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RumänienKohleausstieg und nukleare Kraftwerkspläne

Atomkraftwerk in Rumänien
Nuclearelectrica ist Betreiber des bisher einzigen Atomkraftwerkes in Rumänien in Cernovodă, 60 km von der Schwarzmeerküste entfernt. (Foto: RizeaLavinia auf Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Bei der Energiewende setzt Rumänien auch auf Gas und Atomkraft. Den Kohleausstieg peilt das Land für 2030 an. Unweit der rumänischen Hauptstadt soll noch in diesem Jahrzehnt ein Mini-AKW entstehen, Gasvorkommen im Schwarzen Meer erschlossen werden.

06.06.2022 – In Rumänien ist der Stromerzeugungsmarkt im Umbruch. Die rumänische Regierung hat angekündigt, den Kohleausstieg zwei Jahre früher als ursprünglich geplant zu vollziehen – bereits 2030. Ein entsprechendes Gesetz soll zeitnah verabschiedet werden, wie das Netzwerk Europe Beyound Coal berichtet. Zudem ist laut Angaben von Greenpeace Rumänien geplant, dass der rumänische Staat für jeden entlassenen Bergarbeiter Photovoltaikanlagen mit einer Mindestleistung von drei bis fünf Kilowatt kauft. Das sind positive Signale, doch die Medaille hat auch eine Kehrseite.

Rumänien gehört zu den Ländern innerhalb der EU, die Kernenergie und Erdgas als Übergangstechnologien auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 anerkennen. Das Land plant große Investitionen in Gas und Atomkraft.

Zum einen will die Regierung Gasvorkommen im Schwarzen Meer erschließen. Noch Ende letzten Jahres zeigte sich der rumänische Energieminister optimistisch, dass ab 2026 zehn Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr gefördert werden könnten.

Partnerschaft mit USA beim Ausbau der Kernenergie

Atomkraft in Gestalt kleiner modularer Reaktoren (SMR, Small Modular Reactor) steht ebenfalls auf der Agenda zur Energiewende. Vor zwei Wochen kündigte Nuclearelectrica an, am Standort Doicești im Kreis Dâmbovița sechs SMR mit einer Gesamtleistung von 462 Megawatt errichten zu wollen.

Mehrheitseigner von Nuclearelectrica ist der rumänische Staat. Hauptpartner bei dem Vorhaben ist das amerikanische Unternehmen NuScale, das sein Konzept auf Forschungsergebnisse des amerikanischen Energieministeriums stützt und seit 2003 in privater Hand die Entwicklung von kleinen Reaktoren vorantreibt, allerdings bis heute keinen in Betrieb befindlichen Reaktor gebaut hat. Bis Mitte des Jahrzehnts will NuScale seinen ersten Reaktor in Idaho/USA in Betrieb nehmen, der Reaktor in Rumänien wäre dann das erste Projekt außerhalb der USA. Er soll Ende des Jahrzehnts in Betrieb gehen.

Die Finanzierung zur Standortsuche kam von der Agentur für Handel und Entwicklung der Vereinigten Staaten (USTDA). Die US-Exim-Bank bekundete Interesse an der Finanzierung des Vorhabens. Und auch die Bank of Japan mischt mit, sie hält ein 110 Millionen Dollar schweres strategisches Investement bei NuScale.

Errichtet wird das Mini-AKW in Doicesti, 90 Kilometer nordwestlich von Bukarest. Hier nutzt Nuclearelectrica die Infrastruktur eines stillgelegten Wärmekraftwerkes, das aus Kohle und Gas gespeist wurde. Auch die örtlichen Behörden sehen in dem Projekt Chancen zur positiven Entwicklung der Region.

Atomkraft ist keine Alternative

Angesichts dieser fatalen Fehlentscheidung fällt es schwer, den vorgezogenen Kohleausstieg zu begrüßen. Nicht nur die großen Risiken der Atomkraft verbieten es, sie als nachhaltig zu bezeichnen. Vor allem ihr Preis und das langsame Tempo ihrer Einsatzbereitschaft sind angesichts der Alternativen mit Erneuerbaren Energien K.O.-Kriterien, die aber ausgeblendet werden, um bestehende Investments nicht zu gefährden. So kommt es zur Konkurrenz bei der Finanzierung der Energiewende.  Milliarden fließen in Technologien, die längst als untauglich ausgemustert sein sollten.

„Überall, wo neue Atomkraftwerke gebaut werden, sehen wir, dass die Kosten- und Zeitpläne um ein Vielfaches gerissen werden. Das bedeutet: Die Atomkraft ist nicht nur viel, viel teurer als die Erneuerbaren, sondern es braucht eben auch relativ lang, bis wir dann letztlich überhaupt auf diese Kapazitäten auch zurückgreifen könnten“, formuliert Carolin Dähling von Green Planet Energy. Aktuelles Beispiel ist der Bau des Kernkraftwerkes Hinkley Point in England.

Nicht nur in Rumänien, auch in Bulgarien, Tschechien, Polen, Estland und Schweden ist der Bau von kleinen modularen Kernkraftwerken nicht ausgeschlossen. Frankreich, dass traditionell auf die Atomkraft setzt und rund 70 Prozent seines Stroms mit Kernenergie erzeugt, will ebenfalls an der Technologie festhalten – allerdings mit dem Bau von Druckwasserreaktoren (EPR). Nicht nur in Hinkley Point läuft das Projekt aus dem Ruder. Auch im französischen Flamanville wurde die Inbetriebnahme des EPR-Reaktors erneut verschoben. Baubeginn war 2007, Inbetriebnahme sollte 2012 sein, nun ist sie für 2023 angekündigt.  pf


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