinnützigen Klima- und Politikinstituts. Damit wird auch der immer wieder vernehmbaren Sorge, dass bei einem Kohleausstieg „die Lichter ausgehen“, Rechnung getragen. Ebenfalls könne der Ausstiegsprozess sozialverträglich vonstattengehen und hätte aufgrund der reduzierten Luftverschmutzung einen erheblichen Nutzen für das Gesundheitssystem.

Frischen Wind in die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende bringen„Durch den schnellen Ausstieg aus der Kohle zur Stromerzeugung bis 2030 könnte Deutschland sein Emissionsziel für 2020 erreichen, durch die Verringerung der Luftverschmutzung massive Gesundheitsgewinne im ganzen Land erzielen und dringend benötigten frischen Wind in die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende bringen“, so Carl-Friedrich Schleußner, Leiter der Abteilung Klimafolgen bei Climate Analytics.

38 Prozent Kohlestrom

Zurzeit haben die Braun- und Steinkohlekraftwerke immer noch einen gemeinsamen Anteil von über 38 Prozent an der Nettostromerzeugung in Deutschland. Dabei konnten die Erneuerbaren aufgrund einer starken Photovoltaik-Erzeugungsleistung im bisherigen Jahr 2018 erstmals über 40 Prozent des Stroms produzieren.

16 Gigawatt Kohle bis 2020 stilllegen

Damit Deutschland für die Erreichung seiner Klimaziele wieder auf Kurs kommt, müssten schon vor dem Jahr 2030 erhebliche Kohlekraftwerkskapazitäten vom Netz genommen werden, so die Forscher. „Nach dem von uns in diesem Bericht vorgeschlagenen Pfad müssten bis 2020 rund 16 Gigawatt (GW) Kohlekraftwerksleistung stillgelegt werden, was ein wichtiger Schritt zur Erreichung des deutschen Emissionsminderungsziels 2020 wäre“, sagt Paola Yanguas Parra, Leiterin der Studie und Analystin für Klimapolitik bei Climate Analytics.

Damit würde die Bundesrepublik auch den übrigen EU-Ländern sowie der internationalen Gemeinschaft signalisieren, dass sie es weiterhin ernst meint mit der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens und der Bekämpfung des Klimawandels. Man könne schließlich auch seinen Ruf als Klimaschutzvorreiter erneuern, so Parra.

Zwei Ausstiegsszenarien

Dafür werden in dem Bericht des Berliner Forschungsinstituts zwei unterschiedliche Möglichkeiten für einen Kohleausstieg aufgezeigt. So könnten einerseits zunächst die klimaschädlichsten Kohleblöcke vom Netz gehen, was aus Sicht von Umwelt- und Klimaschutz am sinnvollsten wäre. Die CO2-Emissionen ließen sich dadurch besonders schnell reduzieren. Andererseits könnten auch die am wenigsten wirtschaftlichen Blöcke als erste geschlossen werden, was vor allem aus Sicht der Kraftwerksbetreiber sinnvoll wäre.

Versorgungssicherheit ist beherrschbar

Unabhängig vom eingeschlagenen Weg seien die Herausforderungen der Versorgungssicherheit im Rahmen eines klar strukturierten Kohleausstiegs auf jeden Fall beherrschbar, so die Forscher. Werde der Kohleausstieg hingegen über das Jahr 2030 hinaus verzögert, könne es zu deutlich abrupteren Veränderungen kommen – mit entsprechend negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen. Dann könnten umbruchsartige Kraftwerksschließungen nötig sein, um wieder auf den Weg für das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu gelangen.

„Deutschlands historische Führungsrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und die Vorreiterrolle bei der Transformation des Energiesystems durch die deutsche Energiewende hat globale Wirkung gezeigt und dazu beigetragen, die Voraussetzungen für ein schnelles globales Handeln zu schaffen“, sagt Schleußner. „Jetzt ist die nächste große Herausforderung der Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030.“ jk


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